In den letzten Wochen und Monaten ist etwas geschehen, das mich schon jahre-, nein jahrzehntelang nicht betroffen hatte. Es ist meiner Außenwelt tatsächlich gelungen, mir negative Perspektiven aufzupfropfen. Ganz schleichend haben sich die Ereignisse und Kommentare meines Umfelds in mein Unterbewusstsein abgesenkt und von dort ihr verhängnisvolles Werk begonnen.

Nach so vielen Jahrzehnten sah ich mich plötzlich nicht mehr in der Lage, für meine Lebensqualität selbst sorgen zu können, sah mich abhängig vom Good- oder Badwill Anderer.

Ich spürte, wie ich mich um etwas im Kreise drehte, das mich selbst nicht betraf und dennoch in seinen Klauen hielt.

Ich habe mir im Laufe meines Lebens viele Möglichkeiten erarbeitet, solche Situationen zu erkennen und auch nach ihren Lösungen zu suchen. Dennoch gelang es auch mir nicht.

Und ich dachte oft, wenn es also schon mir nicht gelingt, wie soll es dann erst Anderen ergehen, die diese Möglichkeiten in ihrem Leben gar nicht vorfinden, weil sie sich nie damit auseinandersetzen konnten.

Wie man leicht erkennen kann, half mir dies aber nicht weiter.

Eingemeindung in negative Kreise hat noch nie jemandem positive Einsichten beschert.

Auch ich konzentrierte mich plötzlich mehr darauf, was ich alles NICHT machen wollte. Wo ich überall NICHT dazu gehören wollte. Vor allem deshalb, weil ich es an Anderen sah und es mich enorm an ihnen störte.

Ich hinterfragte zwar dauernd, ob ich es nicht an mir auch erkennen müsste und selbstverständlich hätte ich es erkennen müssen, aber ich konzentrierte mich auf die Situationen und dort war nur zu erkennen, dass ich das alles so NICHT wollte.

Vor mehr als 30 Jahren habe ich den Weg gefunden und eingeschlagen, meine Verantwortungsbereiche in zwei große Gruppen aufzuteilen. Es hat mir mein Leben gerettet, wie ich so gerne pathetisch behaupte.

Da ist die eine Seite der Selbstverantwortung, die an erster Stelle steht. Ich bin für mich verantwortlich. Für mein Denken, für mein Tun. Die kann ich an niemanden abgeben.

Schuldzuweisungen, Opferdenken und Angst werden automatisch ausgeschlossen.

Die andere Seite ist, die Verantwortung für die Gemeinschaft übernehmen zu müssen. Ob ich will oder nicht. Ich kann mich von der Menschheit und ihren Entwicklungen nicht trennen, so lange ich auf dieser Erde wandle.

Und da kann ich die kleinen Fäustchen ballen, und mit meinen Füßchen aufstapfen, wie ich nur will. Ich werde damit leben müssen. Und werde damit eigenverantwortlich umgehen müssen.

Nun gut, das erscheint wahrscheinlich bisher eh noch Manchem logisch. Mir jedenfalls.

Doch in der unerkannten Vermengung der beiden Bereiche liegen die größten Fallstricke für Angst und Unwohlsein.

Und ganz plötzlich erkannte ich mich in genau dieser Lage.

Die Welt machte mir Angst! Und ich fühlte mich nicht wohl in ihr, vor allem in der Gemeinschaft.

Doch ich fand das Türl nicht gleich. Ich suchte und suchte an der falschen Stelle.

Nämlich an und in den einzelnen Situationen der Weltereignisse.

Doch dort konnte ich das Problem selbstverständlich nicht lösen. Niemand kann das.

Und ich brauchte tatsächlich ein gewisses Maß an Leidensdruck, um mich endlich wieder auf die richtige Seite zu schlagen. Auf meine.

Ich konzentrierte mich also wieder darauf, wie es MIR geht. Mir, wenn ICH für MICH sorge und nicht mein Wohlbefinden von Anderen abhängig mache. Wenn ich mein Dasein nicht von Vergangenheit und Zukunft abhängig mache. Es dort abhole, wo es sich gerade befindet.

Und siehe da: Im Hier und Jetzt kann ich sehr gut leben. In mir ist (jetzt wieder) Frieden. Und sogar mein Umfeld ist nicht vom Unfrieden beeinträchtigt (Ich meine von einem Unfrieden, der gewaltvoll in mein Leben eingreift, also wenn ich z.B. in einem Graben liegen müsste und die Bomben rund um mich einschlagen. Da gäbe es selbstverständlich andere Herausforderungen für mich).

Aber ich kann auf meinem Balkon sitzen, mir die Sonne auf den Bauch scheinen lassen, durch die Weinberge rennen und Ruhe und Ausblicke genießen, kann mich an meinem Haushalt erfreuen, an meiner Arbeit, an meiner Kreativität, an vielen lieben Menschen, die ich kenne, habe genug zu essen und ein kuscheliges Bett.

Ich erkannte, dass ich denselben Fehler gemacht hatte, wie die Leute, denen ich eigentlich einen Spiegel vorhalten wollte. Es war also mein Spiegelbild, das ich erblickte!

Ich habe nach dem Negativen Ausschau gehalten, habe es verstärkt, indem ich das Positive nicht wahrnahm. Es als selbstverständlich voraussetzte.

Jetzt ist wieder alles anders.

Und ich habe mir ein kleines „Hilfsmittel“ dafür geschaffen. Ich halte mehrmals am Tag Ausschau nach dem perfekten Moment.

Und es ist unglaublich, wie viele ich entdecke.

Ich sitze z.B. dann auf dem Balkon und spüre in mich hinein. Und frage mich: was könnte jetzt perfekter sein? Und siehe da, wenn nicht grad der Nachbar den Rasenmäher anwirft, könnte der Augenblick nicht perfekter sein.

Es ist warm, es ist ruhig, es ist friedlich. Ich werde nicht bedroht, habe keinen Hunger und keine Schmerzen und ich kann spüren, wie mein Leben in mir pulst.

Oder sitze ich beim Essen und lasse mir ein paar Erdäpfel und Salat schmecken. Ich bin ein Erdäpfelfreak, also kann der Moment nicht perfekter sein. Was sollte mir im Augenblick besser schmecken können? Vor allem, warum sollte ich etwas suchen wollen, das mir VIELLEICHT doch besser schmecken KÖNNTE. Oder gar daran denken, dass ich mir nicht jeden Tag Fleisch leisten kann. Der perfekte Moment um Fleisch zu genießen ist dann, wenn ich es auf dem Teller habe. Und nicht, wenn nicht.

Wahrscheinlich erscheinen Einigen diese Beispiele nun naiv, aber ich möchte euch sagen, es ist wirklich so einfach, dem Negativen nicht den größten Raum in seinem Alltag zu geben. Und es bringt so unglaublich viel! Und sofort! Und unabhängig von allen Anderen!

Einfach das Positive wahrzunehmen, es nicht als selbstverständlich zu übersehen und deshalb die Energie nur im Negativen zu verpuffen. Energie, aus der man sich die Kraft holen kann, um auch schwere Aufgaben und ihre nicht so perfekten Momente besser bewältigen zu können.

Und ich würde wirklich wünschen, mehr Menschen könnten sich auf die Suche nach den perfekten Momenten in ihrem Leben machen. Weil wir haben immer noch unzählige Möglichkeiten dafür.

Denn bitte nicht vergessen: Der Frieden wächst aus dem Zentrum der Zufriedenheit.

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