Fotomontage Manfred Breitenberger

Warum fordern pseudolinke Aktivisten Arm in Arm mit Islamisten auf deutschen Straßen den Tod der Juden und die Vernichtung Israels? Warum hängen konservative Antikommunisten an den Lippen der Tagesschausprecherin und nehmen deren Hamas-Propaganda für bare Münze?

Warum verharmlosen Homosexuelle oder Frauen der Terror von Islamisten wo sie doch die ersten Opfer dieser Ideologie sind? Warum wird das Anwaltskollektiv der Islamisten nicht nachdenklich, wenn nun herauskommt, dass ein in Gaza getöteter Mitarbeiter des ZDF der Hamas angehörte? Der GEZ-Zahler finanziert wie die Regierung die Hamas und kein Aufschrei weit und breit.

Warum gibt es in Deutschland keine Demonstrationen gegen den Rüstungswahn der Regierenden und die damit verbunden Schuldenorgie, die Versuche der Wiedereinführung der Wehrpflicht, ohne die Möglichkeit der Verweigerung von Auslandseinsätzen, gegen den Krieg gegen Russland, gegen die Sanktionen und den damit verbundenen wirtschaftlichen Abstieg des ehemaligen Exportweltmeisters?

Warum gibt es kaum Proteste gegen die absurde und extrem umweltschädliche Energiepolitik der Herrschenden mit der Ablehnung russischer Energie und dem gleichzeitigen Kauf von überteuertem und umweltschädlichen Fracking-Gas?

Warum folgen so viele Untertanen den öffentlich-rechtlichen Regierungs-Medien und der Mainstream-Presse, wo die Zustände auf den Straßen, der Verfall der inneren Sicherheit verharmlost oder tabuisiert wird? Warum gibt es kaum Proteste gegen den Zerfall der Infrastruktur, des Gesundheitssystems, des Pflegesystems, der Sozialsysteme? Warum glauben so viele Menschen die tagtägliche Propaganda der öffentlich-rechtlichen und der Mainstream-Medien?

Warum machen so viele Menschen mit? Warum scheint dieser gehorsame Diederich Heßling von links bis rechts nie auszusterben? Wieso gibt es so viele obrigkeitshörige Untertanen? Warum gehorchen so viele Untertanen den Herrschenden und glauben den ihnen angeschlossenen Medien so gut wie jedes Wort und fallen auf die primitivste Propaganda herein wie einst ihre Vorfahren?

Der Schriftsteller Arno Gruen (26.5.1923 – 20.10. 2015) hat Antworten auf diese Fragen gesucht und gefunden. Arno Gruen emigrierte 1936 in die USA. Nach dem Studium der Psychologie leitete er ab 1954 die psychologische Abteilung der ersten therapeutischen Kinderklinik in Harlem. Es folgten Professuren in Neurologie und Psychologie. Ab 1958 lebte Gruen in Zürich, in seinen Schriften beschäftigte sich Gruen mit den psychologischen Ursachen für Gewalt und den Voraussetzungen für Autoritätsgläubigkeit und Demokratie. In seinem Buch „Wider den Gehorsam“ beschäftigt sich Arno Gruen mit der Entwicklung der menschlichen Identität. Zurückweisungen durch die Eltern in der frühen Kindheit führen oft zu einer schwach ausgebildeten Identität. Im Prolog zu seinem Buch „Wider den Gehorsam“ schreibt Gruen: „Schwimmen zwei junge Fische des Weges und treffen zufällig einen älteren Fisch, der in die Gegenrichtung unterwegs ist. Er nickt ihnen zu und sagt: „Morgen Jungs, wie ist das Wasser?“ Die zwei jungen Fische schwimmen eine Weile weiter, und schließlich wirft der eine dem anderen einen Blick zu und fragt: „Was zum Teufel ist Wasser?“ Mit dem Gehorsam verhält es sich wie mit dem Wasser in der Parabel. Wir erkennen unseren Gehorsam daher überhaupt nicht mehr. Wir leugnen sogar, moderne Sklaven und Knechte des Gehorsams geworden zu sein. Wir spüren die Fesseln schon gar nicht mehr. Und deshalb ist der Kampf gegen diese Knechtschaft, der Kampf gegen den Gehorsam so schwierig.“

Gehorsam ist die Unterwerfung unter den Willen eines anderen Menschen. Der Andere übt Macht über den Unterworfenen aus. In frühester Kindheit beginnt die Unterwerfung, lange bevor Sprache und Denken sich ordnen, so dass der Gehorsame später seine Unterwerfung während der Kindheit gar nicht wahrnimmt und sie erduldet, ohne sich dessen bewusst zu sein. Viele Kulturen so auch unsere, entwickeln fest verankerte Konventionen, verführen zu reflexartigem Gehorsam und veranlassen uns, Obrigkeiten nicht in Frage zu stellen.

