Fotomontage Manfred Breitenberger| Links: Die selbstfortografierten Bilder in Santa Clara, das Mausoleum des Che und das Tren Blindado-Denkmal | Rechts: F. Batista und darunter Klaus Barbie

Die USA und ihr System waren und sind oftmals der Fels in der Brandung für Rechtstaatlichkeit, Demokratie und Freiheit. Es gibt keinen Grund für eine grundsätzliche Feindseligkeit gegenüber der amerikanischen Gesellschaft und seinen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Institutionen, schließlich befreiten die USA Europa von der nationalsozialistischen Barbarei. Wo es viel Licht gibt, da gibt es auch Schatten, so gehört zu den größten Fehlern der amerikanischen Außenpolitik neben dem Vietnamkrieg und der Unterstützung der islamfaschistischen Mudschaheddin in Afghanistan, die Politik der USA gegen Kuba. Unterstützt von den USA putschte sich der General und spätere Massenmörder Fulgencio Batista im Juni 1952 in Kuba an die Macht. Kuba war vor und während der Diktatur Batistas das „Bordell“ der USA. Die USA kontrollierten 75% des Handels, besaßen 90% der Minen des Landes und 50% des Bodens. Die Bevölkerung lebte in bitterer Armut, rund fünfzig Prozent waren mehr oder weniger Analphabeten, zirka 30 Prozent waren arbeitslos und es gab kaum medizinische Versorgung. Die Landbewohner, rund die Hälfte der Einwohner lebten in Palmhütten ohne Wasser und ohne Strom. 27 Prozent der städtischen und 61 Prozent der Kinder vom Land besuchten keine Schule. Unterstützt von den USA unterdrückte der gewissenlose Despot und blutrünstige Schlächter Fulgencio Batista die Bevölkerung gnadenlos, auch um Millionen von Dollars in die eigene Tasche zu wirtschaften. Die Zuckerinsel war schnell ein Dorado für Kapitalanleger, Casinobarone und Mafiapaten. Batista terrorisierte die Bevölkerung systematisch mit Gefängnis, Folter und Mord. Regelmäßig ließ Batista politische Gegner bestialisch kastrieren, seine Schergen rissen den Gefangenen die Fingernägel aus oder badeten ihre Füße in Säure. Die Opfer der Folternächte hingen zur Abschreckung morgens an den Laternenmasten der Hauptstadt oder wurden aus Autos auf die belebten Straßen geworfen. So wurden während Batistas Amtszeit rund 20.000 Kubaner und Kubanerinnen größtenteils nach grausamster Folter ermordet. Die meisten oppositionellen Gruppierungen wurden verboten und von der Geheimpolizei Batistas erbarmungslos verfolgt. Das Organ der Großgrundbesitzer, die sogenannte Dorfpolizei, ging mit Gewalt und Willkür gegen die Bauern vor.

Am 26. Juni 1953 versuchte Fidel Castro mit 150 Männern und zwei Frauen die mit zirca 700 Soldaten schwer bewaffnete verhasste Moncada-Kaserne im Süden Kubas in Santiago de Cuba zu stürmen. Das aussichtslose Unternehmen scheiterte und 61 Rebellen wurden nach ihrer Gefangennahme von den Soldaten auf grausame Weise ermordet. Ihnen wurden Augen ausgestochen sowie die Genitalien und einzelne Gliedmaßen abgeschnitten. Die breite Öffentlichkeit war schockiert, und sogar in liberalen Kreisen wuchs die Sympathie für die jungen Männer um Fidel Castro. Santiagos Erzbischof Enrique Pérez Serantes forderte ein Ende des Massakers und erreichte, dass die Rebellen vor ein ordentliches Gericht gestellt wurden. Castro kam auf die Gefängnisinsel Isla de Pinos. 1955, nach 19 Monaten Haft wurde Castro durch eine Generalamnestie aus der Haft vorzeitig entlassen. Am 7. Juli verließ er Kuba in Richtung Mexiko, nachdem ein Mordanschlag auf ihn, befohlen von Batista, scheiterte.

