ein Tag im Starbucks

Hallo.

Ich muss zugeben, dass ich mir nicht sicher bi,n ob ich das Zeug zum Bloggen habe und dachte mir auch nicht, dass ich jemals damit anfangen würde. Doch dann verbrachte ich einen Tag im Starbucks und musste das Erlebte teilen...

Es war ein herrlicher Samstag und es musste einiges an meiner Abschlussarbeit geschrieben, geändert werden. Demnach, habe ich alle meine Sachen zusammen gepackt und bin zuerst noch einen neuen Laptop kaufen gegangen...damit das alles bissl lustiger ist...hahah nein scherz, ich scheiß kein Geld, aber brauchte eine neue Schreibmaschine aus dem 21. Jahrhundert, da die alte schon komische geräusche gemacht hat. Also sitze ich mit dem neuen Teil im amerikanischen Cafehaus, was mich schon bissl geärgert hat weil das Preisleistungsverhältnis ein witz ist, aber es ist halt doch gemütlich dort und relativ ruhig, dachte ich mir zu der Zeit noch.

Mit dem Cafe sitze ich also am Laptop installieren, als unser lieber Außenminister an mir vorbei in Richtung Klo geht. "Ha wie geil....soll ich ein Foto mit ihm machen? Neiiin, ur peinlich und das glauben sie mir schon ohne Beweisfoto. Warum muss ich das überhaupt erzählen? Was ist so toll daran? Zu blöd ihn jetzt zu fragen und außerdem...ah kak drauf, ich trau mich eh nicht..." da war er dann auch schon wieder raus und weg. Dieser innere Konflikt hat mich aber zum nachdenken gebracht. In letzter Zeit habe ich wirklich jeden kleinen Furz berichtet oder dokumentiert. Oh gott, ich die Verblödung hat mich erwischt. Überhaupt erst auf Herrn Kurz aufmerksam bin ich geworden, weil die zwei Mädls gegenüber von mir aufgehört haben über ihre psychischen Probleme zu reden. Es tut mir leid, wenn das zu hart geschrieben ist, aber man muss sich die Situation so vorstellen;

zwei 12jährige Mädchen (!!) sitzen im Starbucks und tratschen über die letzte erlebte Zeit. Beide sind angeblich (und ich muss dazu sagen, dass ich diese Gespräche zu Beginn ungewollt mitgehört habe...) in Behandlung und haben ihre vorgeschriebenen Tabletten die sie jeden Tag nehmen müssen. Das alleine hat mir schon Gänsehaut bereitet, und ich wurde aufmerksamer. Beide der Mädchen waren gut gestylt angezogen und hatten moderne Haarschnitte und so weiter. Ich habe versucht das alles unauffällig zu sehen, bis ich dann mit meinem Blick auf ihre Unterarme gestoßen bin. Das eine Mädchen hatte lauter Schnitte preisgegeben und die andere eine verdächtige Bandage am Handgelenk. Nach einer gefühlten Ewigkeit darauf starrend, habe ich mich gezwungen wo anders hinzuschauen, konnte aber nicht lange den Blick von ihnen lassen. Das komische war, dass beide recht Selbstbewusst gewirkt haben und sehr erwachsen über ihre Probleme geredet haben, sprich, über wie sie mit ihrer Tablettendosis umgehen und wie gut oder schlecht es ihnen am Tag ergeht. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was mit ihnen los ist, damit sie diese Tabletten nehmen müssen. Und, ob ich diese Konversation vielleicht total falsch interpretiert habe und gerade ein selbstgeschriebenes Drehbuch abspiele. Wie auch immer, fand ich diese beiden Mädchen sehr toll in ihrem Auftreten und gleichzeigit ärgerlich weil sie meine Konzentration gestohlen haben.

"Also gut" dachte ich mir, "neuer Cafe, neue Konzentration". In der Schlange bei der Theke springt aber schon das nächste Beobachtungsopfer auf und ab und redet ziemlich laut über ihre Unsicherheit bzgl der Auswahl ihres Cafes. Das alleine ging mir schon mächtig auf die Nerven, musste aber auch irgendwie grinsen. Ok, zugegeben, heute war ein "alle Menschen sind mühsam" Tag....

Mit dem Cafe zurück am Platz, musste ich mir zuerst ein Office Programm herunter laden, damit ich meine Arbeit verbessern konnte. Das war zeitlich auch eigentlich ganz gut, weil sich vis-a-vis eine 5-köpfige Mädlsgruppe hingesetzt hat, unter anderem der kleine Flummi von vorhin, die so dermaßen laut geredet und gelacht haben, dass man nicht weghören konnte.

