Hausbesuch vom Facharzt: Leichter gesagt als gefunden!

Wegen einem entzündeten Auge und dem damals wirklich sehr schlechten Allgemeinzustand meiner Mutter brauchte ich dringend einen Augenarzt, der Hausbesuche macht. Das klingt vielleicht für all jene, die dieses Problem noch nie hatten, marginal. In der Praxis ist es eine echte Herausforderung. Es ist die Suche nach der sprichwörtlichen Stecknadel im Heuhaufen.

Nach einer Reihe von vergeblichen Versuchen bekam ich den entscheidenden Hinweis von einer Krankenschwester der Caritas, die meine Mutter damals, vor circa einem Jahr, auch betreute. Also flugs die Mobiltelefonnummer des Augenarztes gewählt, der sich zu meiner Überraschung auch sofort meldete. Angesichts des stark entzündenten Auges meiner Mutter konnte ich dem Augenarzt nur vor die Wahl stellen: "Entweder, die kommen heute noch, oder ich muss die Rettung rufen."

Und der Augenarzt kam noch am selben Abend!

Dazu muss gesagt werden, dass mich der Facharzt schon am Telefon darauf hinwies, dass der Hausbesuch privat zu bezahlen ist. Was grundsätzlich verständlich ist, denn mit den paar Euro, die selbst ein Facharzt für eine Diagnose auf Kosten der Krankenkasse bekommt, ist ein Hausbesuch ganz sicher nicht kostendeckend durchzuführen. Ganz abgesehen davon, dass sich gerade ein Augenarzt teure Geräte zulegen muss, um auch mobil die wichtigsten Untersuchungen durchführen zu können.

Mein nächstes Facharzt-Hausbesuch-Problem: Eine Neurologin

Augenscheinlich und in Kenntnis der Diagnose Morbus Parkinson hatte der schlechte Zustand meiner Mutter auch neurologische Gründe. An einen Besuch in der Praxis beziehungsweise einen Krankentransport war nicht zu denken. Ganz abgesehen von der stundenlangen Wartezeit im Wartezimmer. Das wäre meiner Mutter damals nicht zuzumuten gewesen. Also machte ich mich auf die Suche nach einer mobilen Neurologin.

Diesmal kam der entscheidende Tipp von einer der Pflegerinnen meiner Mutter, die zu diesem Zeitpunkt bereit rund um die Uhr versorgt wurde. Auch die Neurologin war binnen weniger Tage zu Hause bei meiner Mutter. Natürlich wieder nicht auf Kasse, sondern privat. Allerdings habe ich noch nie zuvor erlebt, dass sich ein Facharzt derart intensiv und lange (beim ersten Mal fast eine Stunde lang) mit dem Leiden meiner Mutter auseinandergesetzt hat. Da wird einem der Unterschied zwischen Kasse und privat sehr eindrücklich vor Augen geführt ...

Und dann brauchte meine Mutter einen neuen Zahnersatz ...

Woher ich den Tipp mit dem mobilen Zahnarzt habe, weiß ich nicht mehr. Aber auch er kam noch am Tag des Anrufes bei meiner Mutter vorbei. Natürlich kann ein Zahnarzt zu Hause im Wohnzimmer nicht bohren, schleifen, Abdrücke machen, usw., dafür habe ich für den Hausbesuch aber auch keine Rechnung erhalten. Es war also klar, dass meine Mutter "irgendwie" in die Ordination des Zahnarztes kommen muss. Zu meinem großen Erstaunen meinte er: "Gemeinsam schaffen wir das, mein Sohn und ich helfen ihnen beim Transport ihrer armen Mutter." Dazu kam es dann doch nicht, denn glücklicher Weise besserte sich der Zustand meiner Mutter ein paar Wochen später und ich konnte sie gemeinsam mit einer der 24h-Pflegerinnen halbwegs problemlos selbst transportieren.

Und neulich wurde der Ruf nach einem Hautarzt lauter

Den Tipp bekam ich von der Praktischen Ärztin meiner Mutter. Ich rief in der Ordination an und frage, ab der Herr Doktor tatsächlich Hausbesuche macht. Beantworten konnte mir das die nette Dame am Telefon nicht, aber sie versprach mit bis Mitte der darauffolgenden Woche einen Rückruf des Arztes.

Heute um 13:00 Uhr rief mich der Hautarzt an. Und fragte, ob ich um 14:15 Uhr bei meiner Mutter sein könnte, er käme gleich vorbei. Ob ich den Hausbesuch privat bezahlen muss, danach habe ich gar nicht gefragt. Erstens ging ich fest davon aus, dass ich privat bezahlen muss. Zweitens brauchte ich einen Hautarzt (nicht nur wegen der Dringlichkeit, sondern auch weil einem pflegenden Angehörigen wie mir durch so einen zeitlich fix vereinbarten Hausbesuch sehr viel Zeit erspart bleibt!).

Der Hautarzt kam pünktlich, schaute sich meine Mutter an, stellte ein Diagnose - und verlangte die eCard meiner Mutter. Nix privat zahlen, auf Kasse! Dann gab er mir (weil ich meine Mutter zur Behandlung dann doch einmal zu ihm in die Ordination bringen muss) seine Mobilnummer und sagte: "Rufen sie mich morgen wegen einem Termin an, wir finden binnen zwei Wochen ein Zeitfenster außerhalb der Ordinationszeiten, dann muss ihre Mutti nicht warten."

Beim Verabschieden sagte ich dann zum Hautarzt: "Vielen, vielen Dank, Herr Doktor. Menschen wie sie sind für pflegende und gleichzeitig berufstätige Angehörige wie mich ein wahrer Segen! Ich danke ihnen sehr herzlich!"

P.S.: Ich hatte mit dem Augenarzt sogar schon die Idee eine Plattform für Fachärzte, die Hausbesuche machen, ins Leben zu rufen. Dazu kam es aus Zeitmangel nicht. Aber hilfreich wäre so eine Plattform für viele pflegende Angehörige und eingeschränkt mobile Personen sicher.

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Eveline I.

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Spinnchen

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