Aus den Experimenten und Schriften von Stanley Milgram (1963, 1975) geht in beängstigender Weise hervor, dass blinder Gehorsam in unserer Kultur eine viel größere Rolle spielt, als es so mancher wahrhaben mag. Im Experiment von Stanley Milgram musste ein „Lehrer“ nach Anweisungen eines „Versuchsleiters“ einem „Schüler“ bei Fehlern elektrische Schläge versetzen. Die Intensität nach jedem weiteren Fehler sollte erhöht werden. Der "Versuchsleiter“ wie auch die „Schüler“ waren Schauspieler und die Stromschläge waren nicht real, was den eigentlichen Versuchspersonen, den „Lehrern“, jedoch verborgen blieb. Die „Lehrer“ gingen davon aus, dass die Schmerzen durch die Stromschläge echt waren. Von den 40 Versuchspersonen gingen 26 Personen auf die 450 Volt und nur 14 brachen vorher ab. Einen Unterschied zwischen Frauen und Männern gab es nicht. Das Milgram-Experiment hat gezeigt, dass Menschen unter bestimmten Bedingungen bereit sind, nicht dem Gewissen zu folgen, sondern einer Autorität.

In Christopher Brownings Buch über die Beteiligung „normaler“ Polizisten im Reserve-Polizeibataillon 101 wird eindrucksvoll dargelegt wie unter dem Druck von autoritären Strukturen und dem Gruppendruck „normale Männer“ Alte, Kranke, Frauen und Kinder erschossen haben. Im Sommer 1942 wurden 500 Männer, die zu alt zum Dienst in der Wehrmacht waren, nach Polen zu einem Sonderauftrag gebracht. Sie sollen die jüdische Bevölkerung in Dörfern aufspüren und die noch arbeitsfähigen Männer aussondern und alle übrigen Menschen erschießen. Vor ihrem Einsatz wurden die Polizisten aufgeklärt was ihre Aufgabe sein werde. Wer sich dieser Aufgabe nicht gewachsen fühle, könne sein Gewehr abgeben und würde dann zu einer anderen Aufgabe eingesetzt. Von den 500 Männern verweigerten nur 12 die vorgegebene Aufgabe.

Die Ursachen des Gehorsams sind laut Arno Gruen direkt mit der Entfremdung verbunden. Die Gewalt, die unser Eigenes zum Fremden macht, ist dieselbe, die den Gehorsam erzwingt. Das Ausmaß an Gewalt, das der Einzelne erfährt, bestimmt den Grad seiner Autoritätshörigkeit. Die Anfänge dieser Entfremdung von eigener Wahrnehmung der Gefühlslage eines Anderen liegen in der frühesten Kindheit. Je autoritärer die Eltern, je mehr Gewalt durch die Eltern umso gehorsamer und unterwürfiger später der Erwachsene vor dem Staat, vor den Autoritäten.

Adolf Hitler sagte in seiner Rede 1934 vor der NS-Frauenschaft: „Jedes Kind ist eine Schlacht“. Damit drückte er in erschreckender Weise aus, was westliche Kulturen auch heute noch oft für unumstößlich wahr halten, nämlich dass es eine natürliche Feindschaft zwischen Säugling und Eltern gäbe. Die Beziehung zwischen Kindern und Eltern ist laut Arno Gruen ein Machtkampf, der verhindern soll, dass sich der „unreife“ Wille des Kindes durchsetzt. Es geht dabei nicht um ein „Zivilisieren“, sondern um das Brechen des kindlichen Willens, seine Unterwerfung, also um die Ausweitung von Herrschaft.

Die gute Nachricht: Etwa ein Drittel der Menschen sind nicht vom kritiklosen Gehorsam befallen. Die Arbeiten unter anderem von Milgram oder Fromm zeigen, dass etwa ein Drittel der Menschen in unserer Kultur weder kritiklos noch gehorsam sind. Mitgefühl und menschliche Zuwendung widerstehen dem Gehorsam und treten ihm entgegen. Beim Experiment von Milgram waren gehorsame Personen gedanklich so weit angepasst, dass sie sich für ihre eigenen Handlungen nicht verantwortlich fühlten.

Ein Urvertrauen kann nur entwickelt werden, wenn die Interaktion zwischen den Bedürfnissen des Säuglings und der Fähigkeit der Mutter, diese wahrzunehmen, zustande kommt. So können sich Kinder ohne Angst und Schuldgefühle entwickeln und sich später von der Mutter lösen, um ihre Autonomie zu erlangen. Die Rolle der Bindung zwischen Mutter und Kind ist zentraler Bestandteil der Identitätsentwicklung hin zur Autonomie oder zum Gehorsam.

