Heimweh nach den 80er-Jahren, früher war jedoch nicht alles besser

Die 80er waren irgendwie unaufgeregter, langsamer, berechenbarer vielleicht auch langweiliger als heute. Es gab auch damals Arbeitslosigkeit, es gab noch wenig öffentliche Kinderbetreuungsangebote und andere Defizite, aber wir waren eben jung. Unser Verdrängungsoptimismus lässt uns gerne an unsere Jugend erinnern.

Es gab den unheimlichen "Kalte Krieg", aber die bipolare Welt war übersichtlicher, als die heutige multipolare. Das neue Jahr 2016 hat mit einer Unzahl von Konflikten und Krisen begonnen und für viele ist die Welt der Globalisierung unübersichtlicher und viel stressiger geworden. Die Beschleunigung in der Arbeitswelt hat viele auch gesundheitlich belastet, viele leiden unter Jobverlustängsten im Zuge der digitalen Transformation. Banken und Medien und bald auch andere Branchen bauen sukzessive ein Drittel ihrer Mitarbeiter aus Kostengründen ab und Experten prophezeien uns eine 40% bis 50%-ige Verlustquote klassischer Jobs infolge der digitalen Transformation in den nächsten Jahren, wobei nur ein Teil durch neue Jobs substituiert werden kann.

Gleichzeitig war aber auch der Kapitalismus mit sozialem Antlitz damals noch menschlicher und nicht so alternativlos wie heute und vielleicht auch deshalb nicht so degeneriert und brutal. Seit 2008 Finanzkrise ohne Verantwortliche, Managerboni die mit menschlicher Leistung nichts mehr zu tun haben, politische Eliten, die ihre eigenen Interessen vor jenen "dem Volk zu dienen" stellen. Es passiert, weil es geduldet wird im Land der "Lethargiebürger", wo bleibt der zivile Widerstand. Weil hinter der Ecke keine große böse Systemalternative wie der Kommunismus mehr lauert aber auch die Jugendlichen in ihrer teilweisen Wohlstandsverwahrlosung geben sich zahm und politisch völlig avers, obwohl es um ihre Zukunft geht.

Die politische Klasse, der auch die Journalisten zu Recht zugeordnet werden, haben oft wenig Ahnung von der wirklichen Welt. Die Welt der Prekariate, der alleinerziehenden Mütter oder der Teilzeitjobmenschen und auch Arbeitslosen, die zum "Sterben" zu viel, zum "Leben" zu wenig haben.

Hinzu kommen die Abstiegsängste der Mittelständler und die zunehmende Spreitzung zwischen Arm und Reich.

Das von Amerika durch die Globalisierung importierte, neoliberale Wertesystem hat zu einer fortschreitenden Entsolidarisierung in unserer Gesellschaft geführt. Bei vielen Menschen wächst zunehmend das unangenehme Gefühl, die Gesellschaft beginnt sich zu spalten, ihr Zusammenhalt funktioniert nicht mehr so richtig. Die Bürger tragen dabei natürlich auch Mitschuld, den Solidarität lässt sich nicht politisch verordnen oder Integration.

Der zunehmende Materialismus in unserer Gesellschaft führt auch zu einer zunehmenden, geistigen Leere - zumindest bei Jugendlichen fällt diese Entwicklung auf, spricht man mit Lehrern

Auch diese von mir wenig geliebte "Political Correctness" versucht die Realität oft zu verniedlichen oder zu verdrängen. Man will auch an nichts Grausames erinnern, alles schönfärben. Die Welt ist nicht statisch, sondern dynamisches Phänomen und auch die schlimmen Zeiten können und werden sich wenn auch immer wieder mit anderem Gesicht wiederholen.

Die Feinde unserer offenen Gesellschaft (islamistische Imigranten, etc..) müssen wir vor die Alternative stellen, sich entweder zu integrieren - das muss auch überprüft werden - oder ansonsten sind sie bei uns nicht mehr willkommen.

Das Worthülsengeschwafel vieler Politiker vermittelt den Bürgern den Eindruck, dass nicht wirklich etwas weitergeht in unserm Land, Probleme werden nicht gelöst, sondern vor sich her geschoben (Bildungspolitik, Verwaltungsreform, Föderalismusreform, etc..).

Für die Gründung neuer Parteien stellen sich bürokratische und finanzielle Hürden entgegen, die oft so manche Initiativen wieder im Keim ersticken lassen. Wir brauchen eine einfachere und effizientere, direkte Bürgerbeteiligung.

Wir müssen unsere Wut täglich zum Ausdruck bringen auch im Verkehr mit der Bürokratie und dürfen sie nicht in uns hineinfressen. Lassen wir uns nichts mehr gefallen, maßvoll in der Art, aber hart bleiben in der Sache. Sich nirgendst abwimmeln lassen und bleiben, bis man sein Ziel erreicht hat.

Ich kann nur jeden einzelnen dazu aufrufen, Zivilcourage zu zeigen, klar zu sagen: "Das will ich nicht oder so will ich nicht leben". Ein Teil der Jugendlichen tut das schon. Eine weitere Beschleunigung der Arbeitswelt ist so nicht mehr tragbar. Es muss durch zivilen Widerstand ein Wandel zu einer wieder besseren Welt eintreten.

Wir müssen wieder Idealismus und gesellschaftliches Enagement zeigen. Auch die Bürgerinitiativen sind großteils wieder eingeschlafen, wir müssen mehr direkte Demokratie einfordern und das muss auch ohne rechts-oder linkspopulistische Parteien gelingen, die uns immer nur von Regen in die Traufe geführt haben.

Unsere Kontrollorgane, wie Rechnungshof haben fertige Konzepte in ihren Schubladen, können sie aber mangels politischer Macht nicht umsetzen. Man muss sie mit mehr Macht ausstatten.

Und eines soll auch klar sein, am deutschen Wesen braucht weder die EU und schon gar nicht die Welt genesen, wenn ich nur an die MERKEL'sche und GABRIEL'sche Politik denke.

Man kann heute sagen, dass weit mehr als die Hälfte unserer Bürger die Nase von den klassischen Koalitionsparteien (SPÖ, ÖVP) voll haben, weil sie sich immer weiter von der Lebensrealität entfernt haben und diese Parteien für sich selbst jenes System leben, das sie eigentlich bekämpfen sollten.

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Claudia56

Claudia56 bewertete diesen Eintrag 31.05.2016 08:51:50

Die Tempeltänzerin

Die Tempeltänzerin bewertete diesen Eintrag 30.05.2016 17:44:53

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