Rauf und runter berichtet wurde über die tragischen Ereignisse rund um das Zerschellen eines Airbusses an einer französischen Felswand. Es wurden genug Spekulationen und Thesen aufgestellt, welche beinahe davon abgelenkt hätten, dass es da um 150 Menschen geht, deren Leben abrupt ein Ende fand. Dramatisch für die Betroffenen müssen die letzten Minuten und Sekunden abgelaufen sein - und schwer wird es für die Hinterbliebenen sein, die Lücke, die da in ihr Leben gerissen wurde, so zu akzeptieren, dass wieder Freude und Unbeschwertheit Platz finden kann.

Nein, hier geht es nicht um weitere Begründungsversuche für das Unbegreifliche. Es geht darum, welch seltsame Blüten die öffentliche Auseinandersetzung mit dem die Luftfahrt verändernden Geschehen dieser Tage noch treibt: wird doch allen Ernstes in den Social Media auch darüber diskutiert, ob es nicht an der Zeit sei, Männern den Zugang zum Beruf des Piloten zu verwehren. Schließlich sei doch bekannt, dass nur Männer auf die Idee kommen könnten, das Leben anderer zu riskieren.

Skuril, spannend, erschreckend. Eigene Frauenflugzeuge also soll es geben, welche auch extra gebucht werden können. Was ist dann das nächste? Eigene Restaurants mit ausschließlich Männern in der Küche, weil doch Frauen - wie man aus Krimis weiß - so gerne vergiften?

Ist der Kampf der Geschlechter allen Ernstes schon so weit fortgeschritten, dass solche Forderungen aufgestellt werden? Sind die abbrundtiefe Skepsis und der Drang nach Revange für die erlittenen Diskrimierungen der weiblichen Vorgenerationen echt schon so weit fortgeschritten? Ist es soweit in unserer Gesellschaft, dass man sich als Mann für sein Geschlecht schämen muss?

Natürlich kann man solchen Forderungen zu Gute halten, dass sie durch eine Vermengung der Emotionen zu den zeitgleichen Berichten zum Todfesflug und zum Equal-Pay-Day aufgekocht und außer Kontrolle geraten sind. Dass dieser Gedankensprung daher lediglich überspitzt war und die Forderung eher symbolisch gemeint ist. Um quasi drastisch und provokant vor Augen zu führen, in welchem Rollendenken wir oftmals verhangen sind. Dann, aber nur dann kann man ja durchaus zustimmen und dazu einladen, einmal mehr miteinander ehrlich darüber nachzudenken, was jeder und jede einzelne von uns beitragen kann, dass es allen Mitgliedern unserer Gesellschaft möglich wird, ungeachtet des Geschlechts seine eigenen Wünsche zu verwirklichen.

Und dennoch erschreckt es. Denn so ein Funke ernstgemeinter Spannung ist da schon drin, wenn man den Verlauf der Diskussionen ansieht. Konsequent weitergedacht mündet das Gedankenspiel wohl in einer endgültigen Separation von Mann und Frau. Womit der gern strapazierte Spruch, Männer kämen vom Mars und Frauen von der Venus, bei entsprechender Weiterentwicklung unseres Wissens über Raumfahrt und Kolonialisierungsmöglichkeiten anderer Planeten eine skurile Realität werden könnten: Männer auf den Mars, Frauen auf die Venus. Fraglich halt, wie dann die Arterhaltung der Menschheit noch funktionieren könnte.

Wollen wir das? Oder geht es um echte Gleichberechtigung, die unser Ziel ist? Sofern letzteres der Fall ist sollte es doch möglich sein, dass Mann und Frau einander gerade für die Unterschiede jene Wertschätzung schenken, welche das Leben so schön machen können und bereichern. Weg mit dem Stempel der nach den äußeren Geschlechtsmerkmalen geprägten Vorurteile. Her mit der Akzeptanz, dass wir Menschen Individuen sind, welche sich von ihren Bedürfnissen und Lebenszielen nicht in zwei Kategorien einteilen lassen. Lernen wir doch einfach, in Fragen der Gleichberechtigung den Menschen zu sehen. Den Menschen, der sich auch dann nicht ändern wird, wenn er eine Geschlechtsumwandlung vornehmen lässt.

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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Hansjuergen Gaugl

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