Am 2. Dezember 1956 kehrten Fidel und Raúl Castro zusammen mit Che Guevara und weiteren 82 Revolutionären auf der Yacht Granma nach Kuba zurück um Batista zu stürzen. Die Tage nach der Landung überleben nur 17 Männer. Dieser Kleinst-Gruppe schlossen sich bis 1959 immer mehr Bauern, Studenten, Arbeiter und Bewohner Kubas an, weshalb  die übermächtige von den USA finanzierte und unterstützte Batista-Armee innerhalb von wenigen Jahren besiegt wurde. Eine der entscheidenden Schlachten war der Kampf um Santa Clara. Mit der zweiten Kolonne griff Che Guevara am 29. Dezember 1958 den Tren Blindado an, einen von Batista gepanzerten Zug voller Waffen, Munition und knapp 400 Regierungssoldaten. Mit einem genialen Täuschungsmanöver überfiel Guevara mit seinen zahlenmäßig weit unterlegenen Kämpfern den Zug, wobei kein Guerillero, auch kein gegnerischer Soldat ums Leben kam.  Das Monumento al Tren Blindado, das „Denkmal des gepanzerten Zuges“ steht in Santa Clara, die Geschichte wurde mehrfach verfilmt und sie widerspricht beispielsweise den Behauptungen der Gegner Che Guevaras, dass dieser ein gnadenloser Mörder war. Am Morgen des 1. Januar 1959 floh Batista in die Dominikanische Republik mit rund 40 Millionen Dollar in bar im Gepäck und am Abend verkündete Fidel Castro in Santiago de Cuba vom "Blauen Balkon" den Sieg der Revolution.

Nach der siegreichen Revolution kam es in La Cabana zur von der Bevölkerung vehement geforderten „Großen Abrechnung“. In La Cabana hatten die revolutionären Gerichte „1“ und „2“ ihren Sitz. Das erste richtete über Batistas Polizisten und Militärs und das zweite, das keine Todesstrafen aussprach, über Zivilpersonen. Den Vorsitz über das Gericht „1“ hatte Miguel Angel Duque de Estrada. Che Guevara gehörte keinem der beiden Tribunale an, jedoch überprüfte er als Garnisonskommandant die Berufungen. Castro verglich die Verbrecher der Batista-Diktatur mit den Angeklagten in den „Nürnberger Prozessen“. Im „Nürnberger Prozess“ wurden nach dem zweiten Weltkrieg Politiker, NS-Ideologen und Militärs, sowie Wirtschaftsführer der NS Diktatur angeklagt und teilweise hingerichtet.

Nach der Kubanischen Revolution kam es zu umfangreichen Reformen im Gesundheits- und Bildungswesen. Unter anderem wurde die Gleichberechtigung der Frau festgeschrieben. Alle Bevölkerungskreise erhielten einen gleichberechtigten, kostenlosen Zugang zur medizinischen Versorgung und zu einer angemessenen kostenlosen Bildung. Die große Alphabetisierungskampagne setzt 1961 ein und hatte schnell Modellcharakter unter den Ländern der Dritten Welt. Im jährlich herausgegeben Index der menschlichen Entwicklung (HDI) belegte Kuba beispielsweise im Jahr 2014 Platz 44 und lag damit gleichauf mit Bahrain und vor Bulgarien. Kuba hat nach der Kubanischen Revolution im Vergleich zum Rest Lateinamerikas und großen Teilen der restlichen Welt eine sehr niedrigere Kindersterblichkeitsrate, eine Lebenserwartung von knapp 80 Jahren und praktisch keinen Analphabetismus. Im Gegensatz zu so gut wie allen mittel- und südamerikanischen Ländern gibt es in Kuba keine “Favelas.”

Von 1959 bis 1961 war Guevara Präsident der Nationalbank und von 1961 bis 1965 Industrieminister. Chef der Nationalbank wurde er, weil auf einer Versammlung von Aktivisten, Fidel Castro fragte: "Gibt es einen Ökonomisten im Saal?” Guevara hob die Hand, weil er verstanden hatte: "Gibt es einen Kommunisten im Saal?.” Gut, du wirst Präsident der Nationalbank”, bestimmte Castro. Guevara war ein Bankier, der das Geld als Symbol der Ausbeutung verachtete: "Der Lohn ist ein altes Übel, das durch den Kapitalismus entsteht und auch nicht mit dem Sozialismus untergeht. Das Problem wird erst dann ausgemerzt sein, wenn es kein Geld mehr gibt, wenn man am idealen Ziel angekommen ist: dem Kommunismus.” Täglich arbeitete er fünfzehn Stunden in der Bank, und am Wochenende arbeitete er freiwillig bei der Zuckerrohrernte mit, was heutzutage sehr ungewöhnlich erscheinen mag. Die Initiative, freiwillige Arbeit, war eine seiner zentralen Ideen für seine Vorstellung vom „neuen Menschen“. Che Guevara war mitverantwortlich für die Nationalisierung US-amerikanischer Unternehmen, der Enteignung des Großgrundbesitzes und dem ländlichen Siedlungs- und Bildungsprogramm. Seine größten politischen Fehler machte Che Guevara in der Zeit als Industrieminister, in dem er sich beispielsweise der Zucker-Monokultur, einer Forderung der Sowjetunion, nicht klar entgegenstellte. Diese Fehlentscheidung der damaligen Zeit wirkt noch heute in Kuba nach, da einige Lebensmittel importiert werden müssen. Seine Idee der freiwilligen Arbeitseinsätze scheiterte.

