Es gibt da einen Witz: Trifft ein Papst den anderen. Eigentlich gab es diesen Witz. Und wenn es so weitergeht, könnte bald ein Papst auf einen anderen auf einen anderen und so weiter treffen. Papst Franziskus hat in einem Interview verkündet, es vielleicht seinem Vorgänger Papst Benedikt XVI gleichzutun. "Ich habe das Gefühl, dass mein Pontifikat kurz sein wird", sagt er.

Es ist die unberechenbare Aussage eines unberechenbaren Papstes, von dem viel erwartet wurde und wenig kam. Wer Bücher über Papst Franziskus sucht, findet gleichbleibendes. Die meisten Titel lauten: "Vom Reaktionär zum Revolutionär", "Revolution im Vatikan", "Ein radikaler Papst", "Frischer Wind im Vatikan", "Revolution der Zärtlichkeit". Aufbruch, Hoffnung und Revolution: Das sind die Schlagworte, die dem Papst zugeschrieben werden und doch hat er nach nun zwei Jahren Amtszeit keine Reformen auf den Boden gebracht.

Er fühlt sich scheinbar am wohlsten, wenn er abseits des Protokolls frei reden und Gedankenfetzen fallen lassen kann. Sollte jemand seine Mutter beleidigen? Dann werde er mit geballter Faust antworten, so das Oberhaupt der Katholiken. Wie soll mans mit der Kindererziehung halten? Hauptsache nicht ins Gesicht schlagen, damit die Würde der Kinder unangetastet bleibt. Fortpflanzung generell? Nur nicht wie Karnickel vermehren – klarerweise gilt aber der Verzicht auf Kondom oder Pille.

Bisher wurde nicht deutlich, was dieser erste südamerikanische Papst der Geschichte eigentlich will. Ein offizielles Papier, in dem er sich erklärt, gibt es momentan noch nicht. Öffentlich spricht er scheinbar losgelöst vom mächtigen Apparat Vatikan, doch nachhaltigen Niederschlag finden seine Ideen bislang keinen.

Und so bleibt ein Ausweg, den Papst Benedikt geebnet hat. Zu gehen, wenn keine Kraft und Lust mehr für das Amt vorhanden sind. Ist das gut? Nun, es gibt dem Papst Freiheit und einen Hauch mehr Unabhängigkeit in einem starren und wenig beweglichen System. Er hat eine finale Verhandlungsoption im internen Ränkespiel des Vatikans mehr und kann zur Not aus Machtspielchen aussteigen und er kann zuvor schon anders darauf reagieren. Gleichzeitig verliert das Amt an Größe, es wird weltlicher. Der Papst wird weniger kämpfen, wenn er (im meist hohen Alter) eine andere Option geboten kriegt. Der Vermittler zwischen den Gläubigen und der Kurie wird austauschbarer. Ist das nun gut oder schlecht? Wohl beides.

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Herbert Erregger

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Bernhard Juranek

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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