Wie stellt man fest, ob etwas wirkt?

In diesem Beitrag geht es um den medizinischen Bereich und die Frage ist, wie man feststellen kann, ob etwas wirklich wirkt.

+ Wie hat man herausgefunden, dass Aspirin gegen Kopfschmerzen helfen und wirklich wirken kann?

+ Wie hat man herausgefunden, dass Armschienen tatsächlich die beste Behandlungsform ist, wenn man sich den Arm gebrochen hat?

+ Wie hat man herausgefunden, dass Obst zu essen gegen Skorbut hilft?

+ Wie kann man grundsätzlich herausfinden, ob und dass ein Medikament, eine Therapie oder sonstige Behandlungsart wirklich hilft und wirkt?

Dies geht nur mit einer randomisierten Doppelblindstudie. Bis ein potentielles Arzneimittel es überhaupt bis zur Phase III schafft, durchläuft es bereits einige "Vortests" (Klinische Studien) die meistens mehr als ein Jahrzehnt in Anspruch nehmen und erst dann zählt es zu den übriggebliebenen 5% (aus Tausenden jener Wirkstoffe, bei denen das Risiko der Anwendung größer als der Nutzen für den Patienten ist und demzufolge für die Marktreife nicht geeignet sind)

Will man wissen, ob z.B. ein Medikament gegen Kopfschmerzen wirklich wirkt, dann nimmt man z.B. 1000 Patienten, die Kopfschmerzen haben und teilt diese zufällig (randomisiert) drei verschiedenen Gruppen zu:

Gruppe 1 bekommt das Medikament, von welchem man wissen will, ob es wirkt

Gruppe 2 bekommt ein Placebo, d.h. z.B. eine Zuckerpille, jedenfalls irgendetwas das nicht wirkt

Gruppe 3 gibt man überhaupt nichts

In der Praxis ist es unmöglich eine Gruppe 3 zu bilden, da es ethisch nicht vertretbar ist, Menschen leiden zu lassen und nichts zu tun. Man könnte Gruppe 3 auch ein schon erprobtes und wirksames Medikament geben.

Am Ende des Versuchs fragt man die Patienten, wann die Kopfschmerzen weg waren und notiert diese Aussagen. Dann vergleicht man in welcher Gruppe es den Menschen am schnellsten am besten ging und schon kann man eine Aussage treffen, ob das Medikament besser als der Placebo abgeschnitten hat oder nicht.

Die Placebo-Kontrollgruppe benötigt man, weil alles auch einen Placeboeffekt hat und man diesen quasi herausrechnen muss. Wenn das Medikament, welches man testen wollte, die Menschen in Gruppe 1 nicht (deutlich) besser geheilt hat, dann ist es nicht wirksam (nicht wirksamer als ein Placebo = nicht wirksam!).

Diese Studien werden als „Doppelblind“ bezeichnet, weil weder die Patienten wissen, in welcher Gruppe sie sind, noch die Ärzte wissen, ob sie den Placebo oder das Medikament verabreichen. Dadurch vermeidet man Verzerrungen des Ergebnisses. Die zufällige Verteilung (Randomisierung) der Patienten ist notwendig, um eine gleichmäßige Aufteilung der Risiken und anderen Faktoren zu erreichen und damit auch eine Verzerrung des Ergebnisses zu vermeiden.

Studien, die mit mehr Patienten durchgeführt werden, also z.B. mit 10.000 statt mit 100, sind aufgrund der Statistik i.d.R. zuverlässiger und genauer. Für neue Medikamente, die noch eine Zulassung benötigen, werden mehrere Studien durchgeführt, um auch hier zu klaren Ergebnissen zu kommen.

Grundsätzlich mussten sich so alle Medikamente, Therapien oder sonstigen Behandlungsmethoden testen lassen und belegen, dass sie wirksam waren und nicht mehr Schaden als Nutzen haben. Die Ausnahme sind alle pseudomedizinischen Verfahren, wie Homöopathie, Akupunktur, Ayurveda, Bachblütentherapie, Schüsslersalze, Osteopathie oder auch Kinesiologie. Diese „Alternativmedizin“ muss (nach dem Binnenkonsens) nicht mehr nachweisen, dass diese „Verfahren“ wirksam sind.

Man hat diese „Alternativ-Pseudomedizin“ trotzdem in randomisierten Doppelblindstudien getestet. Die Ergebnisse sind eindeutig, diese Verfahren wirken nicht und funktionieren nicht besser als ein Placebo und damit funktionieren sie überhaupt nicht, nichts, nada, null. Es ist reine Zeit- und Geldverschwendung (und gefährlich, wenn man nicht noch zusätzlich funktionierende Medikamente nimmt) diese Pseudomedizin auszuprobieren. Anhänger davon behaupten oft, dass man diese Verfahren nicht mit einer randomisierten Doppelblindstudie testen könne, ohne jedoch irgendwelche Argumente zu nennen, warum dies nicht möglich sein sollte.

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Markus Andel

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