Legehennen: Zwei-Nutzungsrassen statt Eierscreening

In Deutschland will man sich den Legehennen widmen, siehe http://www.tagesschau.de/wirtschaft/gefluegel-101.html. Ich würde mich ja sehr freuen, wären die politisch Verantwortlichen in Österreich ähnlich bereit, von sich aus Änderungen anzugehen. Aus meinen langjährigen Erfahrungen mit Tierschutzministerien und Regierungen ist es das Gegenteil: ohne Druck von außen passiert überhaupt nichts. Aber beim genaueren Hinsehen kann man über die Ankündigungen aus Deutschland nicht sehr glücklich sein.

Man will das Schnabelkürzen bei Legehennen beenden. Erfreulich, doch kommt das nicht etwas spät? In Österreich hat eine Initiative des VGT schon 2001 dazu geführt, dass diese Praxis unnötig wurde. Das entsprechende, wissenschaftlich erarbeitete Management Manual steht bei uns seitdem zum Download bereit. Da hätte man schon vor 14 Jahren darauf kommen können.

Und gegen das Töten der männlichen Eintagsküken soll ein Infrarotscreening in den Eier kommen. Wer das falsche Geschlecht hat wird abgetrieben. Zugegeben, das ist sicherlich besser als zu warten, bis die männlichen Küken schlüpfen, nur um sie dann zu vergasen, wie das heute übliche Praxis ist. Aber die unvergleichlich viel bessere Lösung ist das Zwei-Nutzungs-Huhn.

Seit Jahrzehnten schon hat man das normale Haushuhn in zwei Rassen getrennt: das Masthuhn, das mit ungeheuerlicher Geschwindigkeit (nämlich 4 Mal so schnell) zum Monster wächst, um viel Fleisch zu produzieren, und das Legehuhn, das pro Tag ein Ei legt, also praktisch ein Kind gebärt. Beides ist für die Tiere katastrophal. Das Masthuhn kann ohne Schmerzen keinen Schritt gehen, weil das viel zu hohe Körpergewicht die Sehnen und Gelenke überlastet, das Legehuhn, weil es sein gesamtes Kalzium aus den Knochen in Eierschalen investiert und nach nur einem Legejahr kollabiert. Da ist das Schicksal der männlichen Eintagsküken nur ein weiteres von einer ganzen Reihe von Problemen, die mit der Massentierhaltung einhergehen.

Das Zwei-Nutzungshuhn bietet dagegen eine Chance zum Ausstieg aus der Tierindustrie. Es handelt sich dabei um Hühner, die einerseits Fleisch ansetzen und andererseits Eier legen, aber beides mit Maßen, sodass die Tiere nicht überlastet werden. Sie legen 40 Prozent weniger Eier als die Turbolegehennen und der Fleischzuwachs benötigt drei bis vier Mal so lange wie bei den Turbomasthühnern. Dafür sind sie wesentlich gesünder, leben länger und haben die Chance auf wenigstens ein bisschen Lebensqualität.

Nimmt man das Tierschutzgesetz ernst, sind wir zu diesem Schritt eigentlich gezwungen. § 5 (1) Tierschutzgesetz regelt das Qualzuchtverbot: „Es ist verboten, einem Tier ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen oder es in schwere Angst zu versetzen.“ Gegen diesen Absatz verstößt, wer „Züchtungen vornimmt, bei denen vorhersehbar ist, dass sie für das Tier oder dessen Nachkommen mit Schmerzen, Leiden, Schäden oder Angst verbunden sind (Qualzüchtungen), sodass in deren Folge im Zusammenhang mit genetischen Anomalien insbesondere eines oder mehrere der folgenden klinischen Symptome bei den Nachkommen nicht nur vorübergehend mit wesentlichen Auswirkungen auf ihre Gesundheit auftreten oder physiologische Lebensläufe wesentlich beeinträchtigen oder eine erhöhte Verletzungsgefahr bedingen: Atemnot, Bewegungsanomalien, [...]“ All das geschieht durch die Haltung derzeit. Und all das könnte durch den Schritt zur Zwei-Nutzungsrasse unterbunden werden.

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