Sehr komisch waren die Gesichtsausdrücke der Cafebesucher rund um die Mädlsgrupper herum. Niemand hat sich getraut etwas zu sagen, aber verärgert geschaut. Es hat so gewirkt, als würde jeder darauf warten bis der "andere" ausrastet.

Auf jeden Fall waren die Mädchen on fire. Sie haben den größten Blödsinn geredet und schrill gelacht. So viel Blödsinn. Es war zwischendurch aber auch echt witzig sie zu beobachten. Irgendwann haben sie dann angefangen die Leute, welche am Fenster vorbei gegangen sind, zu verarschen. Da waren sie mir dann doch wieder ganz lustig, und ich hatte auch noch 15 Minuten auf das Laden vom Programm zu warten. Irgendwann haben sie sich dann alle beruhigt und die Aufregung war etwas gesunken, sowie die Lautstärke des Sprechens.

Eine Weile konnte ich an meiner Arbeit schreiben, bis eine aus der Gruppe von ihren Freundproblemen begonnen hat zu erzählen. Es war bisschen erschreckend wie sie darüber geredet hat, weil sie sich angehört hat als wäre sie älter als ich, dabei war sie 14 Jahre alt. Es handelte von belügen und nachlaufen, genervt sein und Kontakt abbrechen, Freunde verlieren, enttäuscht sein und sich täuschen, in Freunde täuschen, etc. Die Themen kennen wir vielleicht. Das, was mich am meisten irritiert hat war, dass ich das damals mit 14 sowas von nicht erlebt habe. Vielleicht war ich auch einfach prüde oder war noch nicht so entwickelt wie die Mädchen von vis-a-vis, aber irdendwie war das schräg sie so über die Dinge reden zu hören. Als wäre das, das einzige was wichtig ist und der Kerl "DER" Kerl. Ich wollte gerne wissen, wie weit sie dann in einer Beziehung schon gehen...aber das kam leider nicht heraus. jA; ich bin äußerst neugierig

Lustig war auch zu sehen, dass die "Freundinnen" sich einen kalten Furz darum gekümmert haben, was ihnen gerade erzählt wurde. Einige Male wurde die Erzählung unterbrochen, um über die geplante Geburtstagsparty zu reden oder über das "geile Selfie auf Facebook" oder "wie arg meine Hand auf diesesm Foto aussieht". Irgendwie war das erschreckend zu beobachten und das Madchen mit der Geschichte hat mir leid getan, weil sie mir verzweifelt vorgekommen ist. Nachdem eines der Mädls abgehauen ist, wurden die Probleme dann auch fertig besprochen und tatsächlich beredet. Also Ende gut, alles gut, schätze ich.

Szenenwechsel; gleiches Cafe. 10 Minuten später. Zwei neue Schauspielerinnen gegenüber von mir sitzend. Ich war mich gerade am Klo frisch machen und neue Konzentration/Motivation tanken. Setzte mich hin und schreibe weiter an meiner Arbeit. Das eine Mädchen von gegenüber geht aufs Klo, das andere holt sich ihre "Rescue" Beruhigungstropfen heraus und tropft sie in ihren Mund. Ich habe das gesehen weil ich während dem Schreiben immer wieder aufschaue. Unteranderem habe ich auch neben mir ein echt herziges Baby entdeckt, das mich so herzlich angelacht hat, dass ich sofort mitlachen musste. Mit einem prickelnden Gefühl, habe ich wieder in meinen Laptop geschaut und gleichzeitig den Anruf von gegenüber mitbekommen "ich habe eine Panickattacke und weiß jetzt nicht ob ich es schaffe mit dem Zug nach Hause zu fahren....ja die ist mit mir...ok. Tschüss."

Ok. Scheiße die Arme. Aber, was ist dann mit mir falsch? Jeder scheint krank zu sein oder irgendetwas total Wichtiges/Arges zu erleben...

Das war ein schräger Tag. Zuviele Gespräche mitverfolgt, ungewollte wohlbemekt, die mir gezeigt haben wie oberflächlich und krank die Menschheit wird. Natürlich sind diese Persönlichkeiten auf die ich heute getroffen bin, nicht die Mehrheit, aber es war schon erschreckend.

Auf jeden Fall war das erlebte für mein Verhalten mit Freunden, meiner Gesundheit und meiner Einstellung zur Öffentlichkeit meines Privatlebens sehr bereichernd.

Ein definitiv spannender Tag im Starbucks.

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fischundfleisch

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irmi

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