Mit dem Glück ist das so eine Sache.

Der Eine hat es und der Andere nicht.

Aber all die vielen Dinge, die wir uns so unter Glück vorstellen, sind es oft nicht, die das Glück ausmachen.

Vielen fällt in diesem Zusammenhang zuerst Geld ein.

Warum? In Wahrheit, haben Glücksforscher (ja, die gibt es) herausbekommen, spielt Geld nur insofern eine Rolle, als es für die notwendigen Dinge des Lebens reichen muss. Darüber hinaus ist weder das Jahreseinkommen wichtig, noch die dritte oder zehnte Million. Die Menschen werden mit mehr nicht glücklicher.

Gesundheit, sagen die anderen, und haben dabei nicht Unrecht.

Andererseits: Menschen, sofern sie nicht einen steten Abfall ihrer gesundheitlichen Befindlichkeiten erleben müssen, finden sich ab, arrangieren sich mit ihrer Situation, werden deshalb den guten Dingen im Leben nicht abhold. Eher im Gegenteil. Hat man nicht immer wieder erlebt, dass kranke Menschen oft Schlimmeres vor Augen hatten und nun froh sind, dass DAS nicht eingetreten ist? Wird dann nicht zuweilen die Erkenntnis daraus, dass sie eigentlich (noch einmal) Glück (gehabt) haben?

Schlagerproduzenten texten gerne, dass die besten Dinge im Leben nichts kosten (nicht bezahlbar sind?). Und haben damit laut Glücksforschung Recht. Beziehungen, Familie, Freundschaften, also diese ganzen zwischenmenschlichen Sachen, schaffen einen Batzen Glück ins menschliche Leben. Und nicht zuletzt: SINN. Der Mensch sehnt sich immer wieder und später immer mehr nach Ruhe. Herrscht aber Stillstand, sind da keine Ziele mehr, keine Interessen und alles plätschert so gleichmäßig vor sich hin, dann ist das der Tod der Seele. Und irgendwann der richtige.

Und doch erleben wir sie immer wieder (meistens fallen sie uns bei großen Familienfesten auf) diese Onkel, Tanten etc., die immerfort mies drauf sind, sich über nichts freuen können und an allem etwas zu nörgeln haben . Es geht ihnen gut, sie sind gesund, haben ihr Auskommen und sogar eine Familie, die sich um sie kümmert, so schwer das auch bei diesem steten Genörgel fallen mag.

Was ist denn mit denen los?

Das, und das ist in der Glücksforschung eine ziemlich neue Sache, ist ihnen eben so von der Natur mit gegeben. Keine schlechte Kindheit, kein fieser Ehemann (eher im Gegenteil), kein überhaupt nichts und doch ...

Glück, weiß man heute, ist auch eine Frage der Hirnchemie. Nicht jeder hat die Fähigkeit, so ganz richtig und zu hundert Prozent glücklich zu sein, sei dieser Zustand so zeitlich begrenzt wie auch immer (anders wäre ja schlimm; Dauerglück würde man ja irgendwann gar nicht mehr merken). Es gibt, und das sind nicht einmal wenige, diese siebzig-Prozent-Typen. Das ist das Höchste, was die aufzubringen vermögen. Mehr gibt ihre Hirnchemie einfach nicht her. Wo die Einen jubelnd gen Himmel springen, geben die siebzig-Prozent-Typen zu, dass das ja "ganz okay" war. Die SIND halt so. Pech gehabt, dass der Chemie-Baukasten irgendwo dann eben kein Material mehr hatte.

Während jemand wie ich an diesen wunderbar warmen Abenden den Sonnenuntergang betrachtet, der manchmal samtig wie noch nicht ganz reife Pfirsiche ist und manchmal feurig wie ein Obstsalat aus frischen Orangen, sehen andere nur etwas "ganz Nettes". Während ich nach einem gut gelungenen Bild abends noch x-mal ins Atelier schleiche um nachzuschauen, ob es mir noch immer gefällt und dabei tatsächlich überbordendes Glück empfinde, fangen andere so etwas gar nicht erst an. "Ich könnte das nie!", sagen sie und wissen nicht, wie gut es ist, etwas, was man früher nicht konnte, gelernt zu haben. Während ich die Wäsche, die draußen getrocknet ist, abnehme und an jedem Stück, das nach Frühling, Erde und Abend duftet, schnuppere, fragen sie: "Neuer Weichspüler?".

Blöde Gehirnchemie!

Ich finde, jeder sollte diese Dinge sehen und erleben.

DARUM sollte sich mal wer kümmern.

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gloriaviennae

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