Manchmal gibt eines das andere. Manchmal landet frau auf you tube und klickt sich fort und fort.
Ich liebe die Mittsommernacht. Ganz weit oben muss man dafür sein und dann kann man an Bord eines Schiffes nachts um halb eins die Sonne untergehen sehen. Oder geht sie auf? Sie schwebt da am Ende des Himmels und man erlebt nicht, was sich entwickelt, weil irgendwann die Müdigkeit kommt. Das waren mit die größten Momente in meinem Leben: Auf Deck sitzen mit gar nicht so vielen anderen, die es begriffen hatten, dass DAS mit das Beste ist, was jemand erleben kann.
Wir waren auf dem Weg nach Finnland.Von dort ging es weiter mit dem Bus durch die vielbeschworenen Birkenhaine. (In unserer Jugend spotteten wir gerne: In russischen Filmen rennen sie drei Mal um eine Birke und dann küssen sie sich.) Weiter und weiter nach Sankt Petersburg. Wo wir erlebten, dass eben auch da die Sonne nur ganz kurze Zeit ruhen geht. Da waren großartige Gebäude, Kunstwerke und eine Geschichte, allgegenwärtig, wie man es anderswo nur ganz selten erlebt. Und da war das „neue“ Bernsteinzimmer, wo wir wie eine Herde durchgeschleust wurden (was aber der Sache keinen Abbruch tat) und ein Park mit gewaltigen Springbrunnenexplosionen, die nur von der Schwerkraft betrieben wurden. (Erst dieser Tage sah ich, dass es so etwas auch in Kassel gibt.) Und dann sah ich die Tänzer, hörte Tschaikowsky, Schwanensee. Wovon manch einer sagt, es sei seine Sache nicht. Auch meine Zimmer-Mitbewohnerin hielt es für abdingbar. Was ich nicht verstand. In Russland sein und Tschaikowsky einfach „sausen lassen“?
Tatsächlich gehört und passt es zusammen. Diese große Musik, die das Gefühl von Mittsommernacht in sich trägt, ohne dass sie ihr Thema wäre. Einfach nur aus dem Bauch heraus.Weil für mich beides immer zusammen gehören wird.
Mein Sitznachbar im Mariinsky-Theater, einer aus der Reisegruppe, nörgelte hernach, was ihm nicht gefallen hätte. Es sei ihm zuweilen reichlich unprofessionell vorgekommen. (Über den günstigen Preis hatte er sich nicht beklagt und auch nicht, dass da in der Sommerpause getanzt wurde. Für die Mittsommernacht-Touris. Wahrscheinlich von Tanz-Studenten.) Kann schon sein, dachte ich, dass das besser geht. So rein tänzerisch. Der eine oder andere „Verhopser“ war mir auch aufgefallen. Aber an dieser großartigen Musik ändert das nichts.
Und dann muss man ja alles im Zusammenhang sehen.
Auf der Heimfahrt erzählte uns der Reiseführer, dass man sich von den „weissen Nächten“ nicht verführen lassen darf. Um Zwei hebt sich die Brücke. Bis Fünf bleibt sie oben. Wer bis Zwei die Brücke nicht passiert hat, muss auf dieser Seite der Newa bleiben, auch wenn sein Bett auf der anderen Seite steht. Denn dann passieren die großen Schiffe den Fluss. Er erzählte auch, dass die Brücke in ihrer vernünftigen Regelmäßigkeit ein großer Liebesstifter sei. Schon manches Paar habe sich auf diese Weise gefunden. ER bringt SIE an die Brücke, die man sich gerade heben sieht. Und weil sie nicht zurück kann, bietet er ihr eine Bettstatt an …

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