Stell dir vor es ist Krieg aber der Feind kommt nicht.

Menschen sehen sich als Teil von Gruppen und jede Gruppe hat einen Feind, aber was, wenn der Feind niemals auftaucht?

Es muss in den späteren 80igern gewesen sein als junge Buben am Schulhof herumgelaufen sind und andere junge Buben gefragt haben, ob sie „Hooligans“ oder „Skater“ waren. Das dahinterliegende Spiel war recht simpel: man beschloss, dass man zu einer dieser Gruppen gehörte und wenn man ein Mitglied der anderen fand, wurde der beschimpft oder geprügelt.

Mir, als damals passiver Spieler, sprich als jemand der bei der aktiven Jagd nicht mitmachte, aber gefragt wurde zu welcher Gruppe man gehört, wurde relativ bald klar, dass es keine „Hooligans“ an der Schule gab. Alle Banden, die herumliefen identifizierten sich als „Skater“ und suchten, immer verzweifelter, nach Hooligans, die sie prügeln konnten.

Der Mechanismus dahinter war einfach: die Banden wollten sich nicht mit den anderen Banden prügeln, da könnte man ja verlieren, also waren bald alle Banden „Skater“ und wir die angesprochen wurden wollten auch nicht verprügelt werden, also sagten wir, dass wir „Skater“ waren. Es gab keine echten Kämpfe, weil weit und breit kein Hooligan zu finden war.

Das änderte aber Nichts daran, dass man über Wochen und Monate, mehrmals täglich, gefragt wurde zu wem man denn gehört.

Und das Verhalten gibt’s auch bei Erwachsenen.

Im Iran nennt man sie „Gašt-e eršād“, in der Sowjetunion „Politruk“, in Nigeria nannten sie sich „Al Sunna Wal Jamma“ und in Nazideutschland erfüllte diese Aufgabe größtenteils die „SA“ und später die „SS“. Diese Gruppen, mal mit und mal ohne staatlichen Auftrag spielen das oben benannte Spiel: man geht durch die Straßen und verprügelt jeden der sich nicht zur eigenen Gruppe gehört, was dazu führt, dass alle die man fragt, recht bald Zugehörigkeit zur Gruppe heucheln, weil sie nicht verprügelt oder umgebracht werden wollen.

Das Feindbild ist also innerhalb kürzester Zeit vollständig ausgemerzt, was dazu führt das kleinste Andeutungen, dass jemand „in Wirklichkeit ein Hooligan wäre“ von der Skater-patrolie gnadenlos beantwortet wird.

Der Witz an der Sache ist, dass am Schulhof keiner eine Ahnung hatte, was ein Hooligan sein sollte und wir alle eine ungefähre Vorstellung hatten, was wohl ein Skater sein könnte, und ich denke das war der Grund warum sich die Skater als Eigenidentifikation durchsetzen. Der Punkt war nur dass es hinter den Begrifflichkeiten keine Überzeugungen gab, es gab nur dumme Jungs die andere, mit dem Schutz der Gruppe im Rücken, prügeln wollten.

Ich denke, dass Menschen, die sich solchen Gruppen anschließen selten wirklich von der Flagge überzeugt sind unter der sie kämpfen. Die meisten spielen das Spiel, weil sie damit Macht bekommen und sich stark fühlen.

Spielen wir dieses Spiel in Europa auch? Ich würde sagen: ja. Vorwiegend gegenüber dem Christentum, und das sage ich als jemand der Christen mit einiger Hingabe in den 90igern verbal verprügelt hat. („Na? Na, kann dein Gott einen Stein machen den er selber nicht heben kann oder nicht? Ha? Ha? Allmächtig ist er so oder so nicht! Hahahahah“).

Das Christentum war aber schon damals besiegt, wenn man Christen ärgerte, war es eine relativ sichere Wette, dass man kaum einstecken musste. Es war modern Christen zu ärgern und es war sicher. In den letzten 20 Jahren mutierte das Spiel eher zum Nazi-bashen und die Keyboardwarrior haben nun das gleiche Problem wie die Banden am Schulhof: man findet keine echten Nazis aus einem ganz einfachen Grund: die Nazis haben verloren. Sie haben kinetisch und ideologisch verloren. Wer will schon ein Verlierer sein?

Wichtiger ist aber dass die meisten dieses dämliche Spiel eigentlich nicht spielen wollen.

Die meisten von uns sind nicht „rechte“ oder „links“, „gläubig“ oder „ungläubig“ „das eine“ oder „das andere“. Die meisten von uns wollen Ruhe haben und sagen was wir sagen müssen, um Ruhe zu bekommen. Wenn der Wind sich dreht, sagen wir eben was anderes.

Die Passiven sind nicht überzeugt von dem Label und die meisten Bandenmitglieder, die sie dazu zwingen Farbe zu bekennen, sind auch nicht von dem Label überzeugt, sondern stehen dort wo die Meute steht. Wären die ersten Prügler "Hooligans" gewesen, wären wir eben alle "Hooligans" gewesen.

Und das ist historisch belegbar:

Genau so konnte etwa Deutschland von einem Staat in dem jeder die Nazis begeistert abnickte sowohl zu einem Staat werden das den Kommunismus auf der einen Seite und die Demokratie auf der anderen Seite begeistert abnickte. Wären, in einer alternativen Realität, die Iraner 1935 eingefallen hätten sie den Islam abgenickt.

Menschen sind so: wirklich Überzeugte sind in etwa so selten wie vierblättrige Kleeblätter: es gibt sie, aber nicht oft und eine Horde von Deppen sucht sie auf der Wiese ohne jemals einens zu finden.

Jede Zeit und jedes System hat ihren bevorzugten Feind und alle Kanonen schießen auf diesen Feind im Dauerfeuer und dieser Feind hat immer eines gemeinsam: er ist längst besiegt und ist keine Bedrohung mehr. Man schießt nicht auf ihn um ihn zu zermalmen, man schießt auf ihn um den Passiven zu sagen „das könntest du sein und wenn wir sagen, dass du der Feind bist, dann trifft dich der Hammer ohne Gnade und zerstört dich“.

Gesellschaften, die das tun, degradieren zu einer Masse aus Jasagern, das Spiel würgt alle andere Spiele am Schulhof ab, weil jedes andere Spiel und vor allem jede Kritik an den „Verteidigern des Skatertums“ als ein Beweis verstanden wird, dass man gegen sie ist: ein "Hooligan" also!

Die Verteidiger des „Woketums“ tun hier und jetzt was im Grunde überall auf der Welt getan wird, wenn eine Subkultur zu viel Macht hat: sie spielen Bully und erwürgen mit ihrem dämlichen „Wir gegen die“ Spiel alles rund um uns. Deswegen ist der kulturelle Output des Westens seit 15 Jahren in der Toilette, die Depressionen höher und das zwischenmenschliche Zusammenleben schlechter, weil in allem was wir sagen immer ein "heil woke" mitschwingen muss "oder sonst!".

Das Spiel muss daher enden und dies beste Möglichkeit es zu Beenden ist über die Idioten zu lachen die es spielen und aufzuzeigen dass jene die jetzt Nazis jagen wollen im Deutschland der 30iger Jahre unter Garantie Juden durch die Straßen gehetzt hätten, denn das ist der Menschenschlag der dieses menschenverachtende Trottelspiel spielen will und wir anderen 98% wollen endlich wieder Ruhe haben.

Und alles was dazu gehört ist zu begreifen dass wir viele sind und "Wir wollen Ruhe von euch haben!" eine legitime Forderung darstellt.

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AndreaL.

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Kai-Uwe Lensky

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