Heute vor 150 Jahren wurde Rosa Luxemburg geboren, die größte politische Denkerin, welche die SPD hervorgebracht hat. Vor 102 Jahren wurde sie, nach Aussage der Täter mit stillschweigender Billigung eines sozialdemokratischen Ministers, ermordet. Seitdem ist das Denken aus dieser Partei verschwunden, der ehemalige Abgeordnete und Bundestagspräsident Wolfgang Thierse lieferte dadurch beeindruckende Beispiele, dass er die Übel der „rechten Identitätspolitik“, die „Ab- und Ausgrenzung (...) bis zu Intoleranz, Hass und Gewalt“ - das ein Jahr zurückliegende Massaker in Hanau wollte ihm wohl gerade nicht einfallen - betreibe, mit den Gefahren linker Identitätspolitik gleichsetzte, die, immerhin, dazu führen könne, dass „Hochschullehrer sich zaghaft und unsicher erkundigen müssen, wie ihre Studierenden angeredet werden möchten, ob mit »Frau« oder »Herr« oder »Mensch«“.

Alle Zitate entstammen seinem Beitrag in der FAZ vom 22.2.21 bzw. einem Interview mit dem Deutschlandfunk, 25.2.21.

Rechte Begriffe nicht den Rechten überlassen

„Heimat und Patriotismus, Nationalkultur und Kulturnation, das sind Begriffe und Realitäten, die wir nicht den Rechten überlassen dürfen. (…) Die Nation ist keine erledigte historische Größe. Und die Pandemie hat gerade wieder erwiesen, wie notwendig diese Solidargemeinschaft, nämlich der nationale Sozialstaat, ist. In Zeiten dramatischer Veränderungen ist das Bedürfnis nach sozialer und kultureller Beheimatung groß.“

Opfer, du Opfer oder: Ich lass mich doch nicht von einem dahergelaufenen Fremden als Rassist beschimpfen

„Die eigene Betroffenheit, das subjektive Erleben sollen und dürfen nicht das begründende Argument ersetzen. Biografische Prägungen – und seien sie noch so bitter – dürfen nicht als Vorwand dafür dienen, unsympathische, gegenteilige Ansichten zu diskreditieren und aus dem Diskurs auszuschließen. Opfer sind unbedingt zu hören, aber sie haben nicht per se recht und sollten auch nicht selbst Recht sprechen und den Diskurs entscheiden.“

Nach dem Motto Mythos der Erbschuld

„Ja, wir Weiße haben zuzuhören, haben Diskriminierungen wahrzunehmen. Aber die Kritik an der Ideologie der weißen Überlegenheit darf nicht zum Mythos der Erbschuld des weißen Mannes werden. Die Rede vom strukturellen, ubiquitären Rassismus in unserer Gesellschaft verleiht diesem etwas Unentrinnbares, nach dem Motto: Wer weiß ist, ist schon schuldig.“

Keiner hört mir zu, alle sind gegen mich

„Menschen werden vom Diskurs ausgeschlossen an den Universitäten oder in den Medien, die unliebsame Ansichten haben, die einem nicht passen, die man ablehnt, und deswegen will man sie ausschließen. (…) Ich werde als reaktionär beschimpft, als Mann mit neurechtem Sprech, gewissermaßen AfD-Positionen. Vom Schwulen- und Lesbenverband wird das getrieben. (…) Da erleben Sie genau das. Eine Ansicht, die einem nicht passt, die wird identitär zurückgewiesen.“

Für die Beibehaltung der Adolf-Hitler-Straßen

„Wir erleben neue Bilderstürme. Die Tilgung von Namen, Denkmalstürze, Denunziation von Geistesgrößen gehören historisch meist zu revolutionären, blutigen Umstürzen. Heute handelt es sich eher um symbolische Befreiungsakte von lastender, lästiger, böser Geschichte. Die subjektive Betroffenheit zählt dabei mehr als der genaue Blick auf die Bedeutungsgeschichte eines Namens, (…). Die Reinigung und Liquidation von Geschichte war bisher Sache von Diktatoren, autoritären Regimen, religiös-weltanschaulichen Fanatikern. Das darf nicht Sache von Demokratien werden.“

Fresse halten

„Das Ziel muss (...) sein, die akzeptierte Diversität friedlich und produktiv leben zu können. Dies zu erreichen, verlangt nicht nur den energischen Einsatz für die Anerkennung und Verwirklichung der jeweils eigenen Identität, der individuellen und Gruppen-Interessen. Sondern das verlangt in noch größerem Ausmaß die Bereitschaft und Fähigkeit das Eigene in Bezug auf das Gemeinsame, auf das Gemeinwohl zu denken und zu praktizieren, also auch das Eigene zu relativieren.“

GemeinSinn fein

„Der unabdingbare Respekt vor Vielfalt und Anderssein ist nicht alles. Er muss vielmehr eingebettet sein in die Anerkennung von Regeln und Verbindlichkeiten, übrigens auch in die Akzeptanz von Mehrheitsentscheidungen. (…) Weil der gesellschaftliche Zusammenhalt (...) nicht mehr selbstverständlich ist, muss er ausdrücklich das Ziel von demokratischer Politik und von kulturellen Anstrengungen sein, eben vor allem auch der Sozialdemokratie.“

„Wie, das ist alles, was Ihr zu sagen habt? Kein einziger Splitter von einem neuen Gedanken! Kein einziger Gedanke, der nicht schon vor Jahrzehnten (...) niedergetreten, zerstampft, ausgelacht, in nichts verwandelt worden wäre! Es genügte, daß der Opportunismus sprach, um zu zeigen, daß er nichts zu sagen hatte.“ (Rosa Luxemburg)

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