Heute hat das Oberlandesgericht Naumburg den Rechtsterroristen Stephan B. wegen des Anschlags auf die Synagoge in Halle und der Ermordung zweier Menschen zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt. Über seine Motive hat er sich ausführlich geäußert, so habe er ursprünglich geplant, dem Vorbild des Attentäters von Christchurch nachzueifern, der ein Massaker in zwei Moscheen anrichtete und 51 Menschen ermordete. Davon habe er aber Abstand genommen und sich entschlossen, einen Anschlag auf Juden auszuführen, da diese nicht nur hinter allem steckten, was er ablehne, sondern auch die Flüchtlingskrise 2015 ausgelöst hätten. Erst als dieser Anschlag scheiterte, sei er wieder auf „Nahöstler“ in einem Dönerladen ausgewichen und versuchte anschließend einen Somalier mit seinem Auto zu überfahren. Während der Gerichtsverhandlung bedauerte er einzig, dass seine beiden Todesopfer keine Migranten gewesen seien.

Das Denken dieses Mannes, der hinter der Migration das Treiben der Juden vermutet, ist so neu nicht. Schon Hitler verknüpfte in „Mein Kampf“ Rassismus mit Antisemitismus: „Juden waren und sind es, die den Neger an den Rhein bringen, immer mit dem gleichen Hintergedanken und klaren Ziele, durch die dadurch zwangsläufig eintretende Bastardisierung die ihnen verhaßte weiße Rasse zu zerstören.“ Heute heißt es nicht mehr „Bastardisierung“, sondern „großer Austausch“, die dahinter stehende Ideologie bleibt aber mörderisch, wie der Anschlag von Halle gezeigt hat.

Und es scheint, als habe einer der wichtigsten politischen Schriftsteller der BRD, Wolfgang Pohrt, die Verknüpfung von Islamhass mit Antisemitismus vorausgesehen. 2013, als diese Website noch nicht völlig zur Abwurfstelle rechtsextremer Trashtexte verkommen war, veröffentlichte die „Achse des Guten“ einen Brief von Pohrt an Broder, in dem sich der folgende Satz findet: „Islamophobie ist eine Art Aufbautraining für schwächelnden Antisemitismus. Bei den Moslems risikolos üben, und dann, wenn man es kann: »Ist Israel nicht auch ein Gottesstaat? Wie ist das mit Ehe und Scheidung? Sind die Juden nicht genau so fanatisch wie die Moslems?« Etc. Kannst Du alles heute schon in den Foren nachlesen.“ Ob der deutsche Antisemitismus jemals schwächelte, mag man angesichts der Tatsache, dass es mit Thilo Sarrazin und Jakob Augstein in dieser Zeit gleich zwei Deutsche auf die Liste des Wiesenthal-Zentrums schafften, bezweifeln, aber mit den Geflüchteten, die mehrheitlich als Muslime wahrgenommen werden, fand er ein neues Thema: „Der Jude George Soros unterstützt finanziell die Umvolkung.“ vermeldet ein rechtsradikales Internetlexikon und aus Österreich schaltete sich 2018 der damalige Vizekanzler Strache zu: „Soros hat Sieben-Punkte-Plan zur Massenmigration nach Europa und finanziert linkes Establishment.“ Weitere Beispiele aus Foren – auch von der „Achse“, die ich hier (https://www.fischundfleisch.com/thomas-schweighaeuser-ex-gotha/coronademo-machts-moeglich-die-achse-feiert-antisemiten-67073) bereits behandelt habe - erspare ich dem Leser und empfehle ihm stattdessen nachdrücklich die Lektüre der Werke Wolfgang Pohrts, der heute vor zwei Jahren starb.

Postscriptum: Um auf die im Titel behandelte Frage einzugehen: Eher nicht.

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