Titelsucht und Titelhörigkeit

Titelsucht und Titelhörigkeit - Betrachtungen aus eigener Erfahrung

Als ich 1986 von Deutschland nach Österreich übersiedelte, ging es darum, Aufträge für meine selbständige Tätigkeit als Berater und Seminarveranstalter zu bekommen. (Ich mag Coach und Trainer nicht ;) )

Ich hatte einige Gespräche mit Personalverantwortlichen, die Alle unisono nach einem Hochschulabschluss, den ich nicht vorweisen kann, fragten.

Eines dieser Gespräche fand im, für Wiener wohlbekannten, Café Landtmann statt. Der Oberkellner begrüßte mich mit "Herr Doktor". Zunächst überhörte ich es und beließ es dabei.

Bei meinen späteren Besuchen dort war es immer wieder dasselbe. "Grüß Gott Herr Doktor" - Ich machte den Herrn Oberkellner darauf aufmerksam, dass ich über keinerlei akademische Würde verfüge. "Aber Herr Doktor, sie sehen wie ein Herr Doktor aus!" Die Steigerung war dann irgendwann, dass ich Dotore genannt wurde und nach wie vor genannt werde.

Was ist es, dass die Menschen so sehr nach akademischen Graden lechzen? Was macht den Unterschied aus zwischen einem Akademiker und einem Menschen, der zwar viele Ausbildungen absolviert hat, aber keine universitären Abschlüsse vorweist, dafür aber über ein ungeheures Maß an Lebens- und Berufserfahrung verfügt. Einer, der "weiß", wie der Hase läuft, einer der das, was andere auf der Uni lernen, im wahren Leben erfahren hat?

Ist es wirklich dieses Papier mit Stempel und Unterschrift, was die Wertigkeit des Menschen ausmacht?

Und nein, ich beschwere mich nicht! Gott sei Dank habe ich so viel Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein, dass ich auch weiterhin ohne Urkunden überleben kann.

Auf Universitäten wird gelehrt, wie wir Dinge, wie wir Abläufe, ja sogar wie wir Menschen "managen" können. Nirgends wird gelehrt, wie wir Begeisterungsfähigkeit, Loyalität und / oder Selbstbewusstsein erreichen können!

Und das sind die Werte, die, neben der fachlichen Qualifikation natürlich, nach meiner Erfahrung einen guten Mitarbeiter ausmachen.

Mit meinen Gedanken möchte ich erreichen, dass die Personalverantwortlichen einfach einmal darüber nachdenken, was Ihre Mitarbeiter wirklich wert-voll macht.

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Ich bitte um Verzeihung, dass ich nicht gegendert habe. Die Aussagen treffen natürlich ebenfalls auf die geschätzte Damenwelt zu. J

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FraMoS

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Hansjuergen Gaugl

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fischundfleisch

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Judith Innreither

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