Ein Körperteil eines toten Heiligen ist eine Reliquie, welche von Katholiken verehrt wird. Die Reliquie hat keinen sonderlichen materiellen, eher einen ideellen Wert. Im Dom zu Köln, wo ein Schlepperboot ausgestellt wird, ist die Reliquie vom Heiligen Papst Johannes Paul II. geklaut worden: ein Stoffläppchen mit einem dicken Tropfen Blut vom Papst.

Auf der Suche nach einer Erklärung für den Diebstahl ist der frühere Joachim Kardinal Meisner befragt worden, der über gute und diskrete Verbindungen die Papst-Reliquie nach Köln geschmuggelt hat, dabei versichernd, dass das Blut nicht von ihm sei. Der pensionierte Kardinal stellt sich vor, dass ein irregeleitetes religiöses Gemüt hinter dem Raub steckt, das den toten Papst für sich allein haben will. Die Absicht mag edel sein, wenn man den Heiligen privatissime verehrt.

Bisher tappt die Polizei im Dunkeln. Der blutige Tupfer ist unauffindbar.

Sehr wahrscheinlich hat eine niedrige katholische Charge sich die Reliquie angeeignet. Warum soll eine Dorfkirche keine Reliquie beherbergen? Reliquien wurden über die Jahrhundert verschleppt, damit das Volk die neue Kultstätte aufsuche, um dort sein Geld zu lassen. Der Dom zu Köln beherbergt eine weitere, weit wertvollere Reliquie: die Heiligen drei Könige, die es nie gegeben hat und die erst Jahrhunderte später plump in das Neue Testament eingeflochten worden sind. Diese kostbare und geldbringende Reliquie wurde in Mailand gestohlen und nach Köln verschleppt. Um die Echtheit dieser Reliquie zu steigern, wurden Anfangs des 20. Jahrhundert einige Knochen huldvoll nach Mailand zurückgeschickt.

Während also die platznehmenden Reliquien der Heiligen drei Könige ein Schwindel sind, ist die winzige Reliquie des polnischen Papstes echt. Doch wir wissen, dass eine Reliquie keinen materiellen, sondern nur einen ideellen Wert hat. Deshalb ist auch eine mutmaßliche Reliquie „wirksam“!

Mit anderen Worten: Es kommt nicht darauf an, ob die Reliquie echt ist.

Möglich, dass der blutige Tupfer bei eBay auftaucht, was nichts über die Echtheit der Reliquie aussagt. Einige 100 € wird man investieren müssen, um an das billige materielle Ding heranzukommen.

Wir wissen, dass die Verantwortlichen des Kölner Domes scharf auf die Reliquie sind, was nicht bedeutet, dass sie bereit wären, horrende Summen für die Wiedererlangung zu zahlen. Hat der Heilige Papst keine weitere Reliquie hinterlassen? Blutet der jetzige Papst nie? Auch er wird eines Tages heilig gesprochen und eine Reliquie werden. Doch das ist sekundär! Primär kann gesagt werden, dass die Kölner Dom-Verantwortlichen genauso religiös irregeleitet sind wie das Gemüt, dass die JP-II-Reliquie geklaut haben soll.

Was ist zu tun?

Da es um den ideellen und nicht um den materiellen Wert geht, ist es zweitrangig, ob die Reliquie echt ist oder nicht. Dies gilt sowohl für die drei Altheiligen aus dem Orient, wie für den Papst aus Osteuropa. Es wird sich doch jemand finden, der bereitwillig einen Tupfer oder ein Pflaster mit gut erkennbaren Blutstropfen dem Dom zu Köln stiftet, damit endlich Ruhe einkehrt! Denn alle guten Dinge sind drei: Endlich sind Könige, Papst und Flüchtlingsboot in Köln im fake vereint. Hallelujah!

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