Was eigentlich ist normal aber vor allem: Wer bestimmt, welche Liebe normal oder abnormal ist?

Es gibt literarisch und sprachlich viele davon. Von der Mutterliebe über die Heimatliebe hin zur platonischen oder den üblichen Klassifizierungen der geschlechtlichen Liebe. Und während die Liebe zu Kindern oder Eltern, zu Dingen oder Ideen im Großen und Ganzen akzeptiert wird - manchmal belächelt, manchmal mit Unverständnis bedacht - wird es an der Stelle, wo das Geschlecht der einander Liebenden scheinbar eine Rolle spielt plötzlich für viele schwierig, zu akzeptieren, dass die Liebe einfach da ist. Sie schert sich nicht um die Gaußsche Glockenkurve, nicht um die Moraltheologie irgendwelcher Religionen oder um Gesetze irgendwelcher Nationen. Warum aber fällt es vielen so schwer, das zu begreifen? Denn wenn auch die Toleranz in letzter Zeit stetig wächst, so wird die Kritik gleichzeitig immer harscher.

Der Versuch einer Deutung über die Mathematik: Rothaarige hatten es schwer in Mitteleuropa des tiefen Mittelalters. Das Lobbying war noch nicht erfunden, und wer hätte auch für eine Gruppe von unter fünf Prozent das Wort ergriffen. Für uns, mit dem Wissen der Jetztzeit ist das über die Vererbungslehre erklärbar und daher nicht mehr abnormal. Und was hat das jetzt mit der Liebe zu tun? Die Bibel (begonnen vor etwa 3200 Jahren, abgeschlossen vor knapp 2000 Jahren) hat die Welt unbestritten beeinflusst. Und sie (die Bibel) spricht von Mann und Frau. Von sonst nichts. Von fruchtbar und mehret euch und von Nächstenliebe (die hier aber die geschlechtliche Liebe nur zwischen eben diesem Mann und dieser Frau zulässt, sonst klappt ja das mit dem mehret euch auch nicht). Sie verurteilt auch alles andere als Sodom und Gomorrha und daher konnte das, was meiner Meinung nach immer schon eine Tatsache war, nämlich die Tatsache, dass es zur Liebe zueinander nur zwei Menschen braucht, die sich lieben, für manche Paare nur ganz im Heimlichen existieren und war, wenn es bekannt wurde, abnormal. Der Normalitätsbegriff ist für mich ohnehin mit der Tatsache des Individuums unvereinbar. Vielleicht ist ja wirklich die Anzahl der sogenannten heterosexuellen Paare größer, aber bedeutet das etwas?

Kommen wir aber zurück zu den Haaren. In Wirklichkeit gibt es heute auf der Welt etwa sieben Millionen Haarfarben, denn irgendwie ist doch jeder Mensch ein bisserl anders. Und genauso viele mögliche Liebenden gibt es. Und jede Liebe eines Menschen zu einem anderen wird ein bisschen anders sein. Und dass die Libido zu einem der stärksten Triebe gehört wird landläufig als Tatsache betrachtet. Warum aber meinen jetzt manche, dass die Liebe zwischen zwei Menschen vom Geschlecht abhängt? Ich denke, weil sie es sich nicht anders vorstellen können. Darum ist es auch zu wenig Schwule, Lesben, Asexuelle (ja, die gibt es auch, sie fallen nur in der Diskussion nicht auf) und auch jede andere sinnvolle oder sinnentleerte Bezeichnung sexueller Orientierung zu akzeptieren, wenn man selber anders ist, denn etwas zu akzeptieren bedeutet doch, es im Innersten abzulehnen, aber nach außen eben nichts mehr dagegen zu unternehmen. Das ist zu wenig. Es muss eine Tatsache werden, so wie die beliebige natürliche Haarfarbe, unabhängig von Prozentsatz oder Verteilung auf der Erde.

Und warum das für viele so schwer ist, nun dafür habe ich auch meine Überlegungen. Ein Mensch, der eine gesunde Libido hat und daher neben der gefühlten Liebe auch Freude und Spaß an der körperlichen Liebe hat, der kann es sich wahrscheinlich nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, die diese Begierde nicht genauso verspüren. Gibt es aber. Und warum kann er oder sie sich das nicht vorstellen? Ganz einfach, weil er das Gefühl seiner individuellen Liebe seit seiner Geburt kennt, nie aber in eine andere Liebe hineinsteigen kann.

Ich muss die Liebe zweier Menschen aber nicht verstehen. Das ist glaube ich der Kern des Problems, dass wir es verstehen wollen. Ich sollte mich einfach an dieser Liebe erfreuen (und ich darf natürlich auch eifersüchtig sein, wenn meine Liebe das selbe Ziel hat). Aber mehr ist meiner Meinung nach nicht zulässig. Das genetische Geschlecht, bestimmt durch eines von vielen Chromosomen darf dafür nicht den Ausschlag geben, ob etwas normal oder abnormal ist. Ehrliche Liebe ist für die Beteiligten schön, der Rest sollte nicht interessieren und vor allem nicht auf der Basis alter Bücher beurteilt werden. Die Liebe ist definitiv älter als alle Religionen.

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Herbert Erregger

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