Sind Kinder Privatsache? (IS Bräute)

Im Zuge der Debatte um die Rückführung von Kindern aus ehemaligem IS Gebieten entbrannte in der Kommentarsektion eine hitzige Debatte. Mitunter werden Dinge klarer, wenn man eine Nacht drüber geschlafen hat. Vieles erscheint logischer, wenn sich der emotionale Staub gelegt hat.

Ich denke fast alle Personen in der Debatte übersahen die Kernfrage. Um diese zu beleuchten, muss ich aber ausholen.

Wir als zivilisierte Personen verdammen geschlossen die Sklaverei. Das Konzept, dass eine Person einer anderen untersteht, seine Befehle zu befolgen hat und nicht die gleichen Rechte wie sein Gegenüber hat, stößt uns sauer auf. Verständlicherweise.

Besonders kritisch sind hier die Kinder. Ein in die Sklaverei geborenes Kind war, in den meisten Systemen, Eigentum des Herren. Er hatte die Verantwortung, nicht die Eltern. Er konnte mit dem Kind machen, was er wollte. Es als Sklave erziehen oder aber adoptieren. Oder verkaufen, gar töten.

Die Verantwortung lag beim Eigentümer des Sklaven. Die Eltern hatten selten Mitspracherecht. Wer das nicht als moralisch verwerflich ansieht, ist ein fürchterlicher Mensch. Auch hier wird eine erhebliche Zahl der Menschen zustimmen.

Wer trägt die Verantwortung für Kinder heute? Die Eltern. Nun. Wirklich? Nicht ganz. Im Falle der IS-Bräute behauptet der Staat und auch viele Bürger, dass die Eltern eben nicht die Verantwortung über ihre Kinder hätten. Diese Eltern brachten ihre Kinder in eine missliche Lage und daher ist der Staat befugt über die Kinder zu bestimmen, sie von den Eltern wegzunehmen und dann mit ihnen zu machen, was er für richtig hält, etwa ihnen zu sagen, dass all das, was sie von ihren Eltern gelernt haben falsch sei und wie sie sich als deutsche Staatsbürger zu verhalten haben.

Der Staat sagt mit dieser Handlung, dass er die Kinder nur in der Obhut der Eltern lässt, solange die Eltern in seinem Sinne die Kinder erziehen. Tun sie das nicht, bringen sie die Kinder etwa in eine Situation, die den Staat in Gefahr bringen, hat der Staat das Recht, als eigentlich Verantwortlicher einzugreifen. Das Kind ist also ein Lehn des Staates.

Wo endet diese Logik? Kann der Staat postulieren. dass etwa jeder der grün wählt, offensichtlich nicht zurechnungsfähig ist und daher eine Gefahr für sein Kind darstellt? Wie steht es mit der AfD?

Der Kernpunkt der Debatte ist nicht, ob wir die Kinder aus dem islamischen Staat herausholen sollten. Die Antwort wäre ja offensichtlich, niemand sollte in einem theokratischen Umfeld aufwachsen. Aber das kann nicht die Frage sein, zumal der Islamist sagen würde, dass kein Kind in einem atheistischen Haushalt aufwachen sollte.

Die Frage muss vielmehr lauten: ob es dazu eine Rechtsgrundlage geben dürfte und hier stelle ich mich auf den Standpunkt, dass es diese nicht gäben dürfte.

Die Idee, dass das Heim mitunter besser ist als die Familie mag in Extremfällen stimmen, das Problem ist aber, dass der Staat mit der Waffe „Ich nehme dir die Kinder weg“ das mächtigste Werkzeug aller Zeiten in Händen hält und es nur eine handvoll Wahnsinniger in Machtpositionen braucht, um aus dieser Macht etwas Fürchterliches zu errichten.

Wenn der Staat Kinder von feindlichen Freischärlern ins Land holt und dann frei über sie verfügt, behandelt er diese Kinder so wie der Herr die Kinder seiner Sklaven behandelt hat. Eventuell hat er sie von seinen Eltern weggerissen, um sie „zivilisiert“ erziehen zu lassen. Aber macht das den Akt vertretbar?

Der Staat nimmt sich hier ein Recht, das im Extremfall rechtfertigbar, ja sogar gut, erscheint aber es zeigt, dass die Büchse der Pandora hier weit offen steht, denn wo endet dieses Recht?

Wann besteht Gefahr? Was ist mit Eltern die ihre Kinder nach China mitnehmen? Nord Korea? Berlin?

Wann müsste der Staat eingreifen?

Einer meiner Maximen ist dass ich dem Staat nur so viel Macht geben wie ich meinem schlimmsten Feind geben würde, da gelegentlich genau dieser zum Kanzler wird.

Die Macht über die Kinder seiner Bevölkerung faktisch frei zu verfügen ist eine Macht die ich dem Staat nicht geben möchte, selbst wenn es in diesem Fall, im ersten Momant, vernünftig erscheinen würde es zu tun.

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Spinnchen

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