...die Dämmerung bricht herein, es ist an der Zeit ins sichere Heim zurückzukehren. Die allabendliche Ausgangssperre beginnt gleich. Es ist der 5. Mai im Jahre 2017. Seit knapp zwei Monaten herrscht Bürgerkrieg. Alles begann kurz nach der Wahl des Bundespräsidenten der, wie lange davor prophezeit, Norbert Hofer heißt. Jubelnd und fahnenschwingend begrüßte ihn die Volksmenge, die ihn zu ihrem Repräsentanten gewählt hat. Es war eine knappe Entscheidung mit 125% zu 8%! Doch nun war es amtlich. Der erste Volksvertreter, der ohne Wahlbetrug ins Amt kam, wurde noch am selben Tag angelobt. Von nun an sollte alles besser werden.

Doch das Volk, welches seine Entscheidung wohl durchdacht hatte, wurde alsbald eines Besseren belehrt.

Eigentlich fing alles ganz harmlos an. Die Parteigetreuen der KBP (KornBlumenPhalanx) lösten die überforderte Exekutive ab und patrolierten in geordneten Gruppen, gut erkennbar an den Keulenhosen und blauen Hemden durch die Ballungszentren und hielten die öffentliche Ordnung aufrecht.

Sonntags gab es in den einzelnen Gauen (ehemals Bundesländer genannt)Fackelmärsche unter Fanfarengetöse und der vom neuen Staatsführer ernannte Kanzler hielt martialische Ansprachen. Deren Inhalt, stets die Sorgen und Ängste des Volkes, jeden Zweifel in Luft auflösen konnten

Ein beschleunigter Austritt aus dem europäischen Sklavenbund, eine Woche nach Amtsantritt, brachte dem Land einen gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung, und die Einführung einer stabilen Währung, dem Bläuling, stärkte auch die Kaufkraft.

Doch leider gab es auch einige die nicht mit dem neuen System einverstanden waren, die einfach nicht verstehen wollten, dass stets alles in der Politik zum Wohle des Volkes geschieht.

Die neue Opposition. Zugegeben, es war ein Fehler diese nicht gleich zu internieren oder ins Exil zu schicken, doch wer konnte ahnen dass die Umerziehungsmaßnahmen keinerlei Erfolg zeigen würden. Und jeden einzelnen der Aufständischen zu erfassen gestaltete sich insofern schwierig, als ein großteil durch ihre Maskierung durch die Gesichtserkennung fiel, und ihr Protest ja seit je her still und gesittet ablief, und so auch der Öffentlichkeit nicht besonders auffiel.

Gut, der Widerstand war auch schlecht organisiert. Nach dem Verbot nichtstaatlicher social medias, war es schwierig sich zu organisieren und terminlich abzustimmen.

Doch auch wenn es erst schwach zu gären begann, war es sofort klar, dass der Widerstand noch Probleme bereiten würde. Und so kam es dann auch. Der erste Putschversuch fand am 22.Dezember statt, konnte aber innerhalb weniger Minuten niedergeschlagen werden, da zum einen der Geheimdienst davon wusste, Spitzel in diversen Reformläden lieferten Hinweise, und zum anderen weil die mit grünen Wachsmalstiften, absolut bienenwachsfrei, geschriebenen Handzettel so unleserlich waren, dass die einzelnen Zellen des Widerstands, den Aufruf "Heute Putschversuch. Ausgangspunkt Rathaus" falsch verstanden und stattdessen Punsch versuchten, am Christkindlmarkt, am Rathausplatz.

Die Regierung war gewarnt und kurbelte sogleich die Propagandamaschinerie an und gab dem staatlichen Fernsehen den Auftrag, Systemkritische Serien wie die Biene Maya oder die Schlümpfe zu entfernen. Ebenso wurden Zensurmaßnahmen eingeleitet. Dies betraf alles was regimefeindlich eingestuft werden konnte, wie z.B. "10 kleine Negerlein", das Kartenspiel "Schwarzer Peter", "Rotkäppchen", "Grün grün grün sind alle meine Kleider". Dafür wurde eine Sonderausstellung zu Kandinskis "blauer Reiterphase" dem Volk dargeboten.

Doch trotz allem wuchs das Netz des Widerstands weiter. Und dann am 10. März 2017 verlagerte sich die Auflehnung auf die Straße. Grüne Truppen, Ausgestattet von Birkenstock trafen auf das top ausgerüstete Staatstreue Heer. Wüste Schimpftiraden, Teddybären und Kakteen mit Tofutreibladung hagelten auf die tapferen Landser, Bergler, Urbanier und Seer in den Reihen des Heeres. Somit war klar dass die Deeskalation nur unter Waffeneinsatz erfolgen konnte. Als jedoch Kampfmittel aus der Lieferung der ungarischen Verbündeten, extra scharfes Paprikapulver,zum Einsatz kamen, eskalierte der Konflikt.

Seither befindet sich das Land im Bürgerkrieg. Demokratische Länder wie der Kongo oder Nordkorea haben längst ihre Botschafter abberufen. Angola und die Faröer haben Sanktionen verhängt. 150.000 Syrische und Afghanische Familien sind in ihre Herkunftsländer zurückgekehrt um etwaigen Gräueltaten zu entgehen. Das Volk leidet unter abendlicher Ausgangssperre seit Lokale um spätestens 04:00 schließen müssen und auch unter

der Lebensmittelknappheit die deren Preise ins Unermessliche treiben. Kostet das Kilo hochwertiges Fleisch mittlerweile €3,50. Die Geheimpolizei, erkennbar an den gelben Warnwesten, nimmt im Minutentakt Verhaftungen vor, was dem hohen Personalstand zu verdanken ist.

Früher oder später ist der Widerstand, dem sich mittlerweile auch die Kreiskynisten angeschlossen haben, und auch von der schwarzen Kammer Rückendeckung erhalten, erledigt. Vermutlich war auch das Bellen als Schlachtruf schlecht gewählt.

Jedes mal wenn ein Regimegegner zur Exekution gebracht wird, ertönt kurz davor, abschreckend für Jedermann und Jederfrau ein lauter Signalton...

Frrrrt....frrrrt....frtttt...gerade wieder.

Ach. Der Wecker.

Immer wenn Wahlen ins Haus stehen hab ich echt seltsame Träume. Nur gut, dass eine Wahl, wie bisher auch, nicht wirklich etwas verändert....

(p.s. nichtsatirisch Bewanderte mögen sich den Text einfach erklären lassen)

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