Manchmal mische ich mich ein, bei der einen oder anderen Diskussion, dann verfolge ich nur mehr, und zuletzt klinke ich mich aus, zumal, wenn sie beginnen aus dem Ruder zu laufen, wie wir immer wieder erleben dürfen. Es ist interessant, spannend oder einfach nur enervierend zu sehen wie über Dinge gestritten wird, die eigentlich nicht der Mühe wert scheinen. Sollte man in der Lage sein es objektiv zu beurteilen. Doch was heißt objektiv? Gibt es Objektivität an sich? Ist es möglich meine persönliche, subjektive Lebenswelt einfach auszublenden und nur die Sache zu sehen? Doch vor allem, warum steigert man sich in Themen hinein, oft auch nur in Nebenaspekte des Themas, die eigentlich nicht relevant sind – und doch wird gekämpft, als ginge es ums eigene Leben, oder noch schlimmer, das eines nahen Angehörigen. Dies auf Sturheit, Verbohrtheit oder einfach nur Rechthaberei zurückzuführen, ist mir eindeutig zu wenig. Aber warum geschieht es dann?

Vielleicht liegt es an der Angst vor Veränderungen, die Angst davor meine eigene Lebenswirklichkeit zu hinterfragen, Dinge, an die man seit Jahrzehnten festgehalten hat, plötzlich nicht mehr als legitim zu sehen. Wir wissen nicht woher es kommt, aber wir haben es eben so gemacht, richten uns darin ein und fühlen uns wohl. Da wird plötzlich eine Türe aufgestoßen zu einem anderen Raum, den wir nicht kennen. Wir können nur den Spaltbreit sehen, den wir von unserem sicheren Platz aus in der Ecke wahrnehmen. Nicht mehr. Wir wissen nicht was dahinter ist. Es könnte besser sein als das Bisherige. Aber das ist nicht sicher. Vielleicht ist das Bisherige nicht optimal, aber es ist zumindest etwas, das wir kennen. Da lassen wir uns nich drauf ein. Da bleiben wir lieber.

So werden wir weiter bei Ikea kaufen oder ein I-Phone haben, obwohl wir wissen, dass all diese Firmen Milliarden an Steuern sparen, die in den Staatshaushalten der Welt fehlen. Jetzt wissen wir es angeblich, jetzt, da die großen Panama-Akten aufgedeckt wurden. Blöd nur, dass das schon seit Jahren bekannt ist oder sein sollte. Doch so lange es keinen Aufhänger bildet in den Zeitungen, gibt es das auch nicht. Wir werden weiterhin Piccolinis und Perrier kaufen, auch wenn wir mittlerweile wissen oder wissen sollten, dass Nestle Wasser kauft und daneben die einheimische Bevölkerung verdurstet. Als hätten wir keine Alternative. Und der Markt wird es schon richten. Der freie Markt, der den Entwicklungsländern aufoktroyiert wird, auch wenn die reichen Industrieländer fleißig dem Protektionismus frönen. All das ist bekannt. Die, die es erzählen, sind jene aus Platons Höhlengleichnis, die es schafften die Höhle zu verlassen. Sie kehren zurück und erzählen es. Doch es wird ihnen nicht geglaubt. Weil man lieber sitzen bleibt und nicht hinsieht.

Panama ist kein Skandal, sondern etwas, wovon man mit Nestroy sagen könnte, „Es ist so öd, es ist so fad“, denn ein Skandal wäre es, wenn man gerade jetzt draufkommt, und nicht, wenn etwas ans Licht kommt, was seit Jahrzehnten gefördert und unterstützt wird.

Es wird sich dennoch nichts ändern. Ich kauf mir einen Wohnwagen und verlasse die gutbürgerliche Welt. Sollen sie sich doch abmühen. Das ist die resignative Variante.

Es werden sich manche überlegen ob es nicht doch anders gehen könnte. Dann werden wir gemeinsam die Welt verändern. Das ist die euphorische Variante.

Es ist doch sowieso egal. Ob hier, da, irgendwo, die Politik wird käuflich bleiben, die Konzerne ausbeuten und die Konsumenten in unseren Breiten sich daran freuen. Was geht es mich an. Das ist die gelangweilte Variante.

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zeit im blick

zeit im blick bewertete diesen Eintrag 06.04.2016 10:22:51

Petra vom Frankenwald

Petra vom Frankenwald bewertete diesen Eintrag 06.04.2016 08:11:53

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