Heute habe ich gelesen, Herr Kachelmann bekommt nun endgültig eine halbe Million Euro vom Springer-Verlag. So alles in allem. Mit Zinsen und irgendwelchen Zusätzen. Die während der Jahre aufgelaufen sind.

Sie denken, das ist zu viel? Warum? Weil der nicht grade arm ist? Ich finde die Strafe zu gering.

Missverstehen Sie mich nicht.

Ich mag Herrn Kachelmann nicht. Hab ihn noch nie gemocht. In Wirklichkeit finde ich ihn sogar richtig unsympathisch. Schon immer. Vielleicht bin ich ungerecht. Weil der absolut nicht mein Typ ist. Ist ein komischer Kerl.

Aber genau deshalb war ich auch total von der Rolle, als ich damals in diesem Prozess erfuhr, er habe gleichzeitig 10 oder mehr ‚Freundinnen‘ gehabt. Die er schlauerweise alle ‚Mausemädchen‘ nannte, das wieder fand ich irgendwie lustig. So konnte er nie durcheinander kommen. Und außerdem hat er jeden Abend eine Rundmail an alle Mausemädchen verschickt. So in der Art: Liebe dich, Nachti Mausemädchen.

Und alle diese gestandenen Frauen waren hin und weg. Was Geld und die Aussicht auf ein bisschen Ruhm nicht alles zuwege bringt. Als der Schwindel aufflog haben die meisten bestimmt ein paar saftige Worte an Herrn Kachelmann geschrieben. Und es gut sein lassen.

Nur eine wollte das nicht. Diese eine suchte sich aus einer Schmonzette (das Wort stammt von einer Gutachterin) eine haarsträubende Geschichte, die sie mit Herrn Kachelmann nachspielen wollte. Ein Z-Film-Szenario mit einem furchtbaren ‚liebe mich ein letztes Mal‘ Gebettel, teuren Steaks und Steakmesser zur großen Abschiedsszene. Wobei das Steakmesser, das dann ja Herrn Kachelmanns Fingerabdrücke hatte und womit sich diese Dame später in den Hals piekste, eine entscheidende Rolle spielte.

Es war Herr Kachelmann! Mit dem Steakmesser! So erzählte es ihr Vater, der nach Herrn Kachelmanns Abgang aus der Wohnung unvermutet mitten in der Nacht dort aufgetaucht war, der Polizei am Telefon. Später ergänzte die Frau ihre Aussage um ‚weite, fast wörtlich abgeschriebene Teile dieser Liebesschmonzette‘ schrieben mehrere fassungslose Gutachter.

Einer nannte es eine fast ‚wörtlich übernommene Sex and Crime-Story‘ von der Krabbeltheke. Über die jeder normale Mensch gelacht hätte.

Nicht so die Mannheimer Polizei. Die Herrn Kachelmann am Flughafen Medien-wirksam verhaften ließ. Als kleines Guti durfte sogar ein besonderer Polizei-Azubi dabei sein. Hab keine Ahnung mehr, wer das war, Tochter vom Polizeichef? Bürgermeister? Ich weiß es nicht mehr.

Herrn Kachelmanns spätere Frau war auch dabei. Ihr wurde kurzerhand erklärt, ihr zukünftiger Mann sei ein Sexualstraftäter! Der nun verhaftet sei. Das ist ja auch nicht so schön würde ich mal sagen. Und ziemlich an unseren Gesetzen vorbei. Wo war da eigentlich unser allseits beliebtes ‚mutmaßlich‘?

Kachelmann kam in U-Haft. Auf der Stelle. Ohne weitere Ermittlungen. Und da blieb er. Für deutsche Verhältnisse und eine ebenso löchrige wie beklemmend dumme Geschichte erstaunlich lange. Mörder sitzen kürzer.

Ich bin nicht so der Recherchetyp. Drum schaue ich auch nicht genau nach, wer am Ende alles wen verklagte. Herr Kachelmann gewann immer. Vor allem gegen die verschiedenen Springer-Blätter. Die im Laufe des sonderbaren Prozesses zumindest eines der Mausemädchen überredet und bezahlt hatten, auszusagen, ja, der Herr Kachelmann war brutal.

Am Ende weinten alle beim Lügen ertappten Damen dicke Krokodilstränen, aber nur über sich selbst und ihre Blamage. Und IHRE verpfuschten Leben! Nicht über Herrn Kachelmann, den sie beinahe für Jahrzehnte in den Knast gebracht hätten.

Falls das Gericht samt der Staatsanwaltschaft Mannheim nicht am Ende doch noch eine Ausnahmeregelung bei der UN oder wer immer dafür zuständig ist bekommen hätten, Herrn Kachelmann frikassieren zu dürfen.

Herr Kachelmann, der um seine Prominenz gebracht worden war, von einer ‚verlogenen dummen Nulpe‘ begann den Springer Konzern, beziehungsweise dessen Bunte Blätter zu verklagen.

Jahrelang. Und die verschiedenen Mausemädchen. Besonders das Haupt-Mausemädchen. Die immerzu weinte. Und von dem Schmöker, aus dem sie ihre Story zusammengeschustert hatte noch nie was gehört haben wollte.

Nun ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Alle Instanzen sind durch. Der BGH hat gesprochen. Herr Kachelmann bekommt seine monetäre Genugtuung. Und der Springer-Konzern ist vergnatzt.

Nicht wegen der halben Million. Oder vielleicht doch. Die haben schließlich auch Schwierigkeiten mit dem Absatz. Und ein paar der Bunten Blätter sind schon den Bach runter. Samt den sabbernden Klatsch-Kolumnisten. Die allesamt Herrn Kachelmann köpfen wollten.

Eine stach raus. Frau Friedrichsen, ehemals Gerichtsreporterin beim SPIEGEL. Frau Friedrichsen war sichtbar entgeistert über den ‚Fall‘. So eine wie sie wird es nicht wieder geben. Schon gar nicht beim SPIEGEL.

Das ist schade. Aber so ist die WELT. Und glücklicherweise ist Herr Kachelmann Schweizer und war schon immer reich und konnte sich die besten Anwälte leisten. Sonst säße er jetzt noch im Gefängnis in Mannheim.

Als er frei war nutzte er die teuren Anwälte für seine Rache. Ich gönne ihm jeden Cent. Aber ich wollte wirklich, die Lügnerinnen samt den Anstiftern des Springer-Verlags bekämen auch richtige Strafen. Wenigstens sollten sie solange im Gefängnis sitzen, wie Herr Kachelmann.

Ich möchte nicht wissen, wie vielen richtigen Vergewaltigungsopfern die Kachelmannsche, nein, die Mannheimer Gerichts-Posse schweren Schaden zugefügt hat. Und noch lange zufügen wird.

Auch haben wir alle zur Genüge gelesen, wie geizig und geldgierig Herr Kachelmann ist. Schon recht. Da wird ihn das Geld freuen. Aber sein ehemaliges Leben bekommt er damit auch nicht wieder. Er wird für immer Mausemännchen KACHELMANN bleiben. Der mit ‚der Vergewaltigungssache da‘.

Und wer wollte schon auf sowas reduziert werden.

Nachtrag

Oje. Ich muss mich selbst korrigieren: Es hieß nicht Mausemädchen sondern Lausemädchen.

Also stellen Sie sich den Titel jetzt so vor: Lausemännchens Rache.

Erwarten Sie jetzt aber nicht, dass ich aus der Maus eine Laus mache. Leben Sie damit.

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