Eine riesige Chance, oder: In your face, Strache!

In your face, Strache! Was war das für ein Wahlabend! Viel weniger schlimm als erwartet eigentlich, sofern man nicht aufseiten der FPÖ steht. Das – Achtung Phrasenschwein – politische Erdbeben ist ausgeblieben, Wien bleibt aller Voraussicht nach Rot-Grün, maximal ein eher unlogischer Umstieg auf Rot-Schwarz wäre noch realistisch. Und die Blauen sind für kurze Zeit entzaubert. Das alles hat auch bundespolitische Auswirkungen.

Für die SPÖ bedeutet der gefühlte Wahlsieg in Wien – trotz fast fünf Prozentpunkten Verlust – eine Verschnaufpause. Die Freunderlwirtschaft-G’schichten der Wiener SPÖ sowie die Millionen, die in den verantwortungslosen Boulevard fließen, waren #immernochbesseralsstrache. Und so blöd das klingt: Aber das ist eigentlich eine negative Nebenwirkung des Wahlergebnisses.

Denn wenn man ähnliche Erklärungen wie in Oberösterreich heranzieht, ging es nämlich auch in Wien unter anderem um Werner Faymann. Jenen Bundeskanzler, in dessen Amtszeit nun offiziell die meisten Wahlverluste der Roten fallen. Nur bei der EU-Wahl setzte es ein leichtes Plus. Pünktlichst nach der Wahl reagieren die Sozialdemokraten in den Reihen der SPÖ – auf www.wirwollenmehr.at kann man die Forderung nach einem Rücktritt Faymanns unterstützen.

Der ÖVP geht’s sogar noch schlechter. In Wien wurde die ehemalige Volkspartei endgültig zur Kleinpartei degradiert. Kein Wunder eigentlich, wenn man während der Flüchtlingskrise auf Autofahrer und das Gymnasium setzt. Und Gernot Blümel, der die letzten Jahre fleißig daran gearbeitet hat, den Ton der FPÖ zu übernehmen, wird den Trend sicher nicht umkehren. Die Gebrüder Moped meinten bezeichnend, als nächstes fordert die ÖVP sicher die Einführung des Farbfernsehens …

Für beide Koalitionspartner ergibt sich trotz aller Probleme jetzt eine riesige Chance. Denn auch, wenn sie nichts damit zu tun haben, dass die FPÖ besiegt wurde – sie können sich daran hochziehen!

2018, sofern erst dann gewählt wird, wird es auch wieder darum gehen, Strache zu verhindern. Die Guten gegen die Bösen – dieses offensichtlich inszenierte Duell könnte diesmal der Regierung helfen, dem Obmann der Blauen seine letzte Chance zu nehmen. Denn wenn er es 13 Jahre versucht und bei jeder Wahl scheitert – dann verliert auch Strache seinen falschen Charme. Die nächste Nationalratswahl wird Straches letzter Kampf gegen Rot und Schwarz.

Bislang tut die Bundesregierung aber wenig, um diesen zu gewinnen. Das „Weiterwurschteln“ ist mittlerweile auch öffentlich offensichtlich. Nicht nur in Sachen Flüchtlinge, sondern auch bei den Themen Bildung und Sicherheit blockiert sich die Regierung gegenseitig und hat offensichtlich keinen gemeinsamen Plan, was zu tun ist. Hinter den Kulissen arbeiten SPÖ und ÖVP offenbar eher daran, sich gegenseitig abzumontieren.

Dabei gäbe es jetzt eine wahrlich historische Chance. Ob Rot oder Schwarz – wer sich jetzt erneuert hat die Chance, HC Strache die Stirn zu bieten. Da die ÖVP seit der letzten Wahl schon ihre halbe Mannschaft ausgetauscht hat, liegen die Hoffnungen dafür vor allem auf der SPÖ: Wenn Faymann jetzt abtritt und die Sozialdemokraten wieder sozialdemokratisch werden – dann gibt es eine starke Kraft gegen die momentan bundespolitisch unantastbare FPÖ. Und dann heißt es 2018 vielleicht zum letzten Mal: In your face, Strache!

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