Wie kann es eigentlich sein, dass eine Pseudodoku auf RTL schon 2004 behirnt hat, was unsere Gesellschaft einfach nicht schnallen will? Eine einfache, aber wirksame pädagogische Regel, die sich im Fernsehen plakativ in der "stillen Treppe" manifestierte.

Attentäter wollen, wie bockige, aggressive Kinder, nur eines: Aufmerksamkeit. Für sich oder für ihre politische oder religiöse Sache. Und jedes verdammte Mal bekommen sie sie. Auch jetzt, nach den Vorfällen in Berlin. Die Massenmedien und die Foren laufen heiß mit tausenden Fragen und unterschiedlich qualifizierten Antworten: Wer war der Täter? Woher kam er? War es ein Einzeltäter oder gehörte er einer terroristischen Zelle an? Warum und weshalb und wieso?

Wie stellen diese Fragen reflexhaft und machen uns damit zu den Erfüllungsgehilfen des Täters, weil wir damit seine Geschichte erzählen und seine Botschaft verbreiten. There´s no such thing as bad press. Terroristen - egal ob ideologisch gedrillte Selbstmordattentäter oder verwirrte Amokläufer - wollen uns zwingen sie zu beachten und ihnen zuzuhören und es gelingt ihnen jedes Mal.

Die Fragen, die uns umtreiben, sind verständlich, aber nicht sinnvoll. Ich kenne den Täter von Berlin und auch alle anderen, die in Menschenmengen fahren, Leute erschießen, sich und andere in die Luft sprengen. Das sind Arschlöcher. Punkt. Es ist mir völlig egal welchen absurden Grund sie sich in ihren kranken Hirnen zusammen fantasiert haben, um ihre Tat zu rechtfertigen. Ob sie glauben, dass Allah ihnen dafür im Jenseits 72 Jungfrauen schenkt oder dass Mami sie endlich einmal bemerkt. Ob der Führer oder die Mutter Maria ihnen im Schlaf erschienen ist.

Mich interessiert, wer die Opfer waren. Hatten Sie Kinder? Waren sie sozial engagiert? Wo überall wird es jetzt ohne sie ein Loch geben? Kann ich den Familien irgendwo abseits von Facebooktrollen mein Beileid aussprechen? Kann ich sonst irgendwas tun? Gibt es eine Möglichkeit meine Wut und meine Hilflosigkeit in etwas Produktives umzuwandeln anstatt in sinnlosen Hass?

Wenn ein Kind ein anderes schlägt, kümmert man sich vor allem um das geschlagene Kind. Nichtbeachtung löscht unerwünschtes Verhalten. Je weniger Aufmerksamkeit wir den Tätern widmen, umso weniger attraktiv wird das gleiche Verhalten für den nächsten potentiellen Attentäter.

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fischundfleisch

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robby

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