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Wieder einmal kein Geld. Was tun? Eine Bank überfallen? Fürs letzte Kleingeld Lotto spielen und auf den großen Gewinn hoffen? Vielleicht etwas verkaufen. Aber was? Wertsachen, wie Schmuck habe ich nicht. Antiquitäten schon gar nicht. Ja und meine Schallplattensammlung ist mir heilig. Was kaufen und verkaufen die Leute so im www? Möbel, Autos, Kinderspielzeug, Bücher, Kleidung, eigentlich alles. Und vorwiegend sind all diese Produkte gebraucht. Auch die Kleidung. Spricht ja nichts dagegen. Ich habe ja als Kind schon aufgetragenes Gewand getragen. Auch heute gehe ich noch oft in den Secondhandladen. Doch da stoße ich auf eine Annonce, die mich doch etwas stutzig macht?

„Suche getragene Damenunterwäsche, zahle gut!“

Klingt ja spannend, denke ich mir. Also schaue ich mir die Anzeige genauer an. Die Angaben über die gewünschte Unterwäsche sind sehr detailliert angeführt. Sogar die Konfektionsgröße ist angegeben. Leider hat der Verfasser andere Vorstellungen, als ich in meinem Schmutzwäschekorb zu bieten habe. Alles Neue macht mich meist noch neugieriger, daher suche ich weiter im Internet. Gibt es da noch mehr derartiger Anzeigen? Und ob, es gibt mittlerweile eigene Portale dafür. Wie heißt es so schön, der Markt orientiert sich nach Angebot und Nachfrage.

Natürlich habe ich mich gefragt, was sind das für Menschen, die getragene Unterwäsche suchen. Die jede Menge Geld dafür ausgeben um so ein Stück duftendes Nichts an Kleidung zu bekommen. Geschmäcker sind verschieden, und eigentlich kann es mir egal sein, was die Person dann mit meiner Wäsche tut, oder? Oder ist es doch ein moralisches Problem?

Es ist ja wissenschaftlich erwiesen, dass der Mensch nach wie vor die Partnerwahl seiner Nase überlässt. Der Spruch, dass einem jemand nicht unter die Nase geht, kommt also nicht von ungefähr. Einen animalischen Urinstinkt, den wir in der heutigen Zeit kaum noch bewusst anwenden, denke ich. Untersuchungen haben auch ergeben, dass Männer den Duft von Frauen in der fruchtbaren Zeit um den Eisprung herum am angenehmsten empfinden.

Auch ich folge gerne meinem Riechorgan. So manche intensive Gerüche ertrage ich überhaupt nicht. Literweise über den Körper gegossenes Parfüm treibt mich in den Wahnsinn. Ich betrete auch nur äußerst selten diverse Drogeriemärkte, sie bereiten mir Kopfschmerzen. Natürlich spricht nichts gegen gesunde Hygiene, doch heutzutage empfinde ich die künstlichen Geruchswolken als äußerst unangenehm und bedenklich. Da kann ich mir schon gut vorstellen, dass dies auch so manch anderer Mensch so wahrnimmt. Welcher dann verzweifelt auf der Suche nach Natur pur ist. Der Geruch des Ursprünglichen. Das wahrliche Aroma der Frau. Die Nase des Mannes in benutzten Unterhöschen. Bio auch in Sachen Olfaktorium. Erotik besteht zu großen Teilen aus Phantasien. Gerüche regen diese wohl sehr an. Also warum nicht mit den getragenen Sachen andere Menschen glücklich machen?

Wir alle haben doch auch Gerüche aus der Kindheit in Erinnerung, die uns an die Vergangenheit wieder ins Gedächtnis rufen. Bei Oma roch es immer anders, als Daheim. Vielleicht ist der Mann verzweifelt auf der Suche nach den Wohlgerüchen aus längst vergangenen Tagen, wer weiß?

Einmal getragene Tangas oder die für eine Woche benutzten Pantys in Frischhaltefolie gepackt, damit nichts von dem betörenden Duft verloren geht. Es soll ja schon vorgekommen sein, dass Frauen ihre Höschen auf so manche Bühne eines Stars geworfen haben. Und das in der Öffentlichkeit. Warum soll ich dann nicht, anonym meine Dessous an unglückliche Männer verkaufen? Oder stört es doch ein wenig, wenn ein Fremder seine Nase in meine Intimsphäre steckt? Es soll ja auch schon Männer gegeben haben, die Unterwäsche als Trophäen gesammelt haben. Das womöglich auch noch ohne dass es die eroberten Damen bemerkt haben. Hier spielt wohl auchmeine Phantasie eine große Rolle. Warum sonst sollte ich Bedenken haben? Die Nachfrage ist da, die ganz speziellen Wünsche sind klar definiert, also spricht nicht wirklich was dagegen. Abgesehen davon, dass es eine kleine Einnahmequelle wäre, ich bräuchte weniger Wäsche waschen. Oder würde ich mehr als nur meine schmutzige Unterwäsche verkaufen?

Der gute alte Herr Goethe soll ja seiner Frau Charlotte von Stein gestanden haben, dass er sich das Mieder seiner Geliebten geliehen hat. Es bereitete ihn Lust, daran riechen zu können. Und Monsieur Napoléon Bonaparte schrieb angeblich seiner Joséphine: „Wasch Dich nicht mehr, ich komme bald zurück“ („Ne te lave pas, je reviens“). 1993 wurden  in Japan angeblich Automaten mit gebrauchter Unterwäsche aufgestellt.

Nun, also was spricht noch dagegen den Duft der Frauen in die weite Welt zu versenden? Einen Hauch olfaktorischer Phantasie für die feinen Nasen da Draußen.

©Bluesanne bedankt sich fürs Lesen!

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