Die Vielzahl von „Feminismus“ lautet „Feminismen“ und das liegt daran dass es nicht nur einen Feminismus gibt sondern eben viele. Wie auch jede andere Denkschule versuchen Feministen den Eindruck zu erwecken dass es nur eine legitime Interpretation des Begriffes gäbe. Tatsächlich existieren aber gravierende Unterschiede zwischen den Denkschulen die zum Teil massiv widersprüchlich sind, Widersprüche die dem Wald und Wiesenfeministen oftmals nicht klar sind und zu reichliche Verwirrungen führen.

Was aber macht den Feminismus aus? Im Gegensatz zur Legende ist das Ziel des Feminismus nicht „Gleichberechtigung“.

Die Ideologie die „Gleichheit“ verfolgt nennen sich „Egalitarismus“, abgeleitet vom französischen Wort „égal“, also „gleich“. Auch hier gibt es Strömungen vor allem die Frage ob Menschen am gleichen Punkt starten sollten oder am gleichen Punkt enden sollen.

Diese Debatte liegt aber in unserer Zukunft.

Heute beschäftigen wir uns mit dem Feminismus und der Name macht kein Geheimnis daraus dass es um die Frau bzw. „das Weibliche“ geht. Alle Feminismen haben eines gemeinsam: sie wollen die Situation der Frau verbessern. Hier besteht vollständige Einigkeit. Die Spaltungen werden offensichtlich wenn es darum geht zu definieren wann die Arbeit getan ist.

Dinge zu verbessern ist vermutlich das was uns Menschen ausmacht und jedem von uns ein Grundbedürfnis. Das Problem von Verbesserungen tritt auf wenn derjenige der verbessert das Ziel aus den Augen verliert oder niemals ein wirkliches Ziel hatte, also wenn die Verbesserung selber das Ziel ist.

Die radikalsten Ideologen wollen die Situation ihrer Zielgruppe verbessern, selbst wenn diese schon weit abgeschlagen auf Platz Nummer 1 liegt. Anders Formuliert Fanatiker spielen nicht auf Gleichstand, sie spielen auf Sieg.

Auf Sieg zu spielen ist nicht nur Teil der menschlichen Natur, es ist Teil der ganzen Natur im Allgemeinen. Der Wunsch zu siegen ist damit fast immer stärker als der Wunsch zu verbessern. In anderen Worten: Menschen tun sich schwer damit aufzuhören wenn sie am Ziel angekommen sind, sie suchen sich neue Ziele und hasten zum nächsten Sieg.

Im Falle des Feminismus bedeutet das schlicht und ergreifend dass einige Strömungen bereits ausgestorben sind weil ihre Forderungen erfüllt wurden und andere die Latte höher setzten. Die Forderungen der ersten Welle des Feminismus, der nun deutlich über hundert Jahre in der Vergangenheit liegt, wurden im Wesentlichen in der westlichen Welt vollständig erfüllt. Das Ziel war das Recht der Frau zu tun was Männer tun dürfen, etwa Wählen oder Arzt werden.

Die Forderungen der zweiten Wellen (ab den 1960igern) waren deutlich schwammiger und adressierten ein Problem das als Resultat der Erfüllung der Forderungen der ersten Welle offensichtlich wurde: obwohl Frauen jetzt Kanzler und Manager werden konnte, waren die Manager und Kanzler noch immer Männer.

Die Idee war dass das ein Resultat von Diskriminierung wäre. Auch hier wurden Milliarden von Maßnahmen ergriffen (oftmals beschloßen und durchgesetzt von Männern) mit relativ überschaubarem Erfolg. Kritiker behaupten dass das daran liegt dass das Problem falsch identifiziert wurde und der Grund für die ungleiche Verteilung ist, dass die Mehrzahl der Frauen die die freie Wahl haben, Psychologie und nicht Maschinenbau studieren, sich die zermürbende und seelentötende Politik nicht antun und keine sonderlich Lust verspüren als Manager über Leichen zu gehen.

Das machen weiterhin die Männer für die „was sie tun“ weniger wichtig ist als „was sie dafür bekommen“.

Anhänger der Idee verwerfen diese Schlussfolgerung und behaupten dass einfach noch mehr getan werden muss um Frauen zu überzeugen endlich den Beruf des Soldaten zu ergreifen. Interessanterweise entstammen diese Forderungen vorwiegend Frauen die ihrerseits keine solchen Jobs ergriffen haben. Jede Genderwissenschaftlerin hätte ja auch Elektrotechnik studieren können und einen echten Beitrag zum Abbau der männlichen Vorherrschaft in diesem Feld leisten können. Tat sie aber nicht, fordert es aber von anderen Frauen und vor allem: Mädchen.

