Wie viele Flüchtlinge hat Kardinal Woelki selbst aufgenommen?

Kardinal Woelki hat auf Facebook wieder einen rausgehauen – mit einem Videocast wendet sich der oberste Pastor des Kölner Doms – einem der Symbole für Deutschland schlechthin – an seine digitale Gemeinde.

Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons) https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pressekonferenz_zur_Ernennung_von_Kardinal_Woelki_zum_Erzbischof_von_K%C3%B6ln-2975.jpg

Es ist fast 14 Monate her, als sich vor den Toren „seines“ Doms die größte Massenvergewaltigung in der deutschen Geschichte abgespielt hat. Manch einer sagte sogar, das sei ein Terroranschlag gewesen, der statt mit Messern und Pistolen mit Fäusten und Penissen stattgefunden habe.

Der Kardinal fand Anfang Januar 2016, als die sozialen Netzwerke explodiert sind und sich die schweren Verbrechen jeder Nacht zum Jahreswechsel 2015/16 nicht mehr verheimlichen ließen, deutliche Worte: „Widerlich und unverantwortlich“ nannte er das Geschehene, „blanken Haß“ spüre er und das verstoße „gegen die menschliche Würde“

Um Mißverständnisse zu vermeiden: Er meinte nicht die zahllosen Verbrechen selbst, sondern die Reaktionen darauf. Seine größte Sorge galt etwas anderem: „Obergrenzenschützer und Populisten nutzen offenbar die Gunst der Stunde.“ Kurz gesagt: Vergewaltigungen sind zwar blöd, aber besser ist, wir reden nicht darüber, weil das der AfD ein paar Stimmen bringen könnte. Mit Schweigsamkeit zu sexuellen Übergriffen bei schutzlosen Personen hat die katholische Kirche ja auch eine lange eigene Tradition.

Milliped https://en.wikipedia.org/wiki/Catholic_Church_sexual_abuse_cases#/media/File:CatholicChurchAbuseScandalGraffitiPortugal2011.JPG

Nun stellt sich die Frage: Was will er seinen Schäfchen sagen? Er hat eine besorgte Mutter mit sieben Kindern gesehen? Ja, wo ist der Vater hin? Vielleicht alleine nach Deutschland? Oder im Krieg? Man weiß es nicht. Bettelnde Kinder, mißhandelte Frauen, kurzum – Elend und Not, soweit das Auge reicht.

Aber jetzt kommt die entscheidende Frage: Wie löst man solche Probleme? Indem man sie alle nach Deutschland holt? Für den Kardinal scheint genau das die einzige Lösung zu sein. Und dabei argumentiert er nicht rational, sondern ruft Instinkte hervor: Er erzählt Gruselgeschichten, bei denen abgesehen von einigen Unmenschen jeder Zuschauer und Zuhörer Mitleid empfindet.

Das ist nicht mal neu: Als im Januar auf dem Balkan der Winter ausbrach, lieferte das ZDF in bester HD-Qualität allabendliche Elendsübertragungen von Menschen, die auf Socken im Schnee in Serbien oder Kroatien ausharrten, in der Hoffnung, daß es doch irgendwie nach Deutschland weitergehen würde. Daß all diesen Menschen sofort geholfen würde, wenn sie dort, wo sie sich aufhalten, Asylanträge stellen, hat das ZDF verschwiegen. Schade, oder?

Doch was ist das Ziel? Eine Stimmung zu erzeugen, in der die Forderung gedeiht, man möge sie alle per Direktflug nach Deutschland holen? Denn anders ist das ja wohl nicht zu erklären. Und hier muß man die von Kardinal Woelki verweigerte Rationalität walten lassen: Deutschland kann nicht die Probleme der Welt lösen und erst recht nicht, indem man an allen nationalen und internationalen Rechtsnormen vorbei die Grenzen und den hiesigen Transferleistungsbezug für die Welt öffnet.

Und das sind dann die Nebeneffekte, die mit der Sogwirkung des grenzenlosen deutschen Sozialstaates auftreten: Daß Menschen auf Socken im Schnee bleiben, statt sich dort von staatlichen Stellen versorgen zu lassen. Denn wenn sie das machen, ist der Weg zum Asylanspruch in Deutschland so gut wie verbaut.

Auf Twitter ging im Januar ein Bild herum von einem Kind, dem nach Erfrierungen ein halbes Bein amputiert werden mußte. Es war grauenhaft und zum Heulen! Schon 2015 wurde – ebenfalls in bester HD-Qualität – ein Bild von einem Mann mit offenen Wunden an den Beinen im Fernsehen gezeigt, der sich irgendwie nach Deutschland geschleppt hat.

In beiden Fällen haben ein erwachsener Mann und die Eltern eines Kindes sich gescheut, in Kroatien, Serbien, Bosnien, Bulgarien, Ungarn oder wo auch immer Krankenhäuser aufzusuchen. Die Angst, daß die dortige Anwesenheit in irgendeiner Form vermerkt, registriert oder gespeichert werden könnte und das wiederum schädlich für den Asylantrag in Deutschland wäre, hat das verhindert. Auch darüber muß man reden, wenn man von humanitärer Politik und ethischem Handeln spricht.

Eine Frage wäre zum Schluß noch mal zu besprechen: Wenn die katholische Kirche der Ansicht ist, daß man das Elend in Afrika und Nahost lösen soll, indem man die Menschen massenhaft nach Europa holt: Wie viele Leute dürften dann im Vatikanstaat leben? Dieser ist übrigens vollständig von Mauern umgeben – und das obwohl Grenzen doch was gestriges sind. Ja, was denn nun? Kardinal Woelki? Papst Franziskus?

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