Man muß sich den Fakten stellen: Ich bin ein Mann von der ganz knallharten Sorte. Ich hab sogar schon mal einem Baby den Schnuller aus dem Mund genommen [1]. Jetzt aber, jetzt hättet ihr mich weinen sehen können, wenn ihr hier gewesen wärt. Es waren Tränen der Rührung.

Der Pastor und Journalist Christian Berlin hat in einem Artikel tatsächlich "Neues vom Planeten B" geschrieben. Mit einer Mischung aus instinktiver Bauerschläue und Höchster Bildung hat er erkannt, daß hier der "Planet B" [2] nicht im Nominativ steht, sondern im Dativ, der Dativ von "der Planet" aber "dem Planeten" heißt.

Einige bauernschlaue "Fisch und Fleisch"-User von Höchster Bildung werden jetzt betont gelangweilt dreinschauen und meinen, das sei doch selbstverständlich, das wisse doch eh jeder Depp.

Ich aber behaupte frech, daß dies noch nicht mal jeder zweite Depp weiß. 60 bis 80 Prozent aller derzeit lebenden Deutschen hätten, wären sie an Christian Berlins Stelle gewesen, "Neues vom Planet B." geschrieben, weil nämlich 60 bis 80 Prozent aller derzeit lebenden Deutschen [3] zwar großteils tiefempfunden deutsch fühlen, mitnichten aber mitnichten Deutsch können. Meine Schätzung hört bei 80 Prozent auf, weil der Anteil älterer bis alter Menschen derzeit ziemlich hoch ist, alte bis ältere Menschen aber noch das Vergnügen hatten, in der Schule etwas zu lernen, zum Beispiel die deutsche Sprache.

Jetzt gibt’s natürlich die ganz, ganz Schlauen [4], die kraft ihrer Schlauheit nach dem Beweis schreien. Bevor das Geschrei zu groß wird, sei auf das Bild verwiesen, mit dem ich diesen Blogbeitrag verziert habe. Man sieht das Kampagnenplakat der Grünen von anno dazumal, der Spruch "Es gibt keinen Planet B." kommt nicht in einem schnell mal hingeworfenen Kommentar vor, was nicht so schlimm wäre, denn da passieren schon mal Flüchtigkeitsfehler.

Den Slogan der Kampagne hat sich irgendwer, wahrscheinlich ein ganzes Team, ausgedacht, Gremien haben Alternativen für den Spruch abgewogen und sich schließlich für diesen entschieden, das Plakat wurde entworfen, der Entwurf genehmigt und gegengenehmigt. Und keinem ist in diesem relativ langen Verfahren aufgefallen, daß der Satz nur irgendwie und ungefähr deutsch ist.

Als ich noch der Waldbauerbub war, in den sechziger Jahren also, hat beim "Rottaler Anzeiger" der Holzapfel die Endkorrektur gemacht. Der Holzapfel war Schweizerdegen, also gelernter Drucker und Setzer, nach meiner Einschätzung dennoch kein heißer Kandidat für den Nobelpreis, aber mit Rechtschreibung und Grammatik kannte sich der aus. Ja, okay, damals konnten selbst Tschurnalisten noch mit der deutschen Sprache umgehen.

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[1] Ja, okay, ich hab ihn dann gleich wieder reingesteckt.

[2] Im übrigen auch ohne Punkt zu schreiben, weil es keine Abkürzung von was auch immer ist.

[3] Die Deutsch-Schweizer und die Österreicher brauchen gar nicht so blöd zu grinsen, sie sind mitgemeint. Ich habe nur der Einfachheit halber "Doitsche" geschrieben.

[4] Diese lästigen Wimmerl gibt’s immer und überall, da kannst du gar nix machen. The schlauheit is always and everywhere.

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invalidenturm

invalidenturm bewertete diesen Eintrag 17.11.2022 09:52:56

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