Die dritte und vierte Welle des Feminismus schlägt nun vor, dass die Probleme die durch die erste Welle sichtbar und von der zweiten Welle nicht gelöst wurden aus der Welt zu schaffen indem man einfach die Bedeutung von absolut allem neu definiert. Was „schön“ ist, was „erfolgreich“ ist, was „eine Frau“ ist, das Alles und noch viel mehr wurde einfach neu definiert.

Basis dieser Ideologie ist die „kritische Theorie“ die im wesentlichen Relativismus betreibt. Für einen Anhänger der kritischen Theorie besteht kein echter Unterschied zwischen Salz und Süßwasser, weil man in Süßwasser ja auch Spuren von Salz finden kann. Es sei denn dieser Unterschied ist für ihn nützlich, in dem Fall ist Salzwasser etwas völlig anderes, weil so halt.

Die kritische Theorie ist grandios um andere Theorien zu zerpflügen aber völlig nutzlos etwas Konstruktives zu gestalten. Die kritische Theorie kann nur zerstören.

Das ist ihr Zweck.

Der real existierende Feminismus entwickelte sich also von einer liberalen Bewegung mit klarer Zielsetzung hin zu einer weitgehend spirituellen Bewegung ohne klare Zielsetzungen mit einem Hang zum Zerstören.

Anhänger der früheren Stufe stehen daher oftmals im Gegensatz zu Anhängern späterer Stufen.

Anhänger der ersten Wellen etwa standen in vielen Bereichen Maßnahmen der zweiten Welle entgegen da sie liberale Prinzipe verletzten. Gleichzeitig stehen Anhänger der zweiten Welle in einem Konflikt mit Anhängern der dritten und vierten Welle, hauptsächlich wenn es sich um die Frage dreht wer denn nun ein Anrecht auf Hilfe hat. Für Anhänger der zweiten Welle ist es offensichtlich dass nur eine biologische Frau Unterstützung im Kampf gegen „strukturelle Ungerechtigkeiten“ haben sollte, wohingegen Anhänger insbesondere der vierten Welle Biologie als Maßstab komplett verwerfen: Frau ist für sie wer sagt dass er Frau ist.

Wenn Transfrauen Weltrekorde brechen sieht das die eine Seite als Herabwürdigung der Frau wohingegen die andere sieht dass Frauen nun endlich aufholen.

Dieser Gegensatz ist unüberbrückbar und sicher nicht "die gleiche Sache".

Jede Debatte über Feminismus müsste daher mit der Frage beginnen was man mit dem Wort überhaupt meint. Eine Esther Vilar etwas verkörperte den Geist der ersten Welle in der Zeit der Zweiten Welle und eine Alice Schwarzer, die in den 60igern mit Vilar über Kreuz war und „das Neue“ verkörperte, ist jetzt die Stimme der gealterten zweiten Welle die nun im Konflikt mit der dritten und vierten Welle steht.

Feminismus hat, wie praktisch jede Denkschule, einen liberalen und einen autoritären Zweig. Der Feminismus begann liberal und wurde mit der Zeit autoritärer. Auch das ist Normal. Erfolg macht Bewegungen oftmals autoritärer. Dennoch bestehen die liberalen Forderungen quasi als Basis des Feminismus fort. Diese liberalen Ideen sind das Fundament, doch am Fundament steht etwas das aus dem Ruder gelaufen ist.

Kritik muss daher klar und deutlich adressiert werden. Es macht wenig Sinn sich „gegen den Feminismus“ zu stellen, wenn man mit dem Fundament der Ideologie übereinstimmt. Es gilt klar und deutlich zu formulieren welche Teile der Ideologie man kritisiert, im Falle des Autors sind das die autoritären Bestandteile die systematische Benachteiligung und oder Bevorzugung aufgrund unveränderlicher Merkmale fordert und gleichzeitig eigene Privilegien versucht zu schützen.

Gleichzeitig sind die Forderungen nach einer Welt in der jeder seines Glückes Schmied ist und niemand Eigentum eines anderen ist, keiner in Abhängigkeit oder Besitz geboren wird, eine Welt für die es sich noch immer zu kämpfen lohnt, egal unter welcher Flagge man dafür eintritt.

arend van dam cagle.com

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Claudia56

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Matt Elger

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