Ex-US-Aussenministerin Rice bewertet Russ-Vert.Min. Schoigu als Idioten

Die frühere US-amerikanische Aussenministerin Condoleeza Rice sagte in einem Vortrag der Hoover-Institution, der russische Verteidigungsminister Schoigu sei ein Idiot.

Die Stelle mit der Bewertung der russischen Regierungspolitiker ist bei Minute 19.10 bis Minute 19.40.

Mit der Einschätzung von Schoigu als Idioten könnte Rice vielleicht fürchterlich falsch liegen.

Schoigu war derjenige, der verschiedenen Quellen zufolge ca. drei Wochen nach Putins kriegsankündigender Rede "Über die Einheit der Russen und Ukrainer" (und auch danach öfter) vorschlug, die russische Hauptstadt nach Osten, nach Sibirien zu verlegen.

Eine russische Hauptstadt weiter im Osten wäre auch weniger verwundbar durch Waffensysteme im Westen, z.B. in der Ukraine.

Auch ein etwaiges Bedrohungsgefühl, dass so manche Russen durch den Beitritt mittel-ost-europäischer Länder zur NATO empfinden könnten (auch und sehr wesentlich durch Putins Angstschürung), könnte durch Schoigus Idee, die Hauptstadt nach Osten zu verlegen, verringert werden.

Schoigus Vorschlag, die Hauptstadt nach Osten zu verlegen, ist eine von Putins Positionen abweichende Meinung, und man kann es auch so sehen, dass Schoigu damit auf Distanz zu Putin und seinem Kriegskurs ging/geht, was man als positiv und intelligent betrachten kann, und man kann auch davon ausgehen, dass diese Schoigu-Initiative einen moderierenden und kriegskritischen Einfluss auf viele Russen hatte und hat.

https://amazingcientific.com/30267791-shoigu-proposed-moving-the-russian-capital-to-siberia

http://www.russland.news/hauptstadt-nach-sibirien-verlegen/

https://de.wikipedia.org/wiki/Zur_historischen_Einheit_von_Russen_und_Ukrainern

Es mag schon sein, dass eben deswegen, weil Russland vielleicht ein sehr autoritäres System ist, Schoigu sich nicht offen äußern konnte, und Rice in ihren Gesprächen mit Schoigu eben wegen der russischen Quasi-Schweigepflicht oder Intelligenz-Versteckungs-Pflicht fälschlicherweise den Eindruck hatte, Schoigu sei ein Idiot.

Aber sie hat der Möglichkeit, dass Schoigu gezwungenermaßen sein Können, sein Wissen und seine Intelligenz versteckt haben könnte, vielleicht viel zuwenig Augenmerk und Beachtung geschenkt.

Alles in Allem kommt die Rede von Condoleeza Rice, die eine durchaus beachtliche Karriere an US-Universitäten gemacht und durchaus beachtliche Strategiepapiere geschrieben hat, mit einem seltsamen Ton daher, tendenziell vielleicht sogar so, als wären alle Russen Idioten, Säufer, Schläger, etc.

Eine derartige abschätzige und abwertende Haltung gegenüber der gesamten russischen Regierung kann sich auch als belastend für die internationalen Beziehungen erweisen, z.B. in einer Nachkriegsordnung nach einer etwaigen russischen Niederlage im Ukrainekrieg. Die Rede und der abwertende Ton, mit dem Rice alle erwähnten Russen als brutal, hirnlos, idiotisch, schwer-alkoholisch bewertet, könnte einen Neustart der Beziehungen zwischen Westen und Russland belasten.

Auch in Hinblick darauf, dass die USA ebenso wie Russland eine absteigende Macht sind, scheint eine derartige Überheblichkeit unangebracht.

Ich stimme auch überhaupt nicht überein mit Rice, was die Bewertung der chinesischen Ein-Kind-Politik in den 1980er-Jahren betrifft (bei Minute 21.50 im Video). Rice hat zwar recht, dass diese Politik negative Folgen hatte und hat, wie zum Beispiel den Männerüberschuss bzw. den Frauenmangel, die Femizide (in Form von Abtreibungen weiblicher Föten), weil Söhne ein höheres Prestige haben.

