Mein erster Entzug - Tablettensucht einer Borderlinerin

"Mich machen keine Tabletten abhängig, das ist doch alles nur Unsinn"

Es gibt viele Süchte.. Alkoholsucht, Drogensucht, Nikotinsucht, Hygienesucht etc.

Aber wenige denken daran, dass man auch von Tabletten süchtig werden kann, am Anfang dachte ich es auch nicht, bis ich einen kleinen Entzug machen musste. Jeder der einen Entzug hinter sich hat, weiß, wie es einem in den ersten Wochen geht.

Nach der Geschichte hoffe ich, ein paar Menschen die Augen geöffnet zu haben und hoffe, sie passen in Zukunft mehr damit auf, denn mir kosteten die Tabletten fast das Leben.

Das Ereignis ist jetzt ca. 2-3 Monate aus. Ich war auf Reha in Deutschland und mir wurden in der österreichischen Tagesklinik Anti-Epileptiker verschrieben, um die Stimmung aufzuhellen und meine Panikattacken zu vermindern. Diese Tabletten mussten einmal in der Woche um 25 mg erhöht werden bis ich auf 100-0-0-100 mg am Tag war. Sprich 8 Wochen wurden die Tabletten regelmäßig erhöht, bis wir die Wunschdosis erreicht haben.

Ihr müsst wissen,

ich bin generell gegen Tabletten

und die Ärzte haben lange Überzeugskraft gebraucht.

Die Tabletten brauchten natürlich lange, bis ich eine Wirkung verspürt habe. Als ich sie schon wieder absetzen wollte, merkte ich in der 3. Woche Veränderungen an meinem Gemütszustand. Die Tabletten haben also gewirkt. In der Zwischenzeit war ich schon auf Reha (In Deutschland bei einer Speziallklinik) und es wurde jede Woche brav um 25mg erhöht.

Ich war mit den Tabletten wesentlich besser drauf und es waren in 3 Jahren die ersten Medikamente, wo ich eine Wirkung wahrgenommen habe.

Ich nahm diese Medikamente sehr gern, mir gings einfach viel besser damit. In der 8. Woche (also in der letzten Woche der Erhöhung) hatte meine zuständige Ärztin vergessen, in der 7.Woche die Medikamten zu erhöhen. Also dachte sich die ach so schlaue, dass wirin 2 Tagen um 50 (!) mg erhöhen.

Ich habe die Ärztin, vor der Erhöhung, darauf hingewiesen, dass wir nicht in einer Woche und schon gar nicht in 2 Tagen soviel erhöhen dürfen. Sie meinte nur, das passt schon. Natürlich vertraut man der Ärztin, sie wird schon wissen, was sie macht.

Es war inzwischen Weihnachten und die Haut fing an zu jucken, ich bekam einen richtig derben Ausschlag mit Brennbläschen - am ganzen Körper. Die Ärztin war aber derzeit auf Urlaub. Ich reagierte schnell und bin gleich zum nächstbesten Arzt und hab ihm die ganzen Tatsache erzählt.

Wisst ihr, was "lustig" war? - Sie sind los gelaufen, so schnell wie möglich ein Gegenmittel holen.

Aber vorher haben sie mich 3 Tage vertröstet, dass es nur ein Ausschlag sei. Meine zuständige Ärztin war immer noch im Urlaub und ich war, weil es so wehtat, brannte und juckte, zu verschiedenen Ärzten gegangen und die haben mir bestätigt,

dass es für mich tödlich ausgegangen wäre, wenn ich nicht so schnell reagiert hätte.

Sowieso schon die Fassung verloren, durch solche Bestätigungenhaben sie mich von 200mg am Tag auf 0 mg in paar Minuten gesetzt. Normal schleicht man Tabletten aus, aber bei mir wars so akut, weils eine Überdosierung und eine darauf folgende Reaktion war.

Ich schwöre euch, bis zu dem Moment dachte ich noch nicht, dass ich Tabletten abhängig war!!!!!

Die Entzugerscheinungen fingen einen Tag nach der Absetzung der Medikamente an.. Mir war kalt, ich zitterte am ganzen Körper, Körperteile zuckten, hatte oft mit Bauchkrämpfen zu kämpfen. Immer öfter schliefen die Finger ein und ich hatte das ständige Verlangen, diese Tabletten wieder zu nehmen. Nebenbei hatte ich noch den Ausschlag, der kaum auszuhalten war, er juckte und brannte so. Ich kratze wie eine verrückte unter den Therapien, oft wurde ich sogar von den Therapien freigestellt, weil ich zu weinen anfing.

Ich wusste nicht, was in mir vorging, immer öfter wusste ich nicht mehr, wie ich ein Wort ausspreche, ich vergaß Sätze oder ich verdrehte die Wörter im Satz. Ich hatte mich selber schon so sehr geärgert.Es kann doch nicht sein, dass ich die Mundart/Deutsche Sprache verlerne.

Ich war mit meinen Nerven so am Ende, dass ich eine "Ersatzdroge" bekam, die ich bis heute teilweise ohne Grund zu mir nehme.

Ich war schon immer vorsichtig mit Tabletten und habe mich gewehrt nichts zu nehmen, aber jetzt schau ich noch 10x genauer hin!!!!

Aber derzeit bin ich noch von einem Medikament abhängig - die Schlaftabletten. Nehme ich sie tagelang nicht, habe ich solch einen Schlafentzug, dass ich oft stundenlang wach liege und weine...

5
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
5 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Herbert Erregger

Herbert Erregger bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:02

manx fella Phil

manx fella Phil bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:02

Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:02

irmi

irmi bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:02

Globetrotter

Globetrotter bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:02

12 Kommentare

Mehr von lebe.lache.liebe.