Historische Fahrzeuge als Wertanlage am Beispiel des klassischen Mini

Historische Fahrzeuge haben in den letzten Jahren seit der Finanzkrise  teilweise enorme Wertsteigerungen erfahren. Anders als ein Wertpapier kann ein Auto nicht plötzlich 90% seines Werts verlieren (Es sei denn es verunfallt), und es macht obendrein viel mehr Freude.

Vor allem Kleinwagen, wie der VW Käfer, der Fiat 500 / Puch 500, die BMW Isetta, Citroen 2CV, Renault 4 und Mini haben in den letzten Jahren starke Wertzuwächse erfahren.

Ich möchte hier speziell über den klassischen Mini berichten, weil ich erstens seit 29 Jahren selbst einen Mini (Innocenti Mini Cooper) besitze  und daher fast jede Schraube am Mini kenne, und weil der Mini eine der wichtigsten Konstruktionen der Automobilgeschichte ist.

Die Raumausnutzung ist nach wie vor unübertroffen, und das Konzept : Motor quer eingebaut mit Vorderradantrieb war damals wegweisend für alle modernen Kompaktfahrzeuge.

Als Reaktion auf die Suez Krise, durch die es zu Engpässen beim Erdöl kam, wurde der Mini vom Konstrukteur Alec Issigonis entwickelt, und 1959 als sparsames billiges Fahrzeug präsentiert.

Ohne es beabsichtigt zu haben, barg der Mini aber auch sportliche Qualitäten.

Die Straßenlage ist selbst nach heutigem Stand der Technik sehr gut, sodass in Kombination mit leistungsstärkeren Motoren in den 60 Jahren  die Mehrzahl der Rallys mit Mini Cooper gewonnen wurden.

Bei der Monte Carlo Rally 1967 wurden sogar alle ersten 3 Plätze mit Mini Cooper belegt. Durch eine  Intervention von Citroen wurden damals die 3 Siegerfahrzeuge allerdings wieder disqualifiziert, weil angeblich die Glühbirnen der Scheinwerfer nicht den Vorschriften entsprachen, was aber den Ruhm nicht schmälerte.

Der Mini war auch ein klassenloses Auto. Nicht nur Arbeiter und Sekretärinnen fuhren Mini, sondern auch Mitglieder des Königshauses sowie  Filmstars und Popstars, wie Peter Sellers, und John Lennon.

Legendär ist auch der Auftritt in dem Film „The Italian Job“  aus 1969 (Deutscher Titel „Charlie staubt Millionen ab“), wo 3 Mini Cooper nach einem Goldraub sich eine wilde Verfolgungsjagd mit der italienischen Polizei ( in Alfa Romeo Giulias) durch die Kaufhausgalerien, Stiegen, Dächer und Kanalschächte von Turin liefern

https://www.youtube.com/watch?v=RtWkewqIFDM

https://www.youtube.com/watch?v=T_ZImfAxOu0

Innerhalb von 41 Jahren, zwischen 1959 und ende 2000 wurden fast 6 Millionen Exemplare in verschiedenen Teilen der Welt nahezu unverändert produziert.

Die wichtige Rolle in der Geschichte des Automobilbaus in Kombination mit den Erfolgen im Motorsport , sowie der unverwechselbare Charakter ergeben in Summe die Ingredienzen für ein nun begehrtes Sammlerfahrzeug:

Die lange Produktionszeit und die hohe Stückzahl bewirken, dass die Versorgung mit Ersatzteilen und auch Tuningteilen sehr gut ist.

Als billigen Gebrauchtwagen kann man einen Mini allerdings schon lange nicht mehr bekommen. Selbst völlig durchrostete Exemplare sind kaum unter 2000 Euro zu haben, und nach oben sind kaum Grenzen gesetzt.

Am teuersten sind besonders alte Exemplare aus den 60 er Jahren und/oder die sportlicheren Mini Cooper Versionen sowie sonstige Sondermodelle in Kleinauflage.

Der teuerste Mini bis zum Jahr 2012 wurde um ca 50.000 eur versteigert. Es war  Mini 850 aus 1959, ein Scheunenfund, völlig verrostet und nicht fahrbereit., aber soweit bekannt der älteste noch existierende Mini überhaupt. Der Besitzer hat nicht vor diesen Mini zu restaurieren sondern in Originalzustand zu belassen.

http://www.autoguide.com/auto-news/2012/05/worlds-oldest-unrestored-mini-nets-65000.html

50.000€ wurden für DIESEN  rostigen MIni  aus 1959 bezahlt,  181.500 USd für das "Beachcar"

Letztes Jahr wurde dieser Rekord aber bei weitem überboten, ein als türenloses spezielles Strandfahrzeug umgebauter Mini erzielte bei einer Auktion im Jahr 2014 einen Preis von 181.500 USD.

http://blog.hemmings.com/index.php/2014/08/20/mini-beach-car-sells-for-major-price-181500-setting-new-record/

Aber auch einige andere zum Verkauf angebotene Minis kratzen bereits an der 40.000 € Schallmauer.

