Ich wundere mich immer, mit was für einer Mischung aus Arroganz und Naivität viele meinen, ganze Sozialisationen und Prägungen von Migranten mit ein paar Sprach- und Integrationskursen ändern zu wollen. Viele "Flüchtlinge", die jetzt im Zuge der als Flüchtlingskrise bezeichnenden Migrationswelle nach Europa gekommen sind, stammen aus Kulturkreisen, in denen eine strikte Geschlechter-Apartheid herrscht; viele haben außer ihrer Schwester oder Mutter noch nie im realen Leben eine unverschleierte Frau gesehen, geschweige denn ein händchenhaltendes Paar, eine Frau in sommerlicher Kleidung oder im Bikini.

In diesen Ländern ist das Töten bei Apostasie, Ehebruch oder Homosexualität gesellschaftlich legimiert, genauso wie "Ehrenmorde" bei Verstößen gegen die dortigen Moralvorstellungen. Dazu kommen mitunter Kriegserfahrungen, Verrohung und sexuelle Frustration. Es ist mehr als absehbar, dass das bei der Masse an Ankommenden zu Problemen führt. Auch wenn die (potentiellen) Kriminellen immer in der Minderheit sind, geht selbst eine geringe Zahl an "Problemfällen" bei hunderttausenden Migranten schnell in die Zehntausende.

Moralische Narzissten gehen jedoch davon aus, dass jeder Mensch gleich ist. Doch das stimmt nicht: wir alle sind zwar vom Wert her gleich, also gleichwertig, aber eben nicht gleich. Folglich lassen sich Prägungen und Moravorstellungen eben nicht so einfach wegerziehen. Dazu kommt ein "Rassismus der gesenkten Erwartungshaltung": man misst bei Migranten vielfach mit einem anderen Maß und lobt sie selbst für Dinge, die für Mitglieder der Mehrheitsgesellschaft selbstverständlich sind. Ahmad Mansour schrieb mal einen Essay für die TAZ, der mit der Forderung "Wir sind nicht eure Kuscheltiere" überschrieben war: das linksliberale Spektrum täte sich schwer mit Kritik, kritisierte er darin. Es erkläre sich zum Beschützer konservativer Muslime und mache sie so zu Opfern. Genau das gleiche Verhalten beobachte ich bei Bessermenschen im Umgang mit Asylbewerbern: Kritik ist nicht erwünscht, Forderungen nach Anpassung bzw. nach Assimilation gelten schon halbwegs als Menschenrechtsverletzungen.

Dieses Nanny-Verhalten ist kontraproduktiv, führt es doch bei den Migranten, die unserer westlichen liberalen Lebensart eh schon skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen, eher dazu, dass sich dieses Bild einer schwachen, alles um jeden Preis tolerierenden Gesellschaft noch weiter verfestigt. Ein Großteil dieser Menschen kennt keinen Nanny- bzw. Sozialstaat, sondern kommt größtenteils aus Diktaturen und wurde sowohl im staatlichen als auch im familiären Umfeld derart totalitär geprägt, dass jeder Dialog und jedes Entgegenkommen als Schwäche interpretiert wird. Deshalb glaube ich auch, dass die Integration auf breiter Basis scheitern wird: die Kulturen bzw. die Wert- und Moralvorstellungen sind zu unterschiedlich.

Integrationskurse werden genauso wenig zur Integration beitragen wie die albernen Flirtkurse, die diesen moralischen Narzissmus pervertieren: wie kann man ernsthaft davon ausgehen, dass Migranten, in deren Ländern Frauen und Männer noch nicht einmal gemeinsam ins Kino gehen dürfen und unverschleierte oder alleinreisende Frauen als "Schlampen" gelten, sich aufgrund von Flirtkursen integrieren? Jemand, der so naiv ist und das glaubt, der vertraut auch darauf, dass "NO!"-Klebetatoos in Schwimmbädern vor Übergriffen schützen...

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