Eine Frage der Politik verdient mehr beachtung: Verändern sich Menschen je nachdem in welchem System sie leben?
Kürzlich habe ich mir eine Dokumentation über das sowjetische Jet-Programm in den 40igern und 50igern angesehen und die Geschichte ist so menschlich wie die Menschheit selbst. Suchoi, Mikojan und Jakowlew waren begnadete Ingenieure und vor allem Suchoi war oft visionär, aber Mikojan hatte einen Bruder im Zentralkomitee.
Die Dokumentation war, neben der tausenden nerdigen Details, ein wunderbares Beispiel, dass Systeme Menschen nicht ändern. Eine der Grundideen der sozialistischen Doktrin, ist Konkurrenz aus dem Wertschöpfungsprozess zu holen, wie kann dann die Geschichte der Luftfahrt in der Sowjetunion eine Geschichte der Konkurrenz zwischen drei Konstruktionsbüros sein? Warum arbeitete man nicht zusammen, in trauter Harmonie? Und warum hatte der Typ mit der Lobby und nicht der mit den besseren Ideen fast ständig die Nase vorn?
Weil Menschen Menschen sind.
Menschen die nach etwas streben, streben nach etwas. Systeme ändern das nicht, sie ändern nicht dass Menschen dumm oder klug sind, strebsam oder faul. Was das System ändert, ist üblicherweise nur nach was gestrebt wird und in sozialistischen Setups ist das Reputation und Position sowie die offiziellen und inoffiziellen Goodies die eben mit diesen Dingen kommen. Wie schon an anderer Stelle gesagt, insbesondere für Männer ist dieser Wettbewerb schlicht ein Teil der Balz. Hirsche krachen mit ihren Geweihen aneinander und die Weibchen nehmen sich den Gewinner. Wir machen das Gleiche mit Statussymbolen. Das ist der Grund, warum unsere Arbeitswoche länger ist als die der Römer, obwohl wir tausendmal produktiver sind als sie.
Wir tun das nicht weil wir „mehr brauchen“ wir tun das um mehr zu haben als der andere haarlose Affe der die gleiche Frau hübsch findet und beide tun das, weil ein wesentlicher Teil der weiblichen haarlosen Affen „mehr Zeug als der Nachbar“ sexy findet. Nicht bewusst, aber eben doch messbar.
Die meisten Anhänger von Systemen, egal ob es Fans von Sozialismus, Theokratie, Monarchie, Faschismus oder sonst was sind, argumentieren dass Menschen in ihrem System die schlechten Eigenschaften ablegen würden und ihre besten Eigenschaften zu Tage treten würden. Was hierbei die erwünschenswerten Eigenheiten sind, ist von Philosophie zu Philosophie unterschiedlich.
Ich würde aber behaupten, dass das Unsinn ist. Menschen bleiben, was sie sind, und tun was sie tun.
Der Grund warum Kapitalismus, wirtschaftlich, so erfolgreich ist, ist dass es das System ist das eine moralisch üble Eigenschaft, also Gier, vor den Wagen spannt und „hühott!“ schreit. Das führt dazu, dass alle mehr haben, aber aufgrund des oben erwähnten Zusammenhanges beinhaltet das „mehr Arbeit“. Das macht uns reich, was Geld angeht, würgt aber unsere Reproduktion ab.
Kinder zahlen sich in dem System nicht aus und das ist die Achillessehne aller materialistischen Systeme wie eben Kapitalismus und Sozialismus und führt zum evolutionären Ende dieser Systeme. Egal wie gut man in allem anderen ist: wenn ein System schlecht darin ist Kinder zu erzeugen, verschwindet es.
Der Punkt ist, dass Menschen keine Engel sind und sie werden auch keine in anderen Systemen. Die Idee ein System zu schaffen, dass den „Menschen besser macht“ ist in sich absurd, aber gleichzeitig ist genau diese absurde Idee die Basis praktisch aller Systeme, jenseits der Laissez Faire Ansätze wie Kapitalismus.
Und die abschließende Ironie ist, dass der Wettbewerb der Systeme, fundamental, wieder diesen Regeln folgt. Menschen die für eine Systemänderung eintreten tun das praktisch nie in der Hoffnung, dass ihr Status nach der Revolution geringer oder gleich ist, sondern erwarten sich immer eine Verbesserung.
Denn wie könnte es anders auch sein?