Aber der große Vorteil der chinesischen Ein-Kind-Politik, den Rice verschweigt, ist, dass er die Geburtenrate in China in rekordhaft kurzer Zeit von ca. 6 Kinder pro Frau/Paar auf 1.5 herunterbrachte, was auch Versorgungsprobleme und Kriegsgefahren stark verringerte. Ohne die Ein-Kind-Politik hätte China heute ca. 600 Millionen Einwohner mehr.

Und mit 600 Millionen Menschen mehr wäre in der chinesischen Führung vielleicht die Versuchung stark gewesen, Versorgungs- oder Überbevölkerungsprobleme durch Krieg zu lösen, z.B. auch durch Krieg um das dünn besiedelte Sibirien gegen Russland - ein derartiger Krieg zwischen Russland und China hätte leicht in einen atomaren Krieg eskalieren können, mit drastischen Folgen für die ganze Welt, zum Beispiel in Form des atomaren Fallout.

China mit seiner rekordhaft schnellen Senkung der Geburtenrate könnte auch ein gutes Vorbild sein für die islamische Welt, die von der Gesamtzahl der Menschen ungefähr China gleichzusetzen ist - und in zahlreichen islamischen Länder oder Regionen ist die Geburtenrate sehr hoch, z.B. bei eben den 6 pro Frau/Paar, die CHina vor der Ein-Kind-Politik hatte.

Allerdings - und das ist es ja vielleicht, worauf Rice hinauswill: ohne Ein-Kind-Politik hätte die VR China vielleicht Russland/Sibirien angegriffen, um die Nahrungsmittelversorgung und Siedlungsgebiete für die viel größere chinesische Bevölkerung zu erobern, und als Folge davon wären riesige russische Truppenkontingente in Sibirien gebunden gewesen, und Putin hätte dann vermutlich nicht die Ukraine angegriffen.

Allerdings wäre das schon ein ziemlich zynisches Kalkül, Millionen Russen oder Burjaten oder ähnliche inner-russische Minderheiten und zahlreiche Chinesen zu opfern, um einen Ukrainekrieg zu vermeiden, womit ich nicht sagen will, dass Rice es vertritt.

Rice erwähnt auch den "Washington Consensus", eine umstrittene Wirtschaftspraxis, mit einer gewissen US-Dominanz.

Ich verweise in diesem Zusammenhang auf folgenden Link:

https://de.wikipedia.org/wiki/Washington_Consensus

Rice erwähnt nicht den Afghanistan-Krieg der 1980er Jahre und sein Vorfeld mit möglichen Verhandlungen zwischen dem Westen und den afghanisch-islamischen Kämpfern. Der Afghanistankrieg führte (oder trug zumindest bei) zum Untergang zur Sowjetunion , zur Abrüstung und zur Friedensdividende (die Ersparnisse aus der starken Senkung der Rüstungskosten konnten für andere Zwecke freigemacht werden, z.B. Soziales).

Rice sprach auch nicht an die Möglcihkeit, dass die Terroranschläge von 9-11 (2001) die Folge eines gebrochenen Wiederaufbauversprechens durch den Westen bzw. die USA bzgl. Afghanistan sein könnten.

Auch die Einstufung Russlands als "disruptives Land" oder "disruptive Macht" ist äußerst fragwürdig. Putin kanns ich durchaus auf den Standpunkt stellen, er würde mit der "Multipolarität", die er auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2008 gefordert hatte, genau die Multipolarität der 5 Großmächte mit ständigem Sitz im UNO-Sicherheitsrat mit Vetorecht wiederbeleben und wiederbetonen, die eben in der UNO-Charta verankert ist.

Umgekehrt kann man auch die USA als die "disruptive Macht" betrachten, die das Gleichgewicht der 5 Großmächte, wie in der UNO-Charta festgeschrieben, zerstört hätten.

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