Veraltete Daten und die Debatte um den Megalockdown

Karl Lauterbach - Foto: Sean Gallup - Parodie/Meme: Pommes Leibowitz - Text geändert von Offler

Momentan tobt mal wieder eine Debatte um die Verschärfung der Corona-Regeln durch die Medien. Karl Lauterbach vermutet oder befürwortet eine deutschlandweite FFP2 Maskenpflicht, die der fleißige Herr Söder ab heute für seine Bayern im ÖPNV und Läden befohlen hat.

Nun stellt sich zum einen die Frage, was FFP2-Masken eigentlich bringen sollen. Modelle mit Ventil blasen die Abluft ungefiltert in die Umwelt und bringen so keinen Schutz dritter vor Aerosolen. Mehr zum Thema gäbe es hier: ffp2-masken-dos-und-donts. Zum anderen ist der Grund für Regelverschärfungen fragwürdig. Die Zahlen des RKI sind teilweise bis zu 4 Wochen alt. Die Ärztezeitung berichtet zum Zahlenmaterial:

Berlin. Im neuen Jahr scheint alles noch viel schlimmer: So berichtet etwa die „FAZ“ am 14. Januar: „Abermals neuer Höchststand an Corona-Todesfällen. Binnen 24 Stunden wurden 1244 weitere Todesfälle gezählt, wie das Robert Koch-Institut unter Berufung auf die Gesundheitsämter mitteilte.“ Was aber, wenn sich die zitierten 1244 Todesfälle gar nicht in den vergangenen 24 Stunden ereignet haben? Was aber, wenn diese Zahlen rund vier Wochen alt sind und jetzt erst beim RKI „aktenkundig“ werden?

Leider ist es genau so: Zwischen dem Zeitpunkt, an dem sich die Todesfälle ereignen, und dem Meldetag vergehen etwa vier Wochen. Das zeigt eine Analyse des IGES Pandemie Monitors. Danach sind zwischen dem 1. November und dem 14. Dezember die täglichen Meldungen des Robert Koch-Instituts (RKI) deutlich hinter den tatsächlich eingetretenen Todesfällen zurückgeblieben. Der Meldeverzug erreichte damals eine Größe von über 7000 Todesfällen. Dieser Stau wurde dann im neuen Jahr quasi aufgearbeitet, was zwischen dem 7. und dem 8. Januar dann geschafft war….

Dieses Meldesystem hätte am Ende des vergangenen Jahres seinen Bankrott erklären müssen. Es hat zu keiner Phase der Pandemie die Hinweise geliefert, die für gezielte Maßnahmen erforderlich gewesen wären. „Diffuses Geschehen“ war mehr oder weniger das einzige, was aus ihm herausgedrungen ist, obwohl es in der Lage wäre, die Schlüsselinformationen zu liefern.

Quelle: https://www.aerztezeitung.de/Politik/Deutschland-im-Corona-Blindflug-416280.html

Toll!

Es wirkt so, als wäre Deutschland ein Entwicklungsland. Irre ist auch, was alles vom RKI und den Gesundheitsämtern nicht geliefert wird. Aber als skandalös sehe ich die momentane Verschärfungsdebatte unserer Politiker an. Diese sollten eigentlich über die Unzulänglichkeiten des RKI Zahlenmaterials informiert sein, und auch aus diesen etwas veralteten Zahlen ist erkennbar, dass die Infektionszahlen momentan sinken, die Auslastung der Intensivbetten zurückgeht und zur Zeit geltende Einschränkungen offenbar ausreichen.

Tagesschau titelt heute: Der Vizekanzler fordert angesichts der Pandemieentwicklung einen längeren und schärferen Lockdown. FFP2-Masken wünscht sich Olaf Scholz (SPD) ebenfalls. Besonders süß finde ich dann von Politikern solche Sätze wie: “FFP2-Masken sollten an sozial schwache kostenlos ausgegeben werden” (Karl Lauterbach (SPD)). Sollten? Ich dachte die SPD sitzt mit in der Regierung, warum werden Masken nicht schon lange in Hartz IV eingepreist und/oder kostenlos an sozial schwache abgegeben? Heiko Maas (SPD) hat wieder einmal den Vogel abgeschossen: “Geimpfte sollten wieder ihre Grundrechte ausüben dürfen”.