Guanahacabibes, war ein kleines Dorf auf der Halbinsel Corrientes, wo es mitten im nichts einen ehemaligen Holzbetrieb gab. Ursprünglich war hier von den Streitkräften ein Arbeitslager eingerichtet, was auch vom Industrieministerium genutzt wurde. Bei Fällen von Disziplinlosigkeit bestimmte das Ministerium das Strafmaß von ein paar Wochen oder Monaten Aufenthalt in Guanahacabibes. Che Guevara meinte dazu: “Guanahacabibes ist keine feudale Strafe. Nach Guanahacabibes werden keine Leute geschickt die ins Gefängnis gehören. Nach Guanahacabibes werden Leute geschickt, die kleinere oder größere Fehler gegenüber der revolutionären Moral begangen haben, bei gleichzeitigem Verlust des Arbeitsplatzes. Es ist harte Arbeit, aber keine bestialische Arbeit.“ Wenn jemand etwas stiehlt, muss der Dieb ins Gefängnis und der Direktor der ihn gedeckt hat, nach Guanahacabibes. Obwohl diese Lager nichts mit Arbeitslagern in NS-Deutschland oder der Sowjetunion zu tun hatten und Guevara oft sonntags die Arbeit mit den Bestraften teilte, hatte das Lager einen üblen Ruf, vor allem unter den mittleren und höheren Kadern des Ministeriums.

Vor und lange Zeit nach 1959 war die ganze kubanische Gesellschaft, die Psychiatrie, die Justiz damals schwulenfeindlich, nicht nur auf Kuba, sondern weltweit. 1960 existierte beispielsweise in der BRD der so genannte Paragraph 175, der sexuelle Handlungen zwischen Personen männlichen Geschlechts unter Strafe stellte. Für Kuba bleibt es eine Schande, wie  kubanischen Revolutionäre den Homosexuellen begegnet sind. Fidel Castro hat später persönlich die Schuld für die damaligen Fehler gegenüber den Homosexuellen auf sich genommen. Natürlich ist Kuba keine parlamentarische Demokratie nach westlichem, aber auch keine Volksdemokratie nach östlichem Vorbild. Kuba mit den ehemaligen Ostblockstaaten gleichzusetzen entbehrt jedoch jeder Realität.

Bereits 1959 versuchten die USA im Verbund mit Exilkubanern die Kubanische Revolution rückgängig zu machen, während die „New York Times“ über Castro als „Freiheits-Helden“ schrieb und Hilfen für Kuba forderte. Im April 1959 kam es zu einem offiziellen USA-Besuches des neuer Regierungschefs, doch Castros ausgestreckte Hand wurde zurückgewiesen. Weil Kuba die Zuckerindustrie verstaatlichte sperrten die USA die Öllieferungen und so wandte sich Castro an die Sowjetunion. Einer Import-Blockade für kubanischen Zucker folgte die Verstaatlichung des gesamten Unternehmenseigentums der USA auf Kuba. Die diplomatischen Beziehungen wurden von den USA abgebrochen und ein bis heute andauerndes Wirtschaftsembargo folgte. Von Anfang 1959 gab es von den USA finanzierte und teilweise selbst durchgeführte Sabotageakte und Bombenangriffe auf kubanische Kindergärten, Schulen oder andere Einrichtungen, mit vielen Toten. Die USA, unter ihrem Präsidenten Kennedy, planten einen Stützpunkt in Kuba zu errichten, weshalb am 15. April 1961 folgerichtig amerikanische Bomber kubanische Flugplätze bombardierten. Am 17. April landeten in der Schweinebucht von den USA und deren US-Marine unterstützte Exilkubaner, viele davon ehemalige Folterer des Batista-Regimes. Die Invasion der USA scheiterte, die kubanischen Verteidiger verloren 161 Soldaten. Zur Verteidigung Kubas wollte daraufhin die Sowjetunion Atomsprengköpfe auf Kuba stationieren, was fast im 3. Weltkrieg endete, da die USA zwar eigene Mittelstreckenraketen in Europa stationierte, dieses Recht jedoch dem Kontrahenten Sowjetunion, durch Androhung eines Atomkrieges, verwehrte.Nach dem Schweinebuchtdebakel der USA folgten viele CIA geführte Mordversuche gegen Fidel Castro, die allesamt scheiterten.

