Die Rheingrenze fällt: Baden-Württemberg und Grand Est zeigen, wie Europa geht

Die Vereinigung von Baden-Württemberg und der französischen Region Grand Est ist nun beschlossene Sache – ein historischer Schritt, der weit über die Grenzen der beiden Regionen hinaus für Aufsehen sorgt. Was einst als kühne Vision galt, wird nun zur Realität: Zwei Regionen, die durch eine jahrhundertelange gemeinsame Geschichte, durch Sprache, Kultur und wirtschaftliche Verflechtung verbunden sind, wachsen zu einer neuen europäischen Einheit zusammen.

Die historischen Wurzeln dieser Verbindung reichen tief. Bereits im Mittelalter bestanden enge Beziehungen zwischen den Herrschaftsgebieten beiderseits des Rheins. Die kulturelle Nähe ist bis heute spürbar, nicht zuletzt durch die Verbreitung alemannischer und fränkischer Dialekte, die auf beiden Seiten des Rheins gesprochen werden. Gemeinsame Traditionen, Feste und eine ähnliche Lebensart haben ein Band geknüpft, das politische Grenzen nie vollständig durchtrennen konnten.

Die neue Region profitiert von einer jahrzehntelangen engen Zusammenarbeit, die in zahlreichen grenzüberschreitenden Projekten und Institutionen ihren Ausdruck fand. Die Oberrheinkonferenz, die trinationale Metropolregion Oberrhein und die Eurodistrikte haben den Grundstein gelegt für das, was nun in einer politischen und administrativen Einheit mündet. Die Menschen am Oberrhein erleben bereits heute, wie gemeinsame Bildung, Forschung, Wirtschaft und Kultur den Alltag bereichern und neue Chancen eröffnen.

Gerade in einer Zeit, in der in vielen Teilen Europas nationalistische und rechtsgerichtete Bewegungen an Einfluss gewinnen, setzt die Vereinigung von Baden-Württemberg und Grand Est ein kraftvolles Zeichen für Offenheit, Vielfalt und ein gemeinsames europäisches Selbstverständnis. Während andernorts Grenzen wieder hochgezogen werden, verschwindet am Oberrhein eine der ältesten Grenzlinien Europas. Die neue Region steht für ein Europa, das auf Gemeinsamkeiten und Zusammenarbeit setzt, statt auf Abgrenzung und Isolation.

Als politischer Historiker blicke ich mit großer Zuversicht auf diese Entwicklung. Die Vereinigung zeigt, dass Europa mehr sein kann als eine Summe von Nationalstaaten: Es kann eine Gemeinschaft sein, die auf gemeinsamen Werten, einer geteilten Geschichte und kultureller Vielfalt basiert. Baden-Württemberg und Grand Est sind nun Vorbild für andere Regionen, die den Mut haben, über nationale Grenzen hinwegzusehen und gemeinsam eine bessere Zukunft zu gestalten.

Die Menschen am Oberrhein haben bewiesen, dass Versöhnung und Zusammenarbeit möglich sind. Jetzt zeigen sie, dass aus Nachbarschaft echte Einheit werden kann. In einer Zeit der Unsicherheit und des Wandels ist diese neue Region ein leuchtendes Beispiel für die Kraft der europäischen Idee – und ein mutiger Schritt in eine gemeinsame Zukunft.

0
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
0 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Noch keine Kommentare

Mehr von DasWundervonBern