Um es vorwegzunehmen: am meisten lernt man von seinen Kritikern – und deswegen ist jede Kritik willkommen – auch dann, wenn diese ideologisch motiviert ist. Offenbar hat mein Buch „Es existiert. Die Wissenschaft entdeckt das Unsichtbare“ tatsächlich einen Nachbesserungsbedarf, um zu verhindern, dass bei kritischen Lesern jene tsunamieartige Neurotransmitterausschüttung stattfindet, die sich bei manchen Zeitgenossen immer wieder dann ereignet, wenn vermutet wird, jemand möge mit der Naturwissenschaft Gott beweisen wollen: das genau war NICHT die Intention des Buches; in ihm sollte der Glaube an Transzendentales – und damit auch an einen Gott und an einen „Weltenbaumeister“ (wer es verstehen kann - der möge es verstehen) – als eine legitime Variante von zwei möglichen präsentiert werden, nämlich vom Nichtglauben und eben vom Glauben. Offenbar wird aber der, der das versucht – wie figura zeigt – als unwissenschaftlich und voraufklärerisch abqualifiziert, was allerdings nur demonstriert, dass man noch mehr in dieses Horn blasen müsste. Denn wurden vor Jahrhundete Menschen verbrannt, weil sie nicht an Gott glaubten, so ist es heute umgekehrt, es werden jene geächtet, die sich als gottgläubig definieren.

Bei jeder Ultraschalluntersuchung an Schwangeren wird der Gynäkologe Zeuge der Entstehung und damit auch im weiteren Sinn der Limitierung unseres Gehirn; der aufklärerische Enthusiasmus, der vermeint, jenseits unseres Mesokosmos alles mit unseren Neuronen durchschauen zu können – ist neurologischer Unfug und wird auch von anerkannnten Hirnforschern bestätigt.

Die Aufklärung ist eine Funktion unseres Gehirns, da dieses aber in seiner Funktion limitiert ist, bleibt auch die Aufklärung, so willkommen sie in diesem Mesokosmos ist, bei ihren Ansprüchen begrenzt.

NATÜRLICH IST AUCH DAS KEIN GOTTESBEWEIS und darf so nicht gedeutet werden, allerdings konfirmiert es, dass sich unserem Gehirn nur ein ganz kleiner Teil der Wirklichkeit erschließt und eine Beweisführung der Nichtexistent Gottes ebenfalls unwissenschaftlich ist.

Obwohl Religion und Naturwissenschaft getrennte Gebiete betreuen, wird sie zur Interpretation von Sinnfragen immer wieder herangezogen, von Gläubigen genauso wie von Ungläubigen, wobei letztere mitunter sogar versucht sind, aus ideologischen Gründen heraus naturwissenschaftliche Erkenntnisse umzudeuten: So der Physiker Fred Hoyle, der die von Hubble entdeckte Rotverschiebung beschimpfte, weil davon auf einen Beginn des Universums geschlossen werden könnte - und damit unter Umständen auch auf einen Weltenbaumeister. „Big bang“ war ursprünglich kein physikalischer Begriff, sondern ein Schimpfwort, aus der Ideologie heraus geboren.

Oder die Neodarwinisten, die die umweltsorientierte Evolutionstheorie Darwins (er war ja Larmarckist) – in einen Zufallsgenerator umwandelten (mutation per random) - um ja zu verhindern, dass jemand auf die Idee eines Schöpfers käme; die directed evolution scheint nach derzeitigem Wissenstand den genetischen Zufallsgenerator abzulösen.

Der Gynäkologe hat nicht das geringste Interesse, der Welt die Quantenphysik erklären zu wollen und hält sich dabei an das Wort Einsteins: „Manche bemühen sich ein Leben lang, das Wesen der Frau zu verstehen, andere befassen sich mit weniger schwierigen Themen, zum Beispiel der Relativitätstheorie“; wenn man täglich mit existentiellen Situationen wie Schwangerschaft und Geburt befasst ist, kommt bei Gott kein Ehrgeiz für physikalische Details auf. Allerdings darf es einem Mediziner nicht verboten sein, in Fragen der existentiellen Sinnstiftung Physiker zu zitieren, die – und man kann davon ausgehen, dass sie dafür gute Gründe haben – die Erkenntnisse der spekulativen Physik des 20. Jahrhunderts als unseren Verständnishorizont überschreitend einstufen.

Auch der Vergleich von Photonen und Engeln stammt von einem bekannten und akademisch akkreditierten Physiker und wurde von ihm übernommen - dass es sich dabei um einen Vergleich und keine Gleichsetzung handelt, übersahen offensichtlich die in Rage gekommen Kritiker.

Für den religiös Musikalischen ist dieser Vergleich deshalb nennenswert, weil er dort unsere postmortale Existenz – jenseits von Zeit und Raum – ansiedelt.

Daß in der Evolution dem Ortwechsel eine neurogene Wirkung zukommt, ist bei den zu den Chordatieren gehörenden Ascidiae gut untersucht: „Die Gehirnanlage, die im Larvenstadium vorhanden ist und für Orientierung und Bewegung gebraucht wird, ist beim erwachsenen sessilen Tier komplett verschwunden.“ In der Kritik ironisierend zu fragen, ob Piloten größere Gehirne haben ist entbehrlich und zeigt nur, dass embryonales und bioevolutionäres Verständnis von manchen Physikern mitunter einen Nachbesserungsbedarf haben – da ja auch die Beschreibung dieses Details im Buch etwas - absichtlich oder unabsichtlich - Übersehenes zeigen sollte, nämlich wie die Aussenwelt uns prägt.

Gleiches gilt auch für die Epigenetik, wo es - wie Kommentare zeigen - offensichtlich doch dem Geburtshelfer vorbehalten ist, zu wissen, dass selbst emotionale Reaktionen der schwangeren Mutter, wie sie durch Mobbing und unfreundiche Mitmenschen(!!!) entstehen, das Acetylierungs und Methylierungsmuster verschiedener fetaler Promotoren verändern können.

All das hat mit Transzendentalem nicht das Geringste zu tun, genauso wenig wie die Diskussionen, ob auch beim homo sapiens noch Relikte nichtverbaler Kommunikation eine Rolle spielen, zu denen Pheromone, das nasovomerische Organ aber auch die bei Vögeln wahrscheinlich eine Rolle spielende Registrierung von elektromagnetischen Wellen gehören. Hier hat die Wissenschaft noch ein großes Entdeckungsfeld vor sich und wird auf Dinge stoßen, die existieren, aber derzeit noch weitgehend unerforscht sind.

Offensichtlich versucht man aber, Haare in der Suppe zu finden, um die ganze Suppe ausschütten zu können - man merkt hier die Absicht - aber man ist NICHT verstimmt, obwohl die angelsächsischer Methode der Kritik eleganter wäre, die neben den Negativa auch immer Positiva zu stellen versucht - aber - Eleganz ist eben nicht jedermanns Sache…..

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