Eine runde Sache. Oder: Worauf ich sehnsüchtig warte

Es gibt nichts Schöneres, aber auch kaum etwas Altmodischeres auf dem Schreibtisch als einen Globus. Gerade im Alltag – auf dem Tablet oder Smartphone – ist die Erde absurderweise aber viel zu oft eine flache Scheibe. Was überfällig wäre: ein interaktiver iGlobe, auf dem sich uns die Welt erschließt wie sie ist, als Kugel.

Ich habe mir die Sache erklären lassen: Angeblich scheitert es derzeit noch daran, abgerundete, kugelförmige Bildschirme zu schaffen. Doch ich bin ungeduldig, glaube an den Fortschritt und kann es kaum erwarten, bis Apple, Samsung oder sonst einer dieser sympathischen Konzerne das endlich hinkriegt und einen zeitgemäßen Globus auf den Markt bringt. Keinen, auf dem die Länder statisch verharren und neben der Sowjetunion noch Jugoslawien, die Tschechoslowakei oder gar Ceylon eingezeichnet sind. Einen, der widerspiegelt, dass unsere Erde und alles, was sich darauf und auch darunter abspielt, in Bewegung ist. Also: die Welt als Projektionsfläche, die mehr als nur den Verlauf von Landesgrenzen, Strömen und gröbsten Gebirgszügen aufzeigt.

Ich stelle mir solch einen Globus als interaktive Kristallkugel vor, die von Forschern, Abenteurern und Neugierigen gleichermaßen bespielt wie mit Daten gefüttert wird. Wir haben schließlich gelernt und verinnerlicht, die Welt als Kugel zu betrachten. Vieles lässt sich – haben die Forscher abgerundete Bildschirmen erst einmal in den Griff bekommen – am besten global darstellen, am besten animiert und nicht als eingefrorene Momentaufnahme, sondern als Prozess. Wo ließe sich das Schmelzen von Gletschern und Polkappen und der Anstieg der Meeresspiegel besser darstellen als auf solch einem Erdenrund! Auch Migrationsströme, El Ninjo, die Verbreitung von Sprachen im Laufe der Menschheitsgeschichte, der Verlauf des ersten Weltkriegs, Hannibals Weg über die Alpen, die Ausbreitung der Pest im Mittelalter oder von Ebola in der Gegenwart, Kontinentaldrift und Plattentektonik – all das ließe sich einfach veranschaulichen, begreifen und käme bildmächtig und einprägsam zur Wirkung.

Wenn wir durch Updates sehen wie die letzten Urwälder Südamerikas oder Borneos verschwinden oder die letzten winzigen Wildnisgebiete innerhalb Europas, dann wird das eine neue Qualität in der Darstellung endlicher Ressourcen bedeuten. Damit wir unsere Weltsicht nicht ausschließlich Apple, Samsung und Google Earth überlassen, sollte solch ein iGlobe jedenfalls kollaborativ entwickelt, offen und gemeinsam gefüttert werden. Wie so oft bürgt dann der Absender – etwa einer App – für die Qualität des Gezeigten. Eine Kriegsverlaufs-Darstellung von CNN und Al Jazeera werden wir womöglich anders bewerten und einschätzen als wenn uns Nutella zeigt aus welchen Weltgegenden der Konzern die Zutaten für seine Fett-Zucker-Creme bezieht oder wenn uns das Institut für Tropenmedizin darüber informiert, wo wir bei Fernreisen welche Impfungen benötigen.

Ich würde mich von solch einem iGlobe oder einem Samsung Earth jedenfalls gerne inspirieren lassen. Wäre es dann, welch kühne Vorstellung, auch noch möglich, in Details hineinzuzoomen oder mit dem Finger durch die Weltgeschichte zu wischen – ich bin mir sicher, unser Weltbild wäre alles andere als verstaubt.

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gersinlivia

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irmi

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fischundfleisch

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