Die bittere Wahrheit: Europa hat keine klaren Grenzen

Für viele Menschen mag das nicht bitter klingen, für einige schon, daher nehmen sie es gar nicht erst wahr. Sie verdrängen es und erzählen stattdessen Unsinn am laufenden Band. Sie hören auf die Populisten, die dummes Zeug vom "Schutz der Außengrenzen" faseln.

Europa hat keine "Außengrenzen". Wo sollen diese genau liegen? Kann man sie bewachen? Beschützen? Nein. Das ist leeres, populistisches Geschwätz, um damit Wahlen zu gewinnen.

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Als Folge ihrer Kriege haben die Europäer untereinander Grenzen gezogen, aber nach außen hin haben sie es verabsäumt oder es ist nicht möglich. Europa ist primär eine Kultur, kein Kontinent, bestenfalls ein Subkontinent - auch darüber ließe sich streiten.

In vielen Schulen dieser Erde wird im Geographie-Unterricht der "Kontinent" Europa als EURASIEN dargestellt, was geographisch korrekt ist. Die Landmassen von Europa und Asien sind miteinander verbunden. Die Landmasse eines Kontinents muss im klassischen Sinn von anderen Landmassen getrennt sein. Das sind Europa und Asien nicht.

Man spricht daher wissenschaftlich korrekt von EURASIEN.

Ein Kontinent (lateinisch terra continens „zusammenhängendes Land“) ist eine geschlossene Festlandmasse. In vielen Sprachen stammt das Wort für Kontinent ebenfalls aus dem lateinischen continens. Im Deutschen gibt es daneben die Bezeichnung Erdteil. (Wiki)

Europa ist geopolitisch ein "Kontinent", Betonung mehr auf "politisch", kann sich aber dort, wo die Landmasse nach Asien reicht, nicht klar abgrenzen. Bezüglich Bosporus und Dardanellen herrscht Übereinstimmung, doch ansonsten ist keine Grenze klar. Bis heute konnte man sich nicht einigen. Griechen und Türken streiten noch immer über ihre Grenzen.

Es gibt unzählige Territorialkonflikte auf der Erde, die europäischen sind nur ein kleiner Teil davon.

Wer in Nikosia ist, der letzten geteilten Hauptstadt Europas, spürt deutlich die zwei Welten, die früher verbunden waren. Paulus von Tarsus, der Begründer des Christentums, war Türke.

Die Altstadt von Istanbul ist europäisch, die restliche Stadt türkisch.

Der türkische Premier Erdogan will die Grenzen in Westthrakien generell neu verhandeln. Die Muslime hätten nicht die gleichen Rechte wie die Christen, meint er.

Die griechisch-türkische Staatsgenze verläuft zu neunzig Prozent in der Ägäis, einem Nebenmeer des Mittelmeers. Ebendort gibt es Gebietsstreitigkeiten ohne Ende. Möglicher Grund: Erdöl in der Ägäis.

Die Streitpunkte:

Die Abgrenzung der Hoheitsgewässer, die Abgrenzung des nationalen Luftraums und des Fluginformationsgebietes, die Abgrenzung der ausschließlichen Wirtschaftszonen und die Nutzung des Kontinentalschelfes, die Frage des demilitarisierten Status einiger Inseln in der östlichen Ägäis (Limnos, Samothrake, Gökçeada, Bozcaada, Tavcan), der Territorialstreit über die kleine unbewohnte Insel Imia/Kardak und die Insel Kastelorizo. (Wiki).

Gegenseitige Territorialansprüche bestehen in der Ägäis unter anderem:

Chios-Straße (GR Ionia ↔ TR Çeşme)

Golf von Kuşadası bei Samos, östliche Ägäis

GR Imia ↔ TR Kardak

Mytilini-Straße (Amali-Halbinsel), nördliche Ägäis. (Wiki)

In Ermangelung einer eindeutigen marinen Grenze wie bei den anderen Kontinenten, die auch geophysikalisch und kulturell erkennbar ist, ist jede Grenzziehung zwischen Europa und Asien eine Frage der Konvention. Tatsächlich gibt es keine völkerrechtliche Definition dieser Grenze.

Diese Diskrepanzen hat Erdogan weidlich ausgenutzt, um daraus Kapital zu schlagen. Sollen die Europäer doch zahlen, wenn sie solche Angst vor Fremden haben!

Russland, das flächenmäßig größte Land Europas, hat ebenfalls Probleme mit der Grenzbestimmung.

Für eine innereurasische Grenze gibt es geografisch gesehen kein eindeutiges Merkmal. Ursprünglich jedoch galten bei den antiken Griechen (vgl. Herodot) Bosporus und Kaukasus als Grenze Europas, zur Zeit der Völkerwanderung und im Mittelalter waren es Bosporus und der Fluss Tanais (Don), die Europa von Asien trennten (vgl. zum Beispiel Jordanes oder Snorri Sturluson).

Die vorläufigen Ergebnisse einer im April/Mai 2010 durchgeführten Expedition der Russischen Geographischen Gesellschaft[6] in Kasachstan haben gezeigt, dass die Grenzziehung zwischen Europa und Asien entlang des Flusses Ural über keine ausreichenden wissenschaftlichen Grundlagen verfügt. Das Problem ist, dass der Südural von seiner Achse abweicht und sich in mehrere Teile gliedert. Die Berge flachen allmählich ab und verlieren ihre Bedeutung als geografische Grenze. Die Flüsse Ural und Emba (der – nach von Strahlenberg – auch als Grenzfluss galt; siehe Linie A) als weitere geografische Grenze anzunehmen, ist wenig sinnvoll, da das Gelände auf beiden Seiten der Flüsse ähnlich ist, auch Lebens- und Wirtschaftsräume werden durch die Flüsse nicht geteilt. Als Ergebnis der Expedition wurde eine Abgrenzung südöstlich der Linie A vorgeschlagen: Der südliche Teil der Grenze erstreckt sich vom Südural zum Mugodschar-Gebirge (Kasachstan, Aqtöbe-Gebiet), dann entlang der Südkante der Kaspischen Senke, wo die Osteuropäische Ebene endet. Die Kaspische Senke wurde vor Millionen Jahren gebildet, als das Kaspische Meer die westlichen Hänge des Ustjurt-Plateaus auswusch. Nach Meinung der Wissenschaftler sollte als Grenze zwischen Europa und Asien dieser Rand der geologischen Formationen angesehen wurden. Die Namensgleichheit von Ural-Gebirge und Ural-Fluss gibt es erst seit der Regierungszeit Katharinas II, die den vorher Jaik genannten Fluss umbenennen ließ, wohl auch, um die Erinnerung an den Pugatschowschen Aufstand auszulöschen, in dessen Verlauf auch in der Flussregion ausgiebige Kampfhandlungen stattgefunden hatten. (Wiki)

Man sieht also, wie schwierig Grenzziehung auf ein- und derselben Landmasse ist.

Zone statt Linie ist zukünftige "Grenzziehung". Man weiß nach ein paar (hundert) Kilometern, dass man sich in einem "anderen Land" befindet, weiß aber nicht, wann und wo man die Grenze überschritten hat. Die Grenze ist nicht sichtbar.

Der Mensch braucht eine Grenze um sich herum, um sein Hab und Gut zu schützen, muss Haus und Garten abschließen, allein schon aus Versicherungsgründen. Aber der Mensch braucht keine Grenze um das Land, in dem er lebt. Das ist eine irrige Anschauung, geboren aus den Kriegen der Vergangenheit. Nur wenn Länder Krieg führen, brauchen sie Grenzen.

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rochusthal

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berridraun

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