Lasst uns von ganz banalen Dingen reden. Vom Fernsehen zum Beispiel.

Das sie gerade eben abgeschaltet haben. Also das analoge. Mache ich die Kiste an, dann grinst mich erst einmal die Mitteilung an, dass nix mehr ist mit Fernsehen, wenigstens nicht analog. Auf allen Sendeplätzen grinst es, was schon komisch ist. So clever hätten sie dann schon sein können, die ganzen Sendeplätze weg zu machen. Hätten sie wenigstens ein Kaminfeuer hingemacht oder eine Blumenwiese oder so. Das wäre sicher kein so großer Aufwand gewesen. Die Mitteilung muss ja auch analog gesendet werden. (Womit sie sich selber Lügen strafen.)

Und ich stelle mir die vielen netten, ganz alten Leute vor, die niemanden haben, mit dem sie reden können und auch niemanden, der ihnen diesen neuen Senderscheiß einrichtet. Gar nicht zu reden vom Geld. Und die trotzdem weiter Fernsehgebühren bezahlen müssen, obwohl da ja nix mehr sendet. Diese alten Leute haben jetzt, und zwar auf einen Schlag, allerhand Freunde verloren und sind nun fürchterlich allein.

Ich natürlich, die ich nur beinahe-alt bin, habe vorgesorgt. Vor Jahren schon, wo ich mir Kabelfernsehen mit einem ausreichenden Paket zulegte. Und vor ein paar Wochen, wo ich mich mobil machte und nun die Lieblingsserien schauen kann, wo, wie lange und wieviele ich will. Nicht, dass ich damit besonders modern wäre. Ist mir schon klar. Meine Tochter erzählte schon vor Jahren, sie habe zu Weihnachten Staffel 1 bis X von dieser einen Lieblingsserie gekriegt. Woraufhin ich Naivling mich noch fragte, was man mit so etwas tut. Kommt doch im Fernsehen, sagte ich mir. Also ich, die ich brav darauf wartete, dass die nächste Woche ran war und ich auch hoffentlich nicht die passende Sendezeit ver-passte. Und wenn mans verpasste, war es nur mittelschlimm, weil in der Woche drauf sowieso alles zusammengefasst oder - im schlimmsten Fall - auf den Serienwebsites alles erzählt wurde. Eigentlich kann man gar nichts mehr verpassen.

Angesichts der neuen Technik jedoch und allerhand freier Tage habe auch ich es jetzt getan. Weil ich es kann. Und weil es mich interessiert hat, was daran so ist.

Und ich war entzückt (aber auch total übermüdet), als ich Staffel 1 bis 3 einer Lieblingsserie praktisch am Stück gesehen habe. Mobilgerät wanderte überall mit hin. Wenn eine Folge zu Ende war, drückte man auf die nächste. Und irgendwie war es schon ein Glücksgefühl, mit dem Lieblingshelden jetzt nicht nur eine Stunde, sondern Stunde um Stunde zusammen sein zu können.

Bei Held Nr.1 erfuhr ich, dass nach drei Staffeln die Serie eingestellt wurde. Das hinterließ in mir ein Gefühl von Leere. Die ich mit Held Nr.2 füllte. Ich bin mir nicht sicher, ob es von dem weitere (evtl. Bezahlfolgen) gab, aber gefühlt hat es dann auch gereicht: Ich wusste alles, was ich wissen wollte.

Bei Held Nr.3, den ich gestern angehen wollte, fühlte ich von Anfang an einen stetig wachsenden Überdruss: War der immer schon so doof gewesen? Ich stellte ab, zappte weiter und landete bei Heldin Nr.4, deren Serienanfang ich noch nie gesehen hatte. Das war kurzzeitig interessant, langweilte mich aber auch bald.

Irgendwie merkte ich, dass auch in meiner Nische (denn ich schaue ja beileibe nicht das, was alle schauen) die Leute immer so ziemlich gleich sind. Etwas exzentrisch jedenfalls. Manche haben Mordsfähigkeiten. Und irgendwie haben sie alle so ihre Probleme, meistens mit ihrer eigenen Vergangenheit. Es fühlt sich an wie meine Schwiegermutter, die aus kratziger Wolle für meine Kinder immer den gleichen Pullover nur mit anderen Farben strickte. (Hätte sie wenigstens Kuschelwolle genommen, wie die das in den Serien tun!)

Da sah ich wieder, wie schnell ich mich doch langweile.

Aber man muss alles mal mitgemacht haben, dachte ich.

Übrigens hätte ich das nicht tun müssen, wäre es mir mit f+f nicht ähnlich ergangen: Immer das Gleiche. Und nicht einmal gescheite Cliffhanger. Lauter Leute mit Karussellen im Kopf. Also bei einem meiner Serienhelden würde ich das nicht länger als bis zur 3. Staffel mitmachen.

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gloriaviennae

gloriaviennae bewertete diesen Eintrag 17.06.2017 13:30:40

Claudia Tabachnik

Claudia Tabachnik bewertete diesen Eintrag 17.06.2017 11:14:31

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