Che Guevara war kein Mann des Wortes, er war ein Mann der Tat und so ließ er 1965 in Kuba alles hinter sich, trat von seinen Ämtern zurück und versuchte, nach "Kurzbesuchen" im Kongo und Angola in Bolivien eine Revolution zu entfachen. Guevaras Aufruf aus dem bolivianischen Dschungel lauete "zwei, drei, viele Vietnam" zu schaffen. Ohne Rückhalt in der Bevölkerung war das Unternehmen von vorneherein zum Scheitern verurteilt und seine Gegner waren mächtiger denn je. Kein Geringerer als Klaus Barbie war der strategische Kopf bei der Jagd in Bolivien auf Che Guevara. Der ehemalige Gestapo-Chef von Lyon, der nun in Südamerika Todesschwadronen befehligte, war wegen seiner Expertise bei der Bekämpfung von Kommunisten und Partisanen zum Regierungs- und Militärberater der von den USA unterstützten Militärjunta in Bolivien aufgestiegen. Während des Zweiten Weltkriegs war Klaus Barbie als Gestapo-Chef von Lyon für Tausende von Folterungen, Morden und Deportationen persönlich verantwortlich und in Bolivien war er in ein Netzwerk alter Nazis eingebettet. Barbie war geschätzt bei Waffenhändlern, Drogenbaronen und Putschisten, die seine Gestapo-Methoden zu schätzen wussten. Ernesto Che Guevara wurde angeschossen und nach seiner Festnahme in einem Schulhaus in La Higuera inhaftiert, von den bolivianischen "Spezialisten", sowie der CIA verhört und am 9. Oktober 1967 um 13:10 Uhr von Mario Terán, einem Feldwebel der bolivianischen Armee, auf Weisung des bolivianischen Präsidenten René Barrientos Ortuño und der CIA, dem Klaus Barbies trotz seiner Vergangenheit diente ohne vorherige Gerichtsverhandlung im Alter von 39 Jahren erschossen. Ein Hubschrauber brachte die Leiche nun nach Vallegrande und sein Leichnam der Weltöffentlichkeit präsentiert. Die Hände des toten Guevara wurden im Auftrag von Barrientos nun von einem Chirurgen abgetrennt, in Formaldehydlösung eingelegt. Mit der Verstümmelung sollte offenbar der Mythos des Unsterblichen, Unverletzlichen zerstört werden. Später wurde Guevara einige Meter tief neben der Landebahn von Vallegrande vergraben und die Stätte mit Bulldozern eingeebnet. 1997 wurde die Leiche von argentinischen Forensikern ausgegraben und nach Kuba überführt. Anfang der 1980er Jahre wurde Klaus Barbie von Bolivien nach Frankreich ausgeliefert und in Lyon, vor Gericht gestellt. Seine Verteidigung durch Jacques Vergès wurde unter anderem von dem Holocaust-Leugner François Genoud finanziert. Die Verteidiger traten im Prozess selbst als Ankläger auf. Sie relativierten während des Prozesses den Mord an den Juden um auf das „viel größere Verbrechen“ des Rassismus abzulenken, Zum Urteil "Lebenslänglich" sagte der Folter-Experte: "Ich habe den Widerstand bekämpft."

