Was musste ich heute aufrüttelndes im Internet lesen? Ein Titel, wie er reißerischer nicht sein könnte, versprach einen weltbewegenden Artikel: „Skinny Jeans spalten die Generationen!“ stand da geschrieben. Im Inneren konnte in Erfahrung gebracht werden, dass die Generation Z den Millennials (oder auch Generation Y) raten würde, auf Skinny Jeans zu verzichten, da diese deren Meinung nach längst ausgedient hätten. Stattdessen wären Schlaghosen und Baggy Jeans in. Ausserdem wäre der Seitenscheitel schon längst nicht mehr up to date, stattdessen der Mittelscheitel angesagt…

Meine geliebte Skinny Jeans sollten nicht mehr in sein? Kann doch nicht sein! Was erlauben die sich? Ok, erstmal tief durchatmen und runterkommen. Vielleicht löst sich ja doch alles in Wohlgefallen auf. Zunächst musste ich mal googeln, wer mit Generation Z und Generation Y überhaupt gemeint ist. Als Generation Y, oder auch Millennials, wird jene Generation bezeichnet, die von den frühen 1980ern bis in die späten 1990er geboren wurde. Die Generation Z soll die darauffolgende sein, die einen Geburtstag in den späten 1990ern bis frühen 2010ern ihr eigen nennen.

Welche Erleichterung! Geht mich also nix an. Ich bin, ebenfalls nach erfolgter Google-Recherche, zu der Erkenntnis gekommen, zur Generation X zu gehören. Wieder etwas gelernt. Somit kann ich also in Ruhe weiter Skinny Jeans tragen. Und meinen Mob am Kopf mit dem Scheitel stylen, der mir gefällt.

Ehrlich, Leute: es gibt doch wahrhaft ernstere Modefauxpas. Verbrechen gegen ästhetische Grundsätze, die das Auge extremer schmerzen als eine Skinny Jeans. Man denke nur an besockte Füße in Sandalen. Um das ganze noch mehr anzupfeffern, stelle man sich als i-Tüpfelchen weiße Tennissocken vor. Aber nicht nur Männer stellen ihre Fußkleidung in Birkenstock-Sandalen vor. In den letzten Jahren gibt es immer mehr durchaus anspruchsvolle Modelabel, die auch Frauen in High Heels oder Sandalen Socken anziehen lassen. Sorry, aber es gibt kaum etwas ekelhafteres als einen schlanken Frauenfuß, der in 10cm-Absatz-Schuhen steckt und in Socken gehüllt ist. In meinen Augen ein absolutes NO-GO! Manche meinen, der Mensch gewöhnt sich an alles. Nein, Nein und nochmals Nein! Never ever! Diese Modelabel haben jeglichen Anspruch auf Ernsthaftigkeit ein für alle mal verspielt. Ehrlich: fällt denen nichts besseres ein? Müssen die bei einer derart kreativen Flaute, nur um halt irgendwas neues zu präsentieren, unbedingt irgendeinen Müll raushauen?

Aber um zu den Skinnys zurückzukommen: klar schaut sie auf schlanken, langen Beinen besser aus als auf untersetzten, voluminösen. Das hat aber mit Generationen nix zu tun. Um es auf Generation Y und Z umzusetzen, es gibt Spät-Dreißiger, die körperlich in einem besseren Zustand sind als so manche Twens. Die Körperstatur ist wohl das ausschlaggebende, nicht das Alter. Wenn die Skinny-Jeans-tragende Person aussieht wie eine abgebundene Knackwurst, ist das Stellen der Sinnfrage natürlich berechtigt. Aber es gibt auch genügend Teenager, die Skinnys diesbezüglich besser bleiben lassen sollten.

Ebenso verhält es sich wohl mit dem Haarscheitel. In diesem Fall ist die persönliche Beschaffenheit, die Kopf- und Gesichtsform, noch viel stärker ausschlaggebend dafür, welche Scheitelform besser passt. Darauf gepfiffen, ob das gerade in sein soll oder nicht.

Überhaupt kommt alles abgelaufene irgendwann wieder in Mode. Man denke nur an die Schlaghosen, welche die 70er prägten. Die sollen eben 2021 der Renner sein, absolute Must-Haves. Und mag man diversen Quellen Glauben schenken, kommt das gute alte Cord wieder. In den 70ern noch hauptsächlich für Kindermode verwendet, sieht man’s heute in Form von Jacken, Hemden, Handtaschen, Hosen und Röcken für die Allgemeinheit. Die klobigen Sneaker der 80er sollen angeblich auch ein Comeback feiern.

Ein weiteres Retro-Produkt aus den 80er/90ern, das immer beliebter wird, ist die Gürteltasche. Angeblich wieder ein fester Bestandteil der Modebranche. Ganz vorne dabei sind Online-Anbieter, bei denen Gürteltaschen berühmter Modehäuser wie zum Beispiel Gucci ausgeborgt werden können. Ja, richtig, ausgeborgt. Auch Kleider. Rent-A-Dress ist stark im Kommen. Wer sich Designer-Kleider nicht leisten will oder kann, aber trotzdem bei der Hochzeit der besten Freundin nicht zum zehnten Mal im gleichen Cocktail-Kleid auftauchen will, kann sich das ansonsten unerschwingliche Stück auch ausborgen. Ich halte das für eine gute Idee. So kann nämlich nicht nur das eigene Geldbörserl entlastet werden werden. Dieses System ist auch noch nachhaltiger und schonender für die Umwelt.

Jedenfalls sind Modetrends relativ. Wem es gefällt, der schließt sich an, die anderen lassens bleiben. Sollen sich die Ypsilons und Zs gegenseitig die Richtigkeit und Wichtigkeit ihrer Ansichten um die Ohren hauen. Wir Xler sitzen, Seitenscheitel-frisiert, in unseren Skinny Jeans erste Reihe fußfrei davor und beobachten, Whiskey-Cola-schlürfend, das komödiantische Treiben.

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