Eigentlich sollte ich mich momentan nicht mit Blog-Schreiben ablenken. Allerdings brauche ich wieder einmal eine Pause von Mannigfaltigkeiten und Co.

Ganz spontan habe ich letzte Woche das Selbstexperiment gestartet. Handy einfach abdrehen. Beim Lernen ist es dein größter Feind. Ich hatte es immer in einem anderen Zimmer liegen, aber schließlich wurde mir mein gutes Gehör zum Verhängnis. Das Virbieren nahm ich akustisch immer noch wahr (Umstellen auf "keine Vibration" ist mir zu mühsam... :-p). Mein PC hat vorige Woche den Geist aufgegeben. Das SSD war kaputt. Also musste er in die Computerfirma, damit die das Problem beheben. Ein sehr guter Freund stellte eben fest, dass das notwendig sei. Er war auch so nett und brachte ihn in den besagten Betrieb. Super, so konnte ich weiter lernen.

Die Firma rief mich am nächsten Tag an und es wurde eben alles besprochen. Nach ca. 5 Stunden meldeten sie sich wieder: Ich brauche das Gerät nur mehr holen. Zwecks Lernen verschob ich das aber bis auf Weiteres. Denn der PC lenkt im Grunde auch ab. Jetzt sitze ich beim Laptop und mache es nicht viel besser - nur merkte ich, dass mein Gehirn einmal Abwechslung will. Es ist schon logisch, warum in der Schule nicht vier Stunden Mathe hintereinander stattfinden. Am Ende dieser Session würde vermutlich der Lehrer an der Tafel im Stehen einpennen und die Schüler wären wohl genauso in ihrem Land der Träume - auf einem karierten Heft schläft es sich bestimmt gut.

Uni hat aktuell oberste Priorität, was aber nicht heißt, dass ich den ganzen Tag lerne. Das geht einfach nicht - selbst wenn man es wirklich will.

Ich stellte allmählich fest, dass ich auch ohne Computer halbwegs gut zurechtkomme. Anfang Oktober sah ich zufällig eine Sendung, wo die Schüler freiwillig für zwei Tage ihre Handys abgeben durften - zwecks Experiment. War schon witzig, wie manche sagten, dass sie heute erreichbar sein müssen und es dafür brauchen. Als sie ihre Mobiltelefone wieder zurückbekamen, sagten sie, was sie alles verpassten. X Whatsapp-Nachrichten, Y SMS, Z Anrufe usw. Aber es war jetzt nichts "Lebenswichtiges".

Nachdem mit der Computerfirma alles geregelt war, ging ich davon aus, dass die mich wohl nicht mehr anrufen werden. Am nächsten Tag habe ich das Handy wieder in einem anderen Raum platziert. Es kam ein Anruf, die Vibration hörte ich natürlich wieder. War nicht wirklich störend, aber ich dachte mir "wer isn des scho wieda? Hoits zaum." Nach fünf Minuten vibrierte es nochmals. Könnte ja doch etwas wegen meines Computers sein - schauen wir halt nach. Angewidert stand ich von meinen Zetteln auf - nur um zu sehen, wer leicht stört.

Es war der Freund, der mir den PC ein paar Tage zuvor in die Firma brachte. Letztere hat mir gesagt, dass alles passt. Also was will der werte Herr? Wird nicht so wichtig sein - anderenfalls kann er mir noch immer eine SMS schreiben. Eben genau deshalb ärgerte ich mich - weil der Grund für den Anruf nicht wirklich triftig war. Er weiß genau, dass ich zu lernen habe und stört mich in der "Arbeitszeit". Die logische Schlussfolgerung: Voller Überzeugung drehte ich das Handy ab. Am Abend hätte ich nochmals den Laptop gebraucht. Allerdings fährt das Handy schneller hoch als das Notebook. Somit aktivierte ich ersteres kurzfristig, um schnell ins Internet zu gehen. Währenddessen vibrierte es für 20 Sekunden durchgehend. So viele SMS. Lustigerweise waren das lauter verpasste Anrufe vom besagten Freund.

Inzwischen hatte er mir eine Mail geschrieben, wo dann auch stand, was er wollte. Mein erster Gedanke "und deshalb rufst gefühlte 100 Mal an?". Egal - kurz darauf habe ich das Handy wieder in den Tiefschlaf versetzt.

Am Wochenende war ich zu Hause, aber lernte trotzdem. Ich wollte im Internet etwas recherchieren. Bzw. eine Definition verifizieren, da ich sie in meinem Skriptum nicht so ganz verstand. :-D

Wieder hatte ich die Wahl zwischen Handy und Laptop. Analog zur Situation drei Absätze zuvor entschied ich mich für ersteres. Es war inzwischen knapp über einen Tag komplett "tot". Ich war de facto nicht erreichbar. Wieder kamen SMS von verpassten Anrufen meines Kumpels. Als ich in die Mails schaute, war da auch etwas von ihm. "Ich weiß eh, dass du viel zu tun hast, aber...". Wenn er das weiß, warum hält er dann nicht den Schlapfen?! Gerhard, wie viel kostet eine entsprechende Therapie?