Die USA und alle möglichen Exilkubaner versuchten von Anfang an den Mythos Che Guevara zu zerstören, indem sie Lügen und Halbwahrheiten über ihn in Umlauf brachten. Durch seine  Ermordung erreichten sie freilich das Gegenteil, sie machte ihn zum revolutionären Märtyrer und zur politischen Ikone. So unterstellte der Exilkubaner Samuel Farber Che Guevara "Freude an der Exekution von Gegnern" und die Einrichtung des ersten Arbeitslagers auf Kuba. Dass enttäuschte Exilkubaner, Anhänger Batistas, Verteidiger von Klaus Barbie, die Springerpresse und die US-amerikanische Regierung versuchen hasserfüllte Medienkampagnen gegen Kuba zu führen ist verständlich und nachvollziehbar.  Seit einigen Jahren versuchen nun aber auch Schreiber von eher links ein zuordneten Medien an der Lebensleistung des Che zu rühren. In der linken Monatszeitschrift Konkret setzt beispielsweise ein Magnus Klaue Che Guevara mit Mao gleich und bezeichnet ihn als "unangenehmen Zeitgenossen". In der links-grünen TAZ schreibt ein Toni Keppeler über den "Marlboro-Mann der Linken", "wer weiß schon, dass Guevara eine Rolex am Handgelenk trug, als er vor 40 Jahren erschossen wurde." Toni Keppeler vermutet, Guevara war "kein angenehmer Mensch", er war "eitel, launisch und autoritär" und ein "ungepflegter Macho, der sich nur sehr selten wusch" und in der "Sierra Maestra hatte er sich vorgedrängt, als es darum ging, den ersten Verräter in den Reihen der Guerilla zu füsilieren."  Die Vorwürfe von der "Rolex" über das "Geheul eines Besessenen" bis hin zur "Freude an der Exekution von Gegnern" sind entweder lächerlich oder Behauptungen ohne jeden ernstzunehmenden Beleg.

Wenn antiimperialistische Linke ihren alten „Antiimperialismus“ auf die islamistischen Bewegungen und Regimes zu übertragen, obwohl der Islamismus gegen alles steht, wofür die Linke jemals eingetreten ist und wenn ideologiekritische Linke in ihrer ideologischen Verblendung keinen Trennungsstrich zu Fulgencio Batista und Klaus Barbie ziehen, dann kann das nur als ideologische Verwahrlosung gekennzeichnet werden.

Jede Bevölkerung hat das Recht sich von ihren mörderischen Unterdrückern und Folterern zu befreien. Die kubanische Bevölkerung stand in überwältigender Mehrheit hinter der Revolution, ansonsten hätten Castro, Guevara und Cienfuegos und ihre Männer nicht Batistas hochgerüstete Armee und die größte Militärmacht der Welt, die dahinter stand besiegt.

Während des zweiten Weltkrieges kamen durch die Sowjet- und US-Armee viele unbeteiligte Menschen ums Leben. Rotarmisten töteten oftmals auch aus Rache viele deutsche Zivilisten. US amerikanische Flieger bombardierten beispielsweise versehentlich Prag, alliierte Streitkräfte füsilierten eigene Soldaten, beispielsweise wenn sie desertierten, sie bombardierten Dresden, Köln, Hamburg und viele andere deutsche Städte. War deshalb der Krieg der Alliierten unmoralisch? Nein, die Alliierten führten einen gerechten und einen bitter notwendigen Krieg.

Der Schreiner Georg Elser legte im Münchener Bürgerbräukeller eine Bombe, die Hitler und die gesamte NS-Führungsspitze ermorden sollte, am 8. November 1939 explodierte die Bombe. Hitler verließ mit seinen Gehilfen früher als geplant den Raum. Die Explosion verwüstete den Saal und tötete acht Menschen und verletzte 57 Personen, davon fünfzehn schwer. War Georg Elser deshalb ein Massenmörder oder war er ein Held? Wenn das Attentat sein Ziel erreicht hätte, dann hätte es höchstwahrscheinlich den Holocaust, den 2. Weltkrieg so nicht gegeben und in der Folge keine deutsche Teilung und auch keine Berliner Mauer. Ob es 1939 aus dem Propagandaministerium die Behauptung gab Elser hätte "Freude am Tod seiner Gegner gehabt" ist nicht überliefert.