Lasst Euch den Spruch von Heiko Maas mal auf der Zunge zergehen, wer also ungeimpft bleibt, hat keine Rechte. Kommt jetzt die Armbinde für Ungeimpfte, Berufsverbot oder sperren wir sie ein? Wann tritt Herr Maas zurück, oder wird die SPD ein Fall für den Verfassungsschutz?

Auch Herr Söder von der CSU war mit seiner Forderung nach einer Impfpflicht für Pflegekräfte keinen Deut besser. "Es kam vom Ethikrat" ist er dann zurückgerudert. Ethikrat? Klingt wie irgend ein Regierungsgremium mit Berufenen. Jens Spahn (CDU) weist Markus Söders Forderung nach einer Impfpflicht zurück, er habe “sein Wort gegeben”, dass die Impfung freiwillig bleibt. Dafür macht sich Frau Van der Leyen (CDU) für einen europäischen Impfpass stark, ein Schelm der böses dabei denkt…

Dabei ist völlig offen, ob Geimpfte nicht trotz Impfung Corona übertragen können und wie lange ein Impfschutz vorhält. Abgesehen davon, dass es momentan in Deutschland eher am Impfstoff als den Impfwilligen fehlt.

Der sächsische Ministerpräsident Kretschmer (CDU) fordert übrigens auch nachdrücklich eine Verschärfung der Corona-Regeln. Klar, kann man machen, nur muss man da auch die Betroffenen wie z.B. Einzelunternehmer wesentlich besser unterstützen. Mit dem Impfen scheint es in Sachsen nicht zu laufen, da liegen wir im Deutschlandvergleich auf dem letzten Platz. Ich glaube 2,6/1000 wurden bisher (1x?) geimpft. Auch das Verhindern des Sterbens fällt in Sachsen besonders schwer. Das wären eigentlich genügend Hausaufgaben für die sächsische Landesregierung b.z.w. die SPD Gesundheitsministerin Petra Köpping.

„Die Zahl der Todesfälle von Personen, die zuvor laborbestätigt an COVID-19 erkrankt waren, steigt seit Anfang Oktober von Woche zu Woche an“ berichteten die Statistiker am Freitag. In der 51. Kalenderwoche gab es insgesamt 4484 beim Robert Koch-Institut (RKI) gemeldete COVID-19-Todesfälle.

„Besonders auffällig ist die Entwicklung der Sterbefallzahlen weiterhin in Sachsen“, stellten die Wiesbadener Statistiker fest. „Die Differenz zum Durchschnitt der vier Vorjahre nimmt dort seit Oktober von Woche zu Woche deutlich zu.“ In der 41. Kalenderwoche Anfang Oktober hatte die Zahl der Sterbefälle noch unter dem Durchschnitt gelegen. In der 51. Kalenderwoche hat sich die Zahl – bezogen auf den Durchschnittswert der vier Vorjahre für diese Woche – mehr als verdoppelt: um 109 Prozent beziehungsweise 1226 Todesfälle.

Auch in Brandenburg (plus 41 Prozent), Hessen (plus 32 Prozent) und Thüringen (plus 36 Prozent) lag die Zahl der Sterbefälle weit über dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019.

Quelle: https://www.aerztezeitung.de/Politik/Deutliche-Uebersterblichkeit-in-Deutschland-416279.html

Übrigens, wer denkt wir Sachsen wären an der Infektionslage selbst schuld, der sollte bedenken, dass Polen und Tschechien mit deutlich höheren Inzidenzwerten angrenzen. Bis Weihnachten sah die sächsische Landesregierung keinen Grund den Grenzverkehr in irgend einer Art einzuschränken…

FDP-Chef Lindner forderte bei Anne Will die Beteiligung des Bundestags, sollte es zu weiteren Freiheitsbeschränkungen kommen. Huch, am Bundestag vorbei, das steht so aber nicht im Grundgesetz. Das ist also längst überfällig. Ein Gremium der MPs und der Kanzlerin steht ebenfalls nicht im Grundgesetz. Abgesehen davon, dass es keinen wirklichen Grund für weitere Einschränkungen gibt.

Aber der “Megashutdown” scheint am Bundestag vorbei schon beschlossene Sache zu sein und wird offenbar zumindest europaweit von irgendwoher gepusht. Auch Österreich rüstet sich, angeblich in Absprache mit “Mutti”, für weitere Verschärfungen…

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