Lesen mit Marc und ein Tripr zum Erinnern

Auch Marc Zuckerberg hat also einen ganz konkreten Vorsatz für 2015 gefasst. Er will im kommenden Jahr alle zwei Wochen ein Buch lesen, weil Bücher „intellektuell sehr erfüllend" seien, wie der 30-jährige Facebook-Gründer nun offenbar während der Feiertage erkannt hat. Das stimmt schon einmal nicht, es gibt vermutlich viel mehr stumpfsinnige als intellektuell erfüllende Bücher, aber bitte. Lassen wir uns überraschen, wie viele Bücher sich Zuckerberg von den mittlerweile 30 Millionen Facebook-Nutzern empfehlen lassen wird. Die hat er nämlich in seinem Neujahrs-Post gebeten, ihm Vorschläge zu machen. Und nur darum geht es bei seinem Lesebekenntis: Aufmerksamkeit auf sein Netzwerk richten, Debatten und damit Klicks auslösen, noch größer werden und dabei gleich einige intellektuelle Dauernörgler für sich gewinnen, was sonst? Und natürlich gibt es auch ein paar Putzerfische, die von Zuckerbergs Lesevorsatz profitieren. Der Online-Supermarkt Amazon zum Beispiel. Und die glücklichen Autoren, die da in den kommenden Wochen gelesen sollen und dabei ganz nebenbei vermarktet werden.

Mit dem Sachbuch „The End of Power" von Moisés Naím hat Zuckerberg sein Buchklub-Jahr begonnen. Das Buch, in dem es um die Verschiebung herkömmlicher Machtstrukturen von einzelnen Personen zu vielen, von West nach Ost geht, war innerhalb weniger Stunden nach der Leseankündigung des Facebook-Gründers auf Platz 73 der Amazon-Verkaufscharts und ist derzeit nicht mehr lieferbar. Schon ist von einem Zuckerberg-Effekt die Rede, der an Oprah Winfrey erinnert. Bis 2011 gab die US-amerikanische Queen of the Talkshow in ihrer Sendung auch Lesetipps. Die empfohlenen Bücher wurden innerhalb weniger Stunden oder Tage zu Millionen-Bestsellern.

Im deutschsprachigen Raum schafft so etwas, wie man aus der Verlagsbranche weißt, übrigens niemand. Also niemand allein. Wenn ein Buch knapp hintereinander im „Spiegel", bei ARD-Bücherwurm Denis Scheck und in der „Bild"-Zeitung empfohlen wird, ja, dann verkauft sich ein Buch am nächsten Tag doch deutlich stärker. Die einzige, die Bücher hie und da im Nu und ganz allein zu Bestsellern machen konnte, war Elke Heidenreich mit ihrer Büchersendung „Lesen".

Kleines P.S. aus der Digitalwelt: Vermutlich nicht viel Erfolg dürfte die neue App der Betreiber der Dating-Plattform Tinder im deutschsprachigen Raum haben. Vor wenigen Wochen haben sie die neue Anwendung „Tripr" herausgebracht, die reisenden Menschen dabei helfen soll, unterwegs Kontakte zu knüpfen oder ungezwungene Dates zu vereinbaren. Blöd nur, dass der Name der App im Deutschen an eine ähnlich klingende Geschlechtskrankheit erinnert (die im Englischen aber anders, nämlich Gonorrhea, heißt). Umso amüsanter ist aber der Titel zum Text über die App im britischen Magazin „The Economist". Er lautete: „Make it a Tripr to remember".

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:16:57

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