Meine Kinderfrau hat mich bestimmt drei Wochen oder so nicht angerufen, auch keine Mails. Ich habe mir einmal gedacht, was wohl mit ihr und ihrem Mann sein wird. Ob es ihnen gut geht? Der besagte Freund meinte dann "Schreib erna afoch a Mail. Waun wos warad, hättast es scho erfohrn." Stimmt, darauf werden sie schon reagieren. Denn vielleicht haben sie gerade keine Zeit und ich würde ungünstig anrufen. Das mag ich selbst nicht, deshalb mache ich das bei anderen genauso wenig. Letztendlich war es dann genau so, wie ich vermutet habe. Sie hatten Stress in der Familie.

Seht ihr nun den extremen Gegensatz? Mein Kumpel machte bezüglich meiner Kinderfrau den Vorschlag mit der Mail. Aber selbst kann er sich nicht darauf beschränken. Auf seine Mail (siehe vorletzter Absatz) antwortete ich das Nowendigste und ließ es damit sein.

24 Stunden später brauchte ich wieder einmal kurz das Handy-Internet. Diesmal nur ein verpasster Anruf. Wer das wieder einmal war, ist nun wohl jedem klar. Zu dem Zeitpunkt vermutete ich, dass er wirklich momentan nur sich selbst sieht und nicht bedenkt, wie diese Aktion gerade auf andere wirkt. Also er sich nicht überlegte, wie ich reagieren könnte? Er wollte es vermutlich einfach nicht wahrhaben, dass ich jetzt nicht verfügbar bin.

Es gab zu Hause Mittagessen, als auf einmal jemand klingelte. Wie aus der Pistole geschossen sagte ich noch zu Mama "Sog erm, i bin net do oder irgendsowos", bevor sie zur Tür ging. Natürlich war es mein Kumpel. Er wollte fragen, ob ich mit ihm essen gehe. Ich werde ihm schon nach meiner Prüfung sagen, dass dieses Verhalten weder nett noch cool ist. Das ist einfach nur aufdringlich und nervig. Mama stamperte ihn hinaus und es kehrte Ruhe ein. Unangemeldetes Erscheinen ist bei mir ein Nogo, das habe ich ihm schon öfters gesagt. Auch ein inaktives Handy ändert für mich nichts an dieser Tatsache. Wenn ich ihn 1 Jahr nicht gesehen hätte, würde das einen Unterschied machen - aber dem ist ja nicht so.

Am nächsten Tag musste ich am Abend das Handy puncto Wecker kurz einschalten. Ich sah wieder einen verpassten Anruf von ihm. Es vergeht scheinbar kein Tag, wo er mich nicht mindestens einmal anfunkt. Irgendwie komme ich mir in Bezug auf ihn schon ein bisschen wie ein Vater vor, obwohl er sogar älter ist. :-D Allgemein ist er sehr verlässlich bzw. immer zur Stelle, wenn ich ihn brauche. Aber seine "Verzweiflungsanrufe" (kA, wie ich das sonst nennen soll) gehen einem tierisch am A****.

Jedenfalls hatte ich kein komisches Gefühl, als ich z.B. ohne Handy einkaufen ging. Beim Laufen habe ich letzteres sowieso nie dabei. Von Runtastic und dem anschließenden Posten der Laufroute auf FB halte ich nicht viel. Habe ich nicht nötig. Wenn ich mit dem Auto unterwegs war, nahm ich es natürlich mit. Hatte es also nur für Notfälle dabei.

Letztendlich könnte ich vermutlich sogar ohne Handy leben. Bei anderen (z.B. meinem Kumpel) sieht man, dass die damit ihre Probleme haben. Ich bin nicht jemand, der jeden Tag mit Person X telefonieren will. Wozu auch, wenn es nicht notwendig ist? Lieber rede ich persönlich und erledige nur das Wichtigste telefonisch.

In der Situation mit dem Kumpel spielte ich quasi die Rolle der "Frau". Also ich verstehe, dass so keine Dame auf ihn happig sein wird. Aber das kann auch anderen Leuten (wie z.B. mir) auf den Keks gehen. Mich regt es deshalb auch nicht auf, dass ich von vielen Freunden bestenfalls 1x im Monat etwas höre. Wenn man sich dann persönlich trifft, ist das immer wieder toll. Ich hätte nichts dagegen, wenn man z.B. 1x pro Woche telefoniert. Aber bitte nicht jeden Tag - das ist meiner Meinung nach echt übertrieben. Wie seht ihr das bzw. wie habt ihr das mit euren Freunden geregelt?

Nach der Prüfung werde ich das Handy wieder "normal" verwenden. Also nicht dauerhaft ausschalten. Das Stören beim Lernen durch letztlich unwichtige Anrufe von meinem Kumpel brachte mich folglich auf das Experiment "Handy aus".

Bevor jetzt irgendwelche Kommentare kommen, ob das mit dem Freund nicht auch an mir liegen könnte oder so? Sicher, ich bin mir dessen bewusst. Wenn es an der Zeit ist, werde ich ihn auch persönlich auf sein Fehlverhalten aufmerksam machen. Aber momentan habe ich keinen Kopf dafür, die Prioritäten sind derzeit anders gesetzt.

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