Instabile zwischenmenschliche Beziehung - Zerissen zwischen Extremen

Andere zu beherrschen ist eine Stärke, Selbstbeherrschung ist wahre Macht. - Der chinesische Philosoph, 6. Jahrhundert v. Chr.

Was heißt zwischenmenschliche Beziehungen? Hat nicht jeder instabile Beziehungen? Hier die Sicht eines Speziallisten und einer Betroffenen.

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"Das Leben von Borderline-Kranken ist belastet durch das kontinuirlich wiederkehrende Muster chaotischer Beziehungen in allen wichtigen Bereichen - Familie, Liebe, Ehe, Arbeit."

- Dr. Jerold J. Kreisman/Hal Straus

Diese Zeilen zu lesen, als psychisch Kranke, geht an die Substanz, denn es beschreibt genau dein inneres Wohlbefinden. Nicht nur mein eigenes Wohlbefinden sondern auch das meiner Kollegen, meiner Familie und meiner Freunden. Für mich ist es sehr schwer, eine "normale" Beziehung zu führen. Normal ist relativ, ich kann einfach keine intakte, tolle zwischenmenschliche Beziehung ohne Hürden führen. Mein "chaotischer Sinn" bricht immer wieder durch. Ich habe ein Schema, das ich unbewusst immer wieder in Beziehungen mit hinein nehme. Jede Beziehung ist für mich eine emotionale Achterbahn im negativen und postiven Sinn.

"Die ständige Verwicklung in chaotische zwischenmenschliche Beziehungen ist eines der wesentlichsten Unterscheidungsmerkmale der Borderline-Persönlichkeitsstörung. Eine Untersuchung fand heraus, dass entsprechende Beziehungen und Impulsivität die beiden eindeutigsten Kriterien für die Definition der Borderline-Persönlichkeitsstörung sind. Bei depressiven Borderline-Kranken ist eine gestörte Beziehung primärer Vorbote für selbstzerstörisches Verhalten in Form von Selbstmordversuchen und Selbstverletzung. Ärger und Paranoia sind weniger starke Risikofaktoren."

- Dr. Jerold J. Kreisman/Hal Straus

Immer wieder denke ich mir, ich bin ein Kämpfer, aber ich werde in zwischenmenschlichen Beziehungen immer instabiler. Ich provoziere Streit und versuche alles, um diese Person zu verlieren, habe ich es soweit getrieben, nehme ich all meine Kraft und kämpfe um die Person. Wenn ich gerade in der "anderen" Welt bin und sehe, ich verliere denk Kampf um die Person, schneide ich mich oder kratz mir nicht zu selten die Hände auf. Dennoch denke ich mir immer wieder: ich bin eine Kämpferin. In klaren Momenten ist mir bewusst, dass ich eine starke Belastung für meine Familie bin. Habe ich eine depressive Phase, bin ich explodierend und im nächsten Moment ein Häufchen Elend, in dieser Phase schneide ich mir wieder die Hände auf. Ich habe Skills, aber in so einer Ausnahmesituation denke ich nicht daran.

"Borderline-Kranke neigen dazu, die äußere Welt entweder zu idealisieren oder abzuwerten, und übertragen diese Schwarzweißmalerei auch auf ihre Beziehungen. Wie Murmeln rollen diese Wahrnehmungsextreme auf einer ständig hin- und herschaukelden Tischplatte von der einen zur anderen Seite, ohne jemals zur Ruhe und in der Mitte ins Gleichgewicht zu kommen."

- Dr. Jerold J. Kreisman/Hal Straus

Das Beispiel mit die Murmel ist ziemlich gut erklärt. Ich finde nie Einklang mit mir selber, auch wenn ich entspannen will. Ich bin seit Jahren nicht mehr entspannt, denn ich habe immer eine innere Unruhe. Wie sich eine innere Unruhe für mich anfühlt? Ich lieg im Bett und schau fern, eigentlich für fast jeden ist soetwas entspannt, aber nicht für mich. ich habe immer wieder die Gedanken bei meinen zwischenmenschlichen Beziehungen, mache mir viel zu viel Gedanken über Menschen, die mir Nahe stehen und überlege immer fieberhaft wie ich diese Personen nicht verliere und gleichzeitig miste ich in meinen Gedanken meine Ferunde aus. Wenn ich baden bin, entspanne ich erst recht nicht, denn da kommt die Unruhe am meisten zum Votschein. Was für mich ganz schlimm ist, dass für mich die Welt entweder schön oder hässlich ist. Bei mir gibt es einen Hass auf die Welt und jeden einzelnen Menschen oder ich liebe die Welt und fühle mich wohl. In meinen Kopf gibt es entweder nur böse Personen oder sehr gute.

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Ich bin ein einfacher Mench, mit komplizierten Gedanken.

Aber die größte Angst ist von mir, dass ich eingengt werd. Ein ständiges Gefühl, dass ich von mir selbst und meinen Mitmenschen flüchten muss. Am meisten realisiere ich meine Neigungen wenn ich einen Blog schreibe, wie es sich anfühlt in so einer Spaltung zu leben. Borderliner brauchen sehr viel Anerkennung, Verständnis und Zuneigung dennoch darf man sie nicht einengen, denn dann fang das Chaos im Kopf an. Tatsächlich, verliebe ich mich sehr leicht - aber das Verliebtsein geht schnell in Hass über. Der ständige Druck eine Person verlassen zu müssen ist unendlich groß.

"Wenn ein Gefangener sieht, dass die Tür seines Gefängnisses offen steht, rennt er darauf zu, ohne innezuhalten und sich zu fragen, wo er zu Mittag essen wird." - George Bernhard Shaw, 1922

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Herbert Erregger

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fischundfleisch

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