In den aktuellen Zeiten, die von wirtschaftlicher Not, Rezession, Inflation, Verschuldung, Aufrüstung, Kriegsgefahr und Kriegsgeheul geprägt sind, fühlen sich Menschen von Existenzängsten bedroht. Die vom Bewusstsein abgespaltene Angst dringt wieder in das Bewusstsein ein. Der überrumpelte Mensch muss dann auf Lösungen zurückgreifen, die diese Angst bändigen und so wiederholt sich die eigene Geschichte. Erneut unterwerfen sich viele Menschen, wie zu dunklen Zeiten, demjenigen aus Angst, der Zwang ausübt, um von ihm gerettet zu werden. Das bringt uns zurück zu unseren frühesten Lebenserfahrungen, als der Wille der Eltern Autorität und Entschlossenheit verkörperte. Auch wenn heute oftmals die Brechung des Kindes mit einem freundlichen Gesicht als tugendhafte subtile Handlung vollzogen wird, ändert das kaum etwas.

Der Grund für den Gehorsam, für die Unterwerfung, die Lust der Selbstverleugnung unter autoritäre Strukturen liegt also am gebrochenen Willen des Kindes. Wer den Mut zum Ungehorsam hat, der entzieht sich den vermeintlichen Autoritäten. Für jemanden wie mich, der antiautoritär ohne jede Gewalt erzogen wurde ist es freilich einfach ohne viel Mut dem Staat gegenüber kritisch zu sein. Für Menschen die von den Eltern geschlagen und autoritär erzogen wurden ist es schwieriger aber nicht unmöglich.

Der heutige Spießbürger bewundert wie eh und je denjenigen, der ihm Schmerzen zufügt, je mehr staatliche Repression desto höriger wird der linientreue Konformist. Erst wenn er selbst oder seine Söhne im Blut an der Ostfront ersticken dürfte der grenzdebile Untertan nachdenklich werden. Auch wenn eine Festungsstadt wie nun Pokrowsk nach der anderen fällt, der Konformist glaubt trotz alledem seiner Regierung bis zum vermeintlichen Endsieg. Obwohl beim Tausch der gefallenen Soldaten auf einen russischen 30 ukrainische Gefallene kommen, glaubt der Ukraineunterstützer den Propaganda-Meldungen des deutschen Mainstreams, dass die Russen ihre Soldaten gnadenlos opfern und weit über eine Million tote russische Soldaten zu beklagen seien. Ukrainische Datenlecks oder Aussagen von amerikanischen Generälen von 1,5 Millionen gefallenen Ukrainern ignoriert der Konformist pflichtgemäß. Der grenzdebile Ukraineunterstützer ist davon überzeugt, dass Putin nur langweilig war, er überlegte was mach ich nur, was mach ich nur, ach ja die Ukraine könnte ich ja mal überfallen. Der Krieg in der Ukraine begann aber nicht 2022, sondern 2014, zuvor die NATO-Osterweiterung, der rechtsradikale Maidan-Putsch, die Abspaltung der Oblaste im Osten, die Bombardierung der Zivilbevölkerung im Donbass durch Kiew mit 14000 Toten, was vom gehorsamen Mainstream-Konsumenten ignoriert werden muss.

Erst wenn die Arbeitslosigkeit auf 5 Millionen steigen wird, so gut wie alle Industrie ins Ausland abgewandert ist und jeder Mittelstand die Insolvenz angemeldet hat, wenn die Inflation, die Gaspreise und die Strompreise sich nochmals verdoppeln, weitere Brücken einstürzen und die Bahn überhaupt nicht mehr fährt, das Gesundheits- und das Pflegesystem endgültig zusammengebrochen ist, dann wird es dem gehorsamen Untertan dämmern und er wird einen Schuldigen suchen. Der Schuldige wird für den Spießbürger aber nicht die verantwortliche und schuldige Regierung sein, der Mitläufer wird sich einen Sündenbock suchen. Der Untertan ist unschuldig, er hat nur Befehle ausgeführt. Die Befreiung aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit ist nicht einfach.

Es gibt nichts erhebenderes, als bei Themen, wie beispielshalber der Verfasstheit von Israel, Islamismus, Geopolitik, eingebildetem Rassismus, Identitätspolitik, oder einen Konflikt wie zum Beispiel den Krieg in der Ukraine nicht auf die Mainstreammedien der Herrschenden zu hören sondern sich unabhängig, möglichst wissenschaftlich von allen Seiten zu informieren um dann den eigenen Verstand einzusetzen und sich ein Urteil bilden um dann entsprechend zu handeln und zu reden.

Bereits vor vielen Jahren sagte Bertolt Brecht: „Hinter der Trommel her – Trotten dir Kälber – Das Fell für die Trommel – Liefern sie selber.“

Quelle: Arno Gruen – Wider den Gehorsam Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2014

Gleichzeitig veröffentlicht bei Mission Impossible

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