Montafoner und Vorarlberger sind schon wegen der Kleiinheit und Topografie ihres “Ländle” und den begrenzten Chancen für “High Potentials” – keine eigene Universität und wenige Stellen und Unternehmen für AkademikerInnen – prädestiniert dafür in die Welt hinauszugehen oder zumindest nach Restösterreich.

Das haben sie auch getan, ob jetzt als erfolgreiche Unternehmer wie Sohm, Kirchenmänner wie Bischof Rudigier in Linz, Küng in St. Pölten, Kardinal Schönborn in Wien oder als Politiker aller Couleur von Gorbach, Stadler, über Kopf, Martin zu Strolz und Walser oder viele KünstlerInnen von Nicolussi, Bilgeri bis Köhlmeier. Das geflügelte Wort ” Egal wo du hinkommst du triffst immer und weltweit andere Vorarlberger” hat trotz nur 300.000 Ländleianern – in etwa soviele wie der Wiener Bezirk Ottakring – Gültigkeit.

Nur über diese Mobilität vergessen Wenige ihre Herkunft, Wurzeln und Dialekt jemals ganz, nicht umsonst gibt es sogar im fernen Wien den “Verein der Vorarlberger in Wien”, samt Ball der Vorarlberger und urvorarlberger Brauchtum wie dem Funkenabbrennen hoch über Wien.

Auch nach Jahrzehnten im relativ großen Rest der Welt kannst als dort aufgewachsener “Xiberger” letzte Reste des Dialekts nicht verbergen, und sei es nur das “scht” statt “st”, muss nicht mal die berühmte Vergangenheitsform “gsi” sein. Das hat Vorteile, schon in Exaktheit der geografischen Verortung beweisen GesprächspartnerInnen oft sie gut sie zu- und hinhören bzw wie gut sie Dialekte und Österreich kennen. Beim Unterton in der Frage ” Du bist Vorarlberger, gel?” transportieren sie erst recht Haltungen, Takt und Empathie. Nach Jahrzehnten an derartigen Wortmeldungen weiss Xiberger mit jedem Extrem umzugehen und denkt sich da seinen Teil, erfährt mehr übers Gegenüber als dem lieb sein kann oft.

Für mich selbst geh I sogar so weit zu sagen “Du kannst einen Vorarlberger und Montafoner ausm Ländle bringen, aber niemals sein Vorarlberg und Montafon aus seinem Herzen” und “I träum auch noch “muntafunerisch”. Das ist nicht nur aufs Träumen beschränkt, auch im Wachzustand  kommt das “Muntafunerisch” in Denke, Sprache und Tonfall durch. Gerade in emotional gefärbten bis dominierten Situationen wie Ärger, Entsetzen, Wut und Freude ist da der Dialekt und die Sprache der Kindheit erster Gedanke und Wahl. Und die Sprache kann was, in aller Knappheit und Nüchternheit hat sie viel Witz und wertvolle Sprachbilder. Nicht umsonst ist “Montafoner Erzählkultur” immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO.

Was ist aber nun der Preis dieses mobilen Lebens mit gleichzeitiger Verwurzelung daheim.

Auf persönlicher Ebene sicher eine gewisse Zersplitterung von Lebensbereichen, wenn Heranwachsen, Ausbildung und dann Berufsleben auseinanderfallen örtlich stark. Das kann bis zur Identitätskrise und Zerrissenheit gehen dieser “innerösterreichischen Migranten” wenn es ihnen nicht gelingt wesentliche Teile ihres Selbst und ihrer Identität neu zu verankern und zu definieren. Klarerweise bereichert es auch in jeder Hinsicht dieses Hinausgehen, Neubeginnen, Zurückkommen und Mitteln und Vergleichenkönnen zwischen Lebenswelten.  Ganz zu schweigen dass es einfach besser “erdet” und bereichert, das Beste aus Vielem zu kombinieren wenn jeweilge Formen gute Kombinationen bieten.

Auf gesellschaftlicher Ebene steht dem mitunter hohen Verlust fürs Ländle an “High Potentials” und Gutausgebildeten die nicht zurückkommen die wertvollen Erfahrungen und externen Sichtweisen der Zurückgekehrten gegenüber. Wie diese Zurückgekehrten können auch die “Fremdgegangenen” in ihrem neuen Umfeld vermitteln, bereichern, Träger und Verbinder von Kultur und Denkweisen sein.

Das Bild bleibt also jedenfalls gemischt, es ist für zusätzliche Dynamik, Friktion oder auch Konflikt gesorgt. Was immer bleibt ist auch das Emotionale, Gefühl für den Ursprung und die Sehnsucht nachm letzta “dahem”, immer weniger mit den Jahren aber eben gerade in emotuonalen Situationen und Wegkreuzungen und wichtigen Stationen mehr.

Und letztlich bleiben die Träume auf “muntafunerisch”, die wunderbare Literatur mit ihre Gedichtle, Sagen und Romanen, Mundart-Songs und Bücher übers Montafon und Vorarlberg. Oder am Allerbeschta liebe Freunde und Freundinnen aus der gemeinsamen Heimat mit denen man im Dialekt sich stundenlang austauscht. Bei einem guten “Fohrenburger”, “Ländlekaffee” oder gar “Funkaküachle” hoch über Wien. Und danb trägt der Ort des Funknens “am Himmel” den Namen für kurze Stunden zu Recht, das Herz geht einem auf und die Seele schwingt und Stiff für mehr Träume auf “muntafunerisch” entsteht.

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fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:16:55

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