Hätten die Alliierten mit Lichterketten gegen Nazideutschland protestieren sollen? Wie hätte Kuba seinen Diktator Batista entmachten können? Mit Sitzblockaden oder gemeinschaftlichen Gebeten und Bibelkreisen? In jedem Krieg sterben Unschuldige, wer sich den Krieg vorstellt wie er in Zeichentrickfilmen gezeigt wird lebt nicht in der Realität. Che Guevara hat in seinem "Kubanischen Tagebuch" und in seinem "Bolivianischen Tagebuch" den Alltag, die Zwänge, die Zweifel, das Leid und die Unvermeidbarkeit des Tötens realistisch und glaubhaft dokumentiert. Die Bücher sind nicht teuer und sollten gelesen werden. Der ehemalige Guerillero Leonardo Tamayo sagte zum 50. Jahrestag des Todes von Guevara: "Ich habe zehn Jahre und sechs Monate an der Seite Ches gekämpft. Ich denke, dass ist genug Zeit, ihn und sein Handeln beurteilen zu können?" Man könne Che keinen Mörder nennen. Im Gegenteil, sogar die knappen medizinischen Vorräte seiner Truppe habe er auch für verwundete Gegner in seiner Gefangenschaft verwendet. So handelt kein Mörder, sondern ein Humanist. Als wir wenig zu essen hatten, teilte Che die Nahrungsmittel auch mit den Gefangenen. Wer also heute so von Che spricht wie Sie es geschildert haben, der hat von den Fakten wenig Ahnung. Und wenn diese Leute nicht blind sind vor der Geschichte, dann verschließen sie vorsätzlich ihre Augen."

Nach dem Ende der Sowjetunion 1991 verlor Kuba seinen wichtigsten Verbündeten, die Verträge mit der DDR waren obsolet und so war das Castro-Kuba in seiner schwersten wirtschaftlichen Krise. In dieser Zeit, also zwischen 1990 und 2000 war ich mehrere Male in Kuba. Die Sonne Kubas, das Meer an den Naturstränden zum Beispiel von Cayo Saetía und die Lebensfreude, die Freundlichkeit, die lässige Improvisationskunst der dortigen Menschen bleiben unvergessen. Die Realität Kubas hatte wenig gemein mit den Berichten der öffentlich-rechtlichen Medien. Ich wunderte mich selbst in den entlegensten Gebieten und in den einfachsten Häusern waren ein Stromanschluss und ein rund um die Uhr laufender Fernseher obligatorisch. Ich führte viele Gespräche mit Kubanern aller Altersklassen. Die jungen Kubaner verehrten zwar leidenschaftlich Che Guevara, aber sie kritisierten Fidel Castro und seine Politik, machten ihn für die wirtschaftliche Krise verantwortlich. Bemerkenswert bei den jungen Kritikern war, die ansonsten in vielen Dingen gute Argumente hatten, dass die kostenlose Bildung, die kostenlose medizinische Versorgung oder die kostenlose Antibabypille eine nicht erwähnenswerte Selbstverständlichkeit sei. Als ich anmerkte in Deutschland müsste die Antibabypille bezahlt werden erntete ich nur ungläubiges Staunen. Die älteren Kubaner dagegen waren in diesen Diskussionen ihrem „Maximo Lider“ und dessen Politik zumeist eng verbunden. Nach Santa Clara wurden 1997 die sterblichen Überreste Che Guevaras überführt und in einem eigens geschaffenen Mausoleum beigesetzt. Wenige Wochen später sprach ich mit einigen Einwohnern Santa Claras und stellte eine beinahe religiöse Verehrung Che Guevaras bei Jung und Alt fest. Während eines kurzen Abstechers nach Jamaika sah ich die soziale Ungleichheit und vor allem die Gewalt im Unterschied zur kubanischen Gesellschaft. Kurz vor meiner Ankunft wurde ein Jamaikaner wegen fünf Dollar ermordet, die Polizei machte darüber nicht viel Aufhebens, denn grenzenlose Gewalt und soziale Not ist in den Nachbarländern Kubas und in Lateinamerikas an der Tagesordnung. In Kuba hätte ich zu der Zeit, wäre ich ohne Quartier gewesen, ohne Bedenken mit einem offenen Geldbeutel auf dem Land oder in der Stadt im Freien übernachtet.

Bei meiner ersten Reise nach Kuba besuchte ich in Santiago de Cuba den Friedhof Cementerio Santa Ifigenia, auf ihm befindet sich das Grabmal des Nationalhelden, Dichters und am 19. Mai 1895 gefallenen José Martí. Das 24 Meter hohe, aus weißem Kalkstein errichtete Mausoleum von José Martí ist so ausgerichtet dass die Sonne Kubas jeden Tag auf den Sarg Martís fällt. Auf diese Weise folgte man einem Gedicht Martís, in dem er sagt, er wolle nicht wie ein Verräter im Dunkeln sterben, sondern mit dem Gesicht in der Sonne.

Gleichzeitig veröffentlicht in Mission Impossible

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