Was soll man zu einem Jahr sagen, das so anfängt? Zwei begnadete Journalisten gestorben, ein Attentat auf das Pariser Satire-Magazin „Charlie Hebdo“ – das ist für sieben Tage mehr als zu viel. Zwar – es ist immer zu viel, aber in dieser Dichte ist es schwer verarbeitbar.

Daraus ergeben sich eine Menge von Fragen. Ist das Raucher- bzw. Nichtraucherthema zu lange hinausgezogen worden? Ist es ein Jahr, in dem sich die Medien neu erfinden müssen? Leben Journalisten prinzipiell risikoreich (Deadline-Stress; die vielen unsagbaren Dinge, die man weiß, aber nicht schreiben kann; Angreifbarkeit als Teil der Öffentlichkeit, etc.)? Wie stark ist die islamische Bedrohung tatsächlich? Was darf man schreiben bzw. darf man alles schreiben (bzw. zeichnen)?

Während sich zum Ableben der von Kurt Kuch und Werner Kopacka zahlreiche Menschen zu Wort gemeldet haben, die den Verlust zurecht bedauern, gab es in Paris eine mutige Reaktion (nicht dass man beides miteinander vergleichen könnte – mir ging es vor allem darum WER sich aller zu Wort gemeldet hatte). Mit einer Darstellung des Mutes und der klaren Ansage „Not Afraid“ zeigten die Franzosen, dass sie  seit 225 Jahren immer noch etwas zum Thema „Bürgerhaltung“ zu sagen haben. Und die erschienenen Cartoons leisteten auf beste Art, was Humor zu leisten vermag: Trauer und Verwundbarkeit zu lindern. Wenn ein Cartoon einen schwerbewaffneten Terroristen in einem Büro zeigt und ihm die Worte „You drew first!“ (du hast zuerst gezogen/gezeichnet) in den Mund legt,  ist das eine Dimension von Humor, die in vielerlei Hinsicht ALLE Probleme dieses Gewaltaktes beschreibt.

Nun, die ersten drei Fragen lassen sich – meiner bescheidenen Meinung nach – mit einem eindeutigen Nein beantworten. Es kann jetzt nur eine Botschaft geben: Offenheit und Toleranz. Nicht gegenüber dem Terror. Aber des europäischen Menschen dem moslemischen gegenüber (und umgekehrt), zwischen Nichtrauchern und Rauchern, innerhalb der Reaktionen und zwar zu dem, was politisch und gesellschaftlich unbequem zu sagen ist, Offenheit und Toleranz dem eigenen Gewissen gegenüber.

Bei aller Betroffenheit kann man die Frage nach der islamischen Bedrohung nur mit einer Gegenfrage beantworten: Wie stark ist die westliche Bedrohung für den Islam? Ja, ja, mir ist klar, dass man „Charlie Hebdo“ nicht mit einem der Golfkriege in einen Topf werfen darf. Aber sind annähernd 70 Jahre angelsächsische Nah-Ost-Politik keine ausreichende Begründung, um eine sinnentleerte Überreizung der eigenen Würde zu erklären?

„Die Freiheit hat ihren Preis. Die Franzosen wissen das. Sie haben die Freiheit erfunden.“ Ist es nicht bezeichnend, dass dieser Satz von John Kerry stammt, mit dem er auf Twitter den Terrorakt kommentiert hat?

Was die letzte oben angeführte Frage betrifft, so sind gerade die beiden verstorben Journalisten und auch „Charlie Hebdo“ Beispiele dafür, DASS man alles schreiben darf, ja, dass man alles schreiben MUSS. Und man kann ihnen nicht mehr gerecht werden, als dass man sagt: I AM NOT AFRAID.

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Chaos

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fischundfleisch

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