Pflegekosten: 40.239 Euro kostete die Pflege meiner Mutter im letzten Jahr

Meine bald 77-jährige Mutter ist ein Pflegefall. Seit über 25 Jahren lebt sie mit der Diagnose Morbus Parkinson, hat ein schwaches Herz und nur mehr ein Auge. Dafür geht es ihr zwar erstaunlich gut (wobei gut in diesem Zusammenhang ein relativer Begriff ist), aber sie benötigt rund um die Uhr Betreuung und Pflege. Meine Mutter wird zu Hause in ihrer Gemeindewohnung rund um die Uhr gepflegt. Eine feine Sache, die ihr einen wertvollen Rest an Lebensqualität sichert. Aber eine teure Angelegenheit.

Seit Januar 2015 muss meine Mutter 24 Stunden am Tag betreut werden. Die drei Pflegerinnen (zwei 24h-Pflegerinnen plus eine zusätzlich Pflegerin, die mehrmals pro Woche stundenweise kommt) kümmern sich liebevoll um sie. Und ich als ihr einziges Kind regle und organisiere alles drum herum. Arztbesuche, Amtswege, Großeinkäufe, das Finanzielle und wie jedes Jahr mache ich die Arbeitnehmererklärung, vulgo Steuerausgleich.

Sämtliche Ausgaben für Pflege und Betreuung können als Außergewöhnliche Belastung von der Einkommensteuer abgesetzt werden. Also saß ich letztes Wochenende im Büro, habe alle Belege zusammen gesucht und die Ausgaben summiert. Obwohl ich als „Finanzminister“ meiner Mutter sämtliche Ein- und Ausgaben gut im Griff habe, hat mich die Endsumme verblüfft:

40.239 Euro – nur für Pflege & Betreuung!

40.239 Euro, das sind 3.353 Euro pro Monat für Pflegepersonal, Krankenhausaufenthalte, Hausbesuche von Fachärzten, Physiotherapie, Heilbehelfe und Medikamente.

Und bitte nicht vergessen: die klassischen Lebenshaltungskosten – Miete, Strom, Gas, Lebensmittel (für meine Mutter und die 24h-Pflegerinnen), Radio, TV und Telefongebühren (der Weg zur Befreiung davon wird eine eigene Geschichte!), Reparatur der Waschmaschine, usw. – kommen zu diesen 3.353 Euro monatlich mit gut 1.000 Euro pro Monat noch dazu. Das ergibt dann in Summe Kosten von etwa ...

… 4.500 Euro pro Monat!

Meine Mutter bekommt seit September 2015 Pflegegeld der Stufe 6 (davor Stufe 5) und erhält monatlich einen Zuschuss für die 24h-Betreuung vom Bundesamt für Soziales. Inklusive Kostenersätze der Krankenversicherung hat das staatliche Sozialsystem meine Mutter mit durchschnittlich 1.575 Euro monatlich unterstützt. Das ist sehr viel Geld, trotzdem bleiben circa 2.900 Euro pro Monat, die meine Mutter selbst aufbringen muss.

Wer kann sich das auf Dauer leisten?

Glücklicher Weise bezieht meine Mutter zusätzlich zu ihrer eigenen, kleinen Pension auch noch die Witwenpension meines Vaters. Die gesamte, bezahlte Einkommensteuer wird sie auf Grund ihrer hohen Ausgaben für Pflege und Betreuung zurück bekommen (was meiner Erfahrung nach Monate dauert, die Finanz ist bei der Rückzahlung solcher Beträge nicht sehr motiviert).

Trotzdem kann sich meine Mutter den „Luxus“ der 24h-Pflege nur leisten, weil sie ein paar tausend Euro auf der hohen Kante hat. Aus diesem finanziellen Notgroschen buttert sie jeden Monat die fehlende Differenz von ein paar hundert Euro dazu (respektive mache ich das für sie). Und wenn diese Reserven in drei, vier Jahren aufgebraucht sind? Was dann?

Dann werde ich alles dafür tun, damit ich diese paar hundert Euro monatlich bezahlen kann! Denn wegen ein paar hundert Euro im Monat, die meiner Mutter dann für die beste Betreuung und Pflege in ihren eigenen vier Wänden fehlen, schicke ich sie ganz sicher nicht in ein Pflegeheim (für das sie sicherheitshalber bereits eine Förderbewilligung hat)!

Pflege und Betreuung wird in Zukunft sicher viel mehr Menschen betreffen und ebenso sicher nicht günstiger werden. Habt ihr schon einmal daran gedacht, dass es auch euch und eure Angehörigen treffen kann?

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Spinnchen

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Achim Zahaby

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Aysel Stern

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