Von der Front auf die Straße: Russische Veteranen übernehmen das Machtvakuum

Stell dir vor, Russland rüstet eine Armee aus Männern, die zuvor im Gefängnis saßen – Vergewaltiger, Mörder, Gewohnheitskriminelle – und schickt sie in den Krieg. Diese Männer werden an die Front geschickt, kämpfen, töten, foltern und zerstören. Doch wenn sie zurückkehren, sind sie keine Helden, sondern eine Explosion von Gewalt und Chaos in den Straßen Russlands. So sieht das Szenario in Putins Russland im Jahr 2025 aus.

In nur sechs Monaten stiegen schwere und besonders schwere Straftaten auf über 333.000 – der höchste Wert seit 15 Jahren, basierend auf offiziellen Zahlen der russischen Behörden. Hinter dieser Alarmzahl stecken die „Veteranen“ – ehemalige Häftlinge, die für ein paar Monate an der Front als Kanonenfutter dienten, mit dem Versprechen auf Begnadigung. Diese Männer, viele mit psychischen Traumata vom Krieg belastet, sind jetzt mit einer Kalaschnikow bewaffnet auf den Straßen unterwegs. Sie setzen dort ihre Gewalt fort, die sie im Krieg gelernt und gelebt haben.

Die offizielle Reaktion aus dem Kreml ist Beschwichtigung: Angestellte sagen, das sei nur „schlechtes Benehmen“ und man solle nicht beunruhigt sein, die Sicherheitskräfte hätten die Lage im Griff. Doch in Wirklichkeit sind Polizei und Behörden überfordert, in manchen Regionen übernehmen ehemalige Kämpfer die Kontrolle, schützen Geschäfte, erpressen Geld, machen eigene Gesetze und setzen sich mit Waffengewalt durch. In Gebieten wie Tuwа, Burjatien oder Sibirien ist die staatliche Ordnung kaum noch existent – die Ursache dafür sind Gruppen von Veteranen mit Tattoos, Frontmedaillen und Waffen.

Putin hat mit diesem Vorgehen ein gefährliches Monster erschaffen. Zwar gibt es für die Rückkehrer kleine Hilfsprogramme und einen Staatsfonds zur Unterstützung, doch das ist wenig mehr als kosmetische Politik. Diese Männer lassen sich nicht mehr integrieren, sie wollen es oft auch nicht. Sie haben gelernt, dass Gewalt sich auszahlt, dass der Staat sie duldet, solange sie für ihn kämpfen, und dass Furcht mehr zählt als Recht und Gesetz.

Was Russland lange ignorierte: Diese privaten Militärfirmen, etwa Wagner, sind nach russischem Recht illegal. Doch sie wurden nicht nur toleriert, sondern auch gefeiert als Helden. Als 2023 die USA Wagner als kriminelle Organisation einstufte, reagierte Putin mit Gesetzen, die jede Kritik an ihnen unter Strafe stellen. Nun ist Wagner zwar zerfallen, aber die Veteranen sind geblieben – und mit ihnen eine Vielzahl bewaffneter Gruppen und Ex-Sträflingsbataillone, die wie lokale Milizen agieren. Moskau hat längst die Kontrolle verloren, hält bestenfalls noch eine fragile Vereinbarung aufrecht, solange Geld fließt.

Doch wenn die Finanzierung versiegt, droht Gewalt noch stärker zu eskalieren: Ein Bürgerkrieg, diesmal nicht mit Mafiosi und Schwarzmarkthändlern, sondern mit kampferprobten, radikalisierten ehemaligen Soldaten, die gelernt haben, Gewalt ist das einzige gültige Argument. Die erstarkenden Veteranenkommandanten bedrohen Bürgermeister, übernehmen Funktionen der Polizei, und militärische Erfahrung mischt sich mit kriminellen Strukturen.

So steht Russland nicht nur an der Front in der Ukraine auf verlorenem Posten, sondern auch im Inneren vor einer gewaltigen Bedrohung durch die eigenen Kriegsheimkehrer. Keine liberale Bewegung oder NGOs, sondern genau diese vom Kreml hochgepäppelten, bewaffneten Männer bilden eine neue, aggressive Elite, die für sich keine Gesetze anerkennt außer der Macht des Gewehrlaufs.

Putins „Spezialoperation“ hat nicht nur Militär, sondern auch das gesellschaftliche Gefüge Russlands tief beschädigt. Die staatliche Autorität konkurriert nun mit bewaffneten, paramilitärischen Formationen, die lokale Verwaltungen kontrollieren und ihre eigenen Regeln durchsetzen. Die Rückkehr der Kriegsheimkehrer ist keine bloße soziale Herausforderung, sondern eine tickende sicherheitspolitische Zeitbombe, die der Kreml selbst gezündet hat – und deren Explosion absehbar ist.

Wenn das Geld austrocknet und die Krise eskaliert, wird der Krieg nicht mehr in der Ukraine stattfinden, sondern mitten in Russland selbst. Dann kämpfen Russen gegen Russen, Veteranen gegen Polizei und lokale Machthaber gegen den föderalen Staat. Die Realität des Krieges kehrt dorthin zurück, wo sie herkommt: nach Hause. Und vielleicht endet Putins Herrschaft nicht durch internationale Sanktionen, sondern im Chaos, das von den eigenen Heimkehrern entfacht wurde.

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