Vosges en Marche: Natur erlebbar machen und mein neues Idol

Mit seinen farblosen Gummisandalen kraxelt der 69 jährige die Böschung viel schneller hoch als ich. Oben angekommen, bin ich etwas aus der Puste und schnaufe. Ihm merkt man keine Erschöpfung an, als er mit einem milden Lächeln beginnt weiterzugehen. André hat mittellange Haare und einen Vollbart, der die Haarlänge locker übertrifft. Seine dunklen Haare sind von grauen Haaren umsäumt, seine Hände kräftig, die Haut braun gebrannt. Ich merke ihm eine gewisse Gelassenheit an, als wir aufbrechen und auf der Suche nach einer Quelle sind. Er hat die Quelle hier vor einigen Wochen entdeckt. Seit Wochen hat es jedoch nicht mehr geregnet und wir wollen herausfinden, ob aus ihr noch Wasser sprudelt. Obwohl ich nicht weiß, was André mit der Quelle vor hat, haben wir Glück. Wir finden sie ohne Sucherei und stellen fest, dass sie noch immer sprudelt.

Glücklicherweise haben wir einen Dolmetscher. Claude, ein ehemaliger Deutschlehrer, unterstützt uns auf unserer Reiseetappe bei „Vosges en Marche“, was so viel bedeutet wie „Laufen durch die Vogesen“. Claude ist der einzige, der sich problemlos mit uns verständigen kann. Mein Französisch ist trotz fünf Jahren Schulunterricht nicht mehr existent. Und heute ist der erste Tage in meinem Leben an dem mich das stört. Ich möchte viel mehr erfahren und viel mehr über André kennenlernen.

Er ist, auch abgesehen von unserer Sprachbarriere, ein ruhiger Typ. Viel geleistet hat er in seinem Leben; zugeben würde er es niemals. Es ist eher Claude, der ihn lobt und empor hebt. André wäre dafür viel zu bescheiden. Zusammen mit einigen Freunden gründete er den Verein „Vosges en Marche“. Ihr Ziel war es Natur erlebbar zu machen und mit Kultur zu verbinden. Sie realisierten ihren Plan mit einer Pension, in der in der Abgeschiedenheit der Vogesen Urlaub gemacht und von lokalen Produkten gelebt werden kann. Der ursprüngliche Bauer André ist ein belesener Mann und liebt die Natur und Kunst. Als Zeuge seiner künstlerischen Fähigkeiten und seines Ideenreichtums sind zahlreiche Bauten im Haus zu nennen. Vom Holzdekor der Wände, einer verschnörkelten Treppen bis hin zu einer Steinskulptur auf Basis eines Bildes von Picasso.

Hier im Vosges en Marche backen sie das Brot im eigenen Steinofen, haben eine mit Feuerholz betriebene Saune, eine Solarthermieanlage und geben regelmäßig Mal- und Bastelkurse.

Als wir das Haus von Agnes besuchen, fallen uns gleich ein paar Wohnelemente ins Auge, die die Handschrift Andrés tragen. Mit schwungvollem Holz verkleidete Wände, Baumstämme umfunktioniert als Kleiderständer und eine schöne Holzliege, die aus nur zwei Stücken Holz kreiert wurde.

„Jeder kann das lernen.“, meint André, als wir ihn für eine Kreation bewundern. – Aber kaum jemand würde so viel Geduld, Ausdauer und Liebe zum Detail mitbringen, wie der Mann aus den Bergen.

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