Pula ist einzigartig und wirklich eine Reise wert!

Und das nicht nur wegen des römischen Amphitheaters, sondern vor allem als ehemalige k.u.k. Marinehauptstadt. Pula ist ein fantastisches Freilichtmuseum der verflossenen Seemacht Österreich.

Kroatien ist eines der begehrtesten Reisziele der Österreicher, die größte Stadt Istriens, Pula (italienisch Pola - sie ist offiziell zweisprachig) wird dabei von den meisten Kroatienurlaubern zu Unrecht vernachlässigt. Pula ist eine Reise wert, nicht nur wegen der tollen römischen Bauten (die gibt es auch anderswo), sondern weil es dort noch andere historische Schätze gibt, die man nur hier finden kann: es ist ein einzigartiges Freilichtmuseum der verflossenen Seemacht Österreich.

Die Stadt beherbergt nicht nur das sechstgrößte Amphitheater der Welt, sie war von Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1918 der wichtigste Stützpunkt der einst mächtigen k.(u.)k. Flotte. Die Einwohnerzahl der Marinestadt schnellte damals von unter 1000 im Jahr 1850 auf 60.000 im Jahr 1914 hinauf. Noch heute erinnern zahlreiche Spuren an die große Marinevergangenheit der Stadt.

Ich erlaube mir, auf meinen sehr speziellen Reiseführer aufmerksam zu machen, der ein paar historisch interessierte Kroatienurlauber interessieren könnte:

Wilhelm M. Donko: „Pola/Pula - Ein historischer Reiseführer durch den ehemaligen Hauptkriegshafen von Österreich-Ungarn in Istrien (Kroatien)“, Taschenbuch (DIN A 5), epubli GmbH Berlin 2015, 428 Seiten, 25,-Euro.

Das umfangreich illustrierte Buch (durchgehend S/W) ist der erste historische Reiseführer durch den ehemaligen Hauptkriegshafen von Österreich-Ungarn in Istrien. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten aus der k.u.k. Zeit sind im Stadtplan mit Ziffern markiert und werden im Hauptteil ausführlich beschrieben, mit Bezug auf Geschichte und Gegenwart.

In Pula erinnert eigentlich alles an die k.u.k. Marine, kein Gebäude, keine Straße ohne maritime k.u.k. Vergangenheit. Das einst heruntergekommene Fischerstädtchen mit weniger als 1000 Bewohnern im Jahr 1848 hatte sich binnen weniger Jahrzehnte zu einer modernen mitteleuropäischen Stadt mit 60.000 Einwohnern entwickelt. Pola zählte bereits 6551 im Jahr 1857, dann 25.179 im Jahr 1881 und schließlich 58.560 bei der letzten Volkszählung unter österreichischer Herrschaft im Jahr 1910. Das ist auch in etwa die Einwohnerzahl von Pula heute.

Die 1856 gegründete Werft auf der Oliven-Insel (heute Uljanik-Werft) ist noch immer der größte Arbeitgeber der Stadt. Alle großen Bauten, wie die sehenswerte, im byzantinischen Stil 1898 fertiggestellte Marine-Garnisonskirche Madonna del Mare, die gigantische Marine-Maschinenschule (heute ein Kulturzentrum), das 1861 gebaute Marinespital (noch heute als Krankenhaus in Verwendung), die große Marinekaserne (heute Bürogebäude der Uljanik-Werft), das großartige und elegante Marinekasino (es kann für Veranstaltungen gemietet werden), das Hydrographisches Amt mit Sternwarte (es sind nur mehr Reste vorhanden), das Marinetechnische Komitee (heute das Hotel Veli Jože), das gesamte k.u.k. Villenviertel (inklusive Trapp-Villa), dazu der alte Bahnhof (1876 wurde Pola auf Betreiben der Kriegsmarine an die Istrianische Staatsbahn angeschlossen), die mächtige Infanteriekaserne bei der heutigen Marina (nur die Seitenflügel stehen noch), das noble Grandhotel Riviera, sozialer Wohnbau, zivile Schulen etc., alle diese Bauten standen in direkter Verbindung mit dem Ausbau von Pola zum k.u.k. Hauptkriegshafen und sie prägen auch heute noch das gesamte Stadtbild. Eine ganz besondere Sehenswürdigkeit ist der k.u.k. Marinefriedhof.

Pola wurde zum Inbegriff der k.u.k. Kriegsmarine, zur österreichischen Marinestadt schlechthin. Vor dem Weltkrieg operierten ausländische Agenten in der Stadt und beobachteten die Entwicklung der Marine und der Stadt, Botschafter und Militärattachés schrieben umfassende Berichte über den Marinehafen in ihre Hauptstädte, Monarchen kamen zu Besuch, die großen Lexika der Zeit widmeten der Stadt bis zu zwei Seiten. Durch Zufall verschlug es nun auch (später) international bekannte Personen wie James Joyce und Franz Lehár nach Pola, aber auch diese kamen im Umfeld mit dem einen dominierenden Element: der österreichischen Marine.

Dieses einzigartige Flair hat die Stadt bis heute erhalten, sie ist mit allen anderen Städten in Istrien bzw. Dalmatien absolut nicht vergleichbar und hat mehr einen Hauch von Wien, als von Venedig. Ein Besuch von Pula lohnt sich jedenfalls.

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irmi

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fischundfleisch

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