Ein gut erhaltener Mini Cooper S aus den 60 er Jahren, so er überhaupt angeboten wird, ist unter 20.000 € nicht zu bekommen. Top Exemplare erzielen Preise von  ca. 40.000 €.

Gleich nach dem englischen Mini Cooper , der von 1961 – 1971 gebaut wurde, kommt in der Begehrtheit und im Wert der Innocenti Mini Cooper, der etwas später von 1965 – 1975 Gebaut wurde.  Die italienische Firma Innocenti baute den Mini  in Lizenz. Die italienischen Minis waren besser verarbeitet, und besser ausgestattet. Viele Anbauteile ,wie Scheinwerfer, Armaturen, Fensterahmen , etc.. stammten von Italienischen Zulieferern und sind ästhetisch besser abgestimmt als bei den britischen Pendants.

Gerade aber diese speziell italienischen Bauteile sind heute am Ersatzteilmarkt allerdings deutlich schwerer zu bekommen als jene für britische Minis.

Ein halbwegs guter Innocenti Mini Cooper ist unter 10.000€ kaum zu bekommen, und Top Exemplare in neuwertigem Zustand werden zwischen 20.000 und 30.000 € angeboten.

Doch auch für die schwächlicheren nicht-Cooper Versionen von Innocenti  werden  teilweise 10.000 € und mehr verlangt.

Minis wurden auch in Spanien, Australien und Südafrika  in Lizenz gebaut. Von diesem sind in Österreich und Deutschland aber kaum welche vorhanden.

Bei der zweiten Auflage des britischen  Rover Mini Cooper ( 1990 – 2000)  ( die Firma wechselte den Namen von ursprünglich „BMC“ auf „British Leyland“, auf  „Austin Rover“, und schließlich auf „Rover“) sind vor allem die letzten Baujahre begehrt, da diese besonders gut ausgestattet waren  Airbag, Seitenairbag, elektrische Fensterheber )  und es einige Sondereditionen gab.

Hier liegen die Prise zwischen 10.000 und 20.000€ je nach Zustand.

Bei den letzten Baujahren 1999 und 2000 ist allerdings etwas Vorsicht geboten. Da ist die Passgenauigkeit der Blechteile schlechter, da man bei vorauszusehenden baldigen Produktionsende nicht mehr in neue Presswerkzeuge investieren wollte.

Generell sind auch die Kombiversion und die Pickup Version heutzutage begehrter und teurer als deren normale Pendants.

Der Mini Clubman mit der  für damals (1970) moderneren eckigen Front war lange Zeit unbeliebt bei Sammlern, weil ihm eben das typische niedliche Mini-Gesicht fehlte. Die meisten wurden daher bloß als Ersatzteillager für andere Minis ausgeschlachtet.

Dadurch ist er aber selten geworden  und mittlerweile auch begehrt.

Welches Mini Modell ist also das geeignete für wen?

Wer in einen richtigen, exklusiven Oldtimer investieren will, für den ist ein englischer Mini Cooper aus den 60 jahren oder ein Innocenti Mini Cooper erste Wahl. Allerdings sind die leider schon recht teuer geworden für alle ,die nicht schon früher einen gekauft haben.

Die normalen schwächeren 850ccm und 1000ccm Modelle mit 34 bzw 40 PS aus den 60 er Jahren sind günstiger, und zudem anspruchsloser und billiger bei der Instandhaltung der Technik.

Wer ein möglichst alltagtaugliches Fahrzeug möchte, sollte sich einen Mini aus den 90er Jahren zulegen. Da ist die Technik am Ausgereiftesten mit den besten und haltbarsten Motoren, und der Komfort (Geräuschdämmung , Federung, und Ausstattung) am besten, wenn auch nicht Vergleichbar mit modernen Fahrzeugen.

Am günstigsten sind schwächer motorisierte Fahrzeuge aus den Späten 70 Jahren bis ende 80er Jahre zu haben. Selbst Top-restaurierte Exemplare sind unter 7.000€ zu haben.

Worauf beim Kauf zu achten ist:

Das wichtigste Thema ist  wie bei jedem alten Fahrzeug, natürlich Rost. Davon gibt es auch beim Mini eine ganze Menge, wenn er nicht besonders gepflegt , oder restauriert wurde. Erfahrene Minispezialisten kennen die Stellen , wo sich der Rost besonders gerne ansammelt, und schauen daher vor allem unter die Fußmatten und auf die Radkästen. Eilige Neulackierungen sind immer verdächtig.

Motor und Getriebe sind langlebig und robust, solange nicht allzu heftig getunt wurde.

Allerdings braucht nach 30 und mehr Betriebsjahren  fast jeder Minimotor eine Generalüberholung.  Es gibt für die Mechanik aber ein breites Angebot neugefertigter Ersatzteile.  Wer zudem seinem Motor ein langes Leben gönnen möchte, sollte dem altmodischen langhubigen Aggregat mit 3-fach gelagerter  Kurbelwelle und seitlicher Nockenwelle nur für kurze Zeit hohe Drehzahlen zumuten. Das schont auf der Autobahn nicht nur den Motor, sondern auch das Gehör des Fahrers.

Relativ schadensanfällig sind die Elektrik und die Bremszylinder. Oft sind es aber Kleinigkeiten  ( durchgebrannte, bzw. durchgerüttelte Sicherungen) die ein geübter Besitzer schnell selbst reparieren kann.  Legendär sind auch Probleme mit Regen , der die gesamte Zündung lahmlegen kann. Dies passiert wenn Spritzwasser auf den Zündverteiler gelangt. Eine kleine Abdeckung des Verteilers mit  einer Folie schafft einfache Abhilfe. 3 Jahrzehnte lang mussten Minibesitzer sich selbst bei diesem Problem behelfen, bis der Hersteller selbst auf die geniale Idee kam so eine Abdeckung serienmäßig ein zu bauen J

Tuning:

Aufgrund der langen Bauzeit und der großen Erfolge im Motorsport gibt es für den Mini ein enormes Angebot an Tuningmöglichkeiten.

Doch ist Vorsicht geboten: Der Trend in den letzten Jahren geht wieder zu Originalität. Am begehrtesten und wertvollsten sind Fahrzeuge möglichst nie modifiziert und nie restauriert wurden, und dennoch in perfektem zustand sind ( was äußerst selten zu finden ist).  Zudem kann Tuning zu lasten der Zuverlässigkeit du Lebensdauer gehen.

Manche Sammler gehen sogar so weit, dass jede Schraube  und jeder Plakete für Ölwechsel  noch original wie aus den 60er oder 70er Jahren ist.

Ich sehe das nicht so radikal. Aus meiner Sicht spricht z.B. nichts dagegen eine bessere modernere elektronische Zündanlage ein zu bauen.

In den 70er und 80er  Jahren wurden viele Minis auch mit Spoiler , Kotflügelverbreiterungen, Rallystreifen, Sportlenkrädern etc. aufgemotzt. All diese Dinge mit denen Besitzer ihre Minis „besser und schöner“ machen wollten, mindern aber heute den Wert des Fahrzeugs, und bei einer Restauration müssen dann erst mühevoll Originalteile aufgetrieben werden.

In den 60 er Jahren war man mit rund 70 Serien PS in einem  640 kg schweren Mini Cooper nahezu unschlagbar bei Beschleunigungsduellen. Für heutige Verhältnisse reicht es aber nur noch um zügig im Verkehr mit zu schwimmen.

Daher besteht bei vielen Besitzern der Wunsch nach Leistungssteigerung.  Man sollte sich den Motor allerdings nur von Fachleuten umbauen lassen, die viel Erfahrung mit Tuning von Mini Motoren haben.

Mit Kompressor , oder speziellen irre teuren 16 Ventil Zylinderköpfen können bis zu 150 PS freigesetzt werden.

Wer aber mit halbwegs normalem Budget auskommen, und ein zuverlässiges Stadtverkehrstaugliches Triebwerk, haben möchte, sollte sich beim 1275cm Motor mit ca. 90 PS und beim 1000cm Motor mit ca. 65 PS begnügen.

Das reicht für einen David- gegen- Goliath –Effekt und staunende Gesichter von und GTI Fahrern  , die auf steilen Bergstraßen gegenüber rinem erststarkten Mini das Nachsehen haben.

Für eine solche Leistungssteigerung genügen eine bessere Auspuffanlage, ein überarbeiteter Zylinderkopf und eine nur maßvoll steilere Nockenwelle.

Es gibt auch Beispiel bei denen moderne Motoren von Honda mit 160 zuverlässigen PS  eingebaut wurde. Aber die Frage ist dann: ob dieses Auto noch ein Mini ist, oder ein Honda mit aufgesetzter Mini Karosserie?

Leistung ist ohnehin nicht alles. Auch mit einem schwächlichen Mini in 34 PS Urmotorisierung kann man Fahrspaß haben . Subjektiv fühlt sich jeder Mini wie ein Renn-Go-Kart an, und  ist beim Sympathiefaktor ohnehin ganz oben angesiedelt.

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