die treffendste antisemitismusdefinition

die ich kenne, ist immer noch diese:

""Die Juden hatten die Zirkulationssphäre nicht allein besetzt. Aber sie waren allzu lange in sie eingesperrt, als daß sie nicht den Haß, den sie seit je ertrugen, durch ihr Wesen zurückspiegelten. Ihnen war im Gegensatz zum arischen Kollegen der Zugang zum Ursprung des Mehrwerts weithin verschlossen. Zum Eigentum an Produktionsmitteln hat man sie nur schwer und spät gelangen lassen. Freilich haben es die getauften Juden in der Geschichte Europas und noch im deutschen Kaiserreich zu hohen Stellungen in Verwaltung und Industrie gebracht. Immer jedoch hatten sie es mit doppelter Ergebenheit, beflissenem Aufwand, hartnäckiger Selbstverleugnung zu rechtfertigen. Man ließ sie heran nur, wenn sie durch ihr Verhalten das Verdikt über die andern Juden stillschweigend sich zueigneten und nochmals bestätigten: das ist der Sinn der Taufe. Alle Großtaten der Prominenten haben die Aufnahme der Juden in die Völker Europas nicht bewirkt, man ließ ihn keine Wurzeln schlagen und schalt ihn darum wurzellos. Stets blieb er Schutzjude, abhängig von Kaisern, Fürsten oder dem absolutistischen Staat. Sie alle waren einmal ökonomisch avanciert gegenüber der zurückgebliebenen Bevölkerung. Soweit sie den Juden als Vermittler brauchen konnten, schützten sie ihn gegen die Massen, welche die Zeche des Fortschritts zu zahlen hatten. Die Juden waren Kolonisatoren des Fortschritts. Seit sie als Kaufleute römische Zivilisation im gentilen Europa verbreiten halfen, waren sie im Einklang mit ihrer patriarchalen Religion die Vertreter städtischer, bürgerlicher, schließlich industrieller Verhältnisse. Sie trugen kapitalistische Existenzformen in die Lande und zogen den Haß derer auf sich, die unter jenen zu leiden hatten. Um des wirtschaftlichen Fortschritts willen, an dem sie heute zu Grunde gehen, waren die Juden von Anbeginn den Handwerkern und Bauern, die der Kapitalismus deklassierte, ein Dorn im Auge. Seinen ausschließenden, partikularen Charakter erfahren sie nun an sich selber. Die immer die ersten sein wollten, werden weit zurückgelassen. Selbst der jüdische Regent eines amerikanischen Vergnügungstrusts lebt in seinem Glanz in hoffnungsloser Defensive. Der Kaftan war das geisterhafte Überbleibsel uralter Bürgertracht. Heute zeigt er an, daß seine Träger an den Rand der Gesellschaft geschleudert wurden, die, selber vollends aufgeklärt, die Gespenster ihrer Vorgeschichte austreibt. Die den Individualismus, das abstrakte Recht, den Begriff der Person propagierten, sind nun zur Spezies degradiert. Die das Bürgerrecht, das ihnen die Qualität der Menschheit zusprechen sollte, nie ganz ohne Sorge besitzen durften, heißen wieder Der Jude, ohne Unterschied. Auf das Bündnis mit der Zentralgewalt blieb der Jude auch im neunzehnten Jahrhundert angewiesen. Das allgemeine, vom Staat geschützte Recht war das Unterpfand seiner Sicherheit, das Ausnahmegesetz sein Schreckbild. Er blieb Objekt, der Gnade ausgeliefert, auch wo er auf dem Recht bestand. Der Handel war nicht sein Beruf, er war sein Schicksal. Er war das Trauma des Industrieritters, der sich als Schöpfer aufspielen muß. Aus dem jüdischen Jargon hört er heraus, wofür er sich insgeheim verachtet: sein Antisemitismus ist Selbstbaß, das schlechte Gewissen des Parasiten."

aus http://copyriot.com/sinistra/reading/agnado/adorno01.html via https://www.fischundfleisch.com/rahab/bei-gelegenheit-51558.

dagegen finde ich die (gleichlautende) definition von EUMC/IHRA „Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die im Hass auf Juden Ausdruck finden kann. Rhetorische und physische Manifestationen von Antisemitismus richten sich gegen jüdische oder nicht-jüdische Individuen und/oder ihr Eigentum, gegen Institutionen jüdischer Gemeinden und religiöse Einrichtungen.“ weniger treffend, zumal sie, wie dort nachzulesen, nicht ohne eine art katalog auskommt, um unausgeschrieben in ihrer definition die sog. israelkritik und widerstand gegen die errichtung des staates Israel in Palästina unterbringen zu können.

damits der einen+dem anderen nicht zu unausgewogen vorkommt, hier noch die antisemitismus-definition/geschichte aus dem zionistischen glossar. und... Sartre darf natürlich auch nicht fehlen und von Moishe Postone darf mer sich bei http://www.antisemitismus.net/theorie/index.htm das jeweils genehme selbst raussuchen.

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Frank und frei

Frank und frei bewertete diesen Eintrag 23.08.